KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS



“Polizeiübergriffe in Genua”



Kirsten Wagenschein berichtete – offiziell akkredidiert – für die Berliner Tageszeitung “junge Welt” aus Genua.
Beim Polizeisturm auf die Diaz-Schule wurde sie verhaftet. Nachfolgend Auszüge aus ihrem Bericht in "junge Welt, Berlin (27.7.2001)"


"Seit Mittwoch abend bin ich raus aus dem Knast Volghera. Endlich. (…) Ich war eine der ganz wenigen Verhafteten, die überhaupt keine Schläge abgekommen haben. Als die Polizei am vergangenen Wochenende die Diaz-Schule in Genua gestürmt hatte, bin ich, wie andere auch, in Todesangst in dem Gebäude hin und her gerannt. Ich konnte mich zunächst in einer Besenkammer verstecken und hatte gehofft, sie würden mich nicht finden. Ich war erst fünf Minuten vor dem Polizeisturm zu Recherchearbeiten über die Antiglobalisierungsbewegung in die Schule gekommen. Wäre ich eine Viertelstunde später gekommen, dann hätte ich gar nicht mehr in die Schule gehen können. Es war reiner Zufall, daß ich verhaftet wurde. Tatsächlich haben mich Polizisten nach einer Weile aber doch gefunden. (…) Ich wurde nach unten in die Haupthalle geführt, ohne daß ich geschlagen wurde. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich dort noch etwa 70 Personen, von denen bestimmt 50 verletzt waren. Die Hälfte von ihnen war blutüberströmt und schwer verletzt. Von den vorausgegangenen Übergriffen hatte ich persönlich nichts direkt mitbekommen, harrte ich doch in meinem vermeintlichen Zufluchtsort aus. Ich habe unten in der Halle allerdings gesehen, wie Leute übel zusammengeschlagen wurden. Niemand hat sich gewehrt, weil die Polizeipräsenz und -brutalität zu massiv war. Ich sah eine Frau auf einer Treppe stehen. Jeder Polizist, der an ihr vorbeiging, hat mit seinem Knüppel auf sie eingeprügelt. Ein Schlag ins Gesicht hat den Kiefer der Frau gebrochen und die vorderen Zähne ausgeschlagen.

Von Anfang an hatte ich deutlich darauf hingewiesen, daß ich Journalistin bin. Ich hatte meine Akkreditierung umgehabt, meinen Presseausweis in der Hand und immer wieder gerufen: Presse, Presse, Presse. Doch das hat keine Rolle gespielt und wurde ignoriert. Ein Zivilpolizist hat schließlich die Ausweise angeschaut und durch die Zähne gepfiffen – frei nach dem Motto: Was haben wir denn da gefangen. Schließlich wurde mir alles abgenommen: Rucksack, Dokumente, alles. Die italienischen Behörden wußten von Anfang an: Die Verhaftete Kirsten Wagenschein ist eine akkreditierte Journalistin.

Im Anschluß wurde ich zusammen mit den anderen Festgenommenen in eine Kaserne gefahren. Hände über dem Kopf – so wurden wir alle durchsucht. Wir wurden an die Zellenwand gestellt, ungefähr 40 Frauen und Männer. Die meisten von ihnen in der einen oder anderen Form verletzt. Es gab ganz viele Kopfverletzungen und Nasenbeinbrüche. Die Polizisten hatten augenscheinlich gezielt auf die Köpfe geschlagen. Diejenigen, die versucht hatten, sich schützend Hände vors Gesicht zu halten, hatten neben den Verletzungen am Kopf eben auch noch einen Gipsarm. Und alle standen wir Gesicht zur Wand, Beine breit und Hände über dem Kopf. Ich weiß nicht, wie lange wir so stehen mußten. Man verliert dabei jegliches Zeitgefühl.

Immer wieder sind Polizisten reingekommen, haben uns die Beine auseinandergetreten und die Arme hochgeschlagen, damit wir möglichst unbequem stehen. Auch diejenigen, deren Arm oder Bein bei dem Polizeiangriff gebrochen worden war, mußten so stehen. Und immer wieder haben die Polizisten geflüstert: Tonfa, Tonfa (ein Schlagstock aus Hartholz, Anm.). Es war ein stundenlanger totaler Psychoterror, und immer wieder wurden Leute auch geschlagen.
ch habe dies nicht selbst gesehen, da ich wie alle anderen mit dem Gesicht zur Wand stehen mußte. Doch jeder von uns hat die Schläge und Schreie gehört. (…) Wer auf die Toilette wollte, mußte durch ein Spalier von Polizisten gehen. Auf dem Rückweg habe ich einmal mit eigenen Augen gesehen, wie in einer anderen Zelle ein Mann von einem Polizisten mit einem Tonfa auf den Bauch geschlagen wurde. Der Polizist hat ihn mit der einen Hand an der Schulter hochgehalten, mit der anderen geschlagen. Der Verprügelte hat geschrieen und geschrieen, doch er wurde weiter geschlagen. (…)”


Aktuelles:


KPÖ Oberösterreich: Jetzt Unterstützungserklärung unterschreiben!
(14.7.2021)

...mehr


Die Europäische Linke fordert einmal mehr das Ende der Blockade gegen Kuba
(13.7.2021)

...mehr


Die neue Juli Volksstimme 2021 ist da!
(13.7.2021)

...mehr


KPÖ Graz: Unsere Kandidatinnen und Kandidaten für Graz
(10.7.2021)

...mehr


38. Parteitag der KPÖ: In der ältesten Partei Österreichs übernehmen Junge das Ruder
(21.6.2021)

...mehr

Volksstimme - Politik & Kultur - Zwischenrufe links