KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Das 3-Klassen Bildungssystem der USA



Wer das US-Bildungssystem betrachtet, der/die kann erkennen, wohin die Reise gehen soll. Die Privatisierung der Bildung, eine Entwicklung, die bei uns erst im Entstehen begriffen ist, gehört dort längst zum Alltag.

Die Entwicklung des Bildungssystems in den USA

Die Frage eines öffentlichen Bildungssystems tauchte in des USA erstmals im Rahmen der industriellen Revolution auf. Aufgabe des Bildungswesens sollte sein, die angehenden ArbeiterInnen zu disziplinieren und auf die Fabriksarbeit vorzubereiten, sowie die zahlreichen Einwanderer zu amerikanisieren, wobei besonders die religiöse Erziehung einen wichtigen Stellenwert einnahm. Nach der Befreiung der SklavInnen durch den amerikanischen Bürgerkrieg wurde erstmals die Forderung nach öffentlicher Ausbildung für alle aufgestellt. Die Kinder der Reichen wurden ohnedies von privaten HauslehrerInnen ausgebildet. Die Anzahl der Jugendlichen, die eine Schule besuchten, stieg rasant an, jedoch bildete sich sehr schnell die Trennung nach Hautfarbe im Bildungssystem heraus. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die öffentlichen Schulen von 70% der Jugendlichen besucht. Ein wichtiger Einschnitt bildete das Jahr 1965, in dem nach dem Motto "seperate is not equal" versucht wurde, die Trennung nach Hautfarbe im Schulwesen zu beseitigen. Dies löste Empörung bei den weißen Eltern aus, die daraufhin nach Wegen suchten, ihre Kinder aus den gemischten Schulen wegzubekommen. Im Süden wurden daraufhin weiße Eliteschulen gegründet. Im Norden wurden die Schulen finanziert durch Einkommenssteuern, die in den verschiedenen Distrikten unabhängig voneinander eingehoben wurden. Das hatte natürlich zur Folge, daß in den von ärmeren und mehrheitlich farbiger Bevölkerung bewohnten Gebieten wenig Geld für das Bildungssystem vorhanden war, in den von der reichen und meist weißen Bevölkerung bewohnten Gebieten ein relativ hoher Standart erreicht wurde. Die weißen Familien zogen aufgrund dieser Tatsache in Scharen weg aus dem von farbiger Bevölkerung bewohnten Gebiet, vor allem in den Großstädten, und siedelten sich in den wohlhabenderen Gegenden an. Das öffentliche Bildungssystem der USA wurde aufgrund dieser Entwicklung immer ungleicher, anhand von sozialen und rassistischen Kriterien. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, daß diese rassistischen Mechanismen ein zentraler Motor der Privatisierung des Bildungssystems sind.

Privatisierung der Bildung

Der Einzug der kapitalistischen Verwertungslogik in das Bildugssystem der USA ist vielfältig.
Zum einen stellen die Schulen und Universitäten ein wichtiges Betätigungsfeld für die Werbung dar. Die entsprechenden Firmen bestehn in den meisten Fällen auf exklusive Verträge, also auf das Monopol auf Werbung in einer Schule. Bei Getränkemarken, zB. Coca Cola, haben diese Verträge auch den Nebeneffekt, daß auf dem Schulgelände dann nur diese Marke angeboten werden darf. Ein häufiges Phänomen ist auch die Privatisierung der Schulverwaltung bzw. Administration, die von privaten Managementfirmen übernommen wird. Eine weitere Profitquelle stellt der Ankauf von Lehrbüchern dar, die ehemals von staalicher Seite hergestellt wurden, und nun von Privaten gekauft werden. Hohe Gewinne werden auch durch den Ankauf von knock out-Tests durch externe Firmen erzielt, die beispielsweise Eignungstests für den Aufstieg von der achten zur neunten Schulstufe erstellen und auswerten. Die Besonderheit dieser Tests besteht darin, daß von den Behörden nicht nur die Fragebögen, sondern auch die gewünschte knock out- Rate mitbestellt wird.
Die mit der Privatisierung einhergehende Orientierung der Wissensvermittlung auf die unmittelbare Verwertbarkeit der Ausbildung und der Ausgebildeten drückt sich in den USA in einer Dreiteilung der öffentlichen Ausbildung aus. Zum einen gibt es die Eliteschulen, aus denen die Wirtschaft die technischen Fachkräfte schöpft. Konzerne, wie zB. Microsoft, investieren in diese Schulen, was zur Folge hat, daß die Ausbildung direkt auf die Bedürfnisse des Konzerns abgestimmt wird. Der zweite Bereich umfasst die "Ausbildung" zu Billigjobs, vor
allem im Dienstleistungsbereich. Bekanntes Beispiel dafür ist die "Burger King" Akademy. Den dritten Bereich stellen die Schulen für den verarmten Teil der Bevölkerung dar, die vorwiegend von Farbigen besucht werden. In diesen Schulen besteht eine enorm hohe Kriminalitätsrate, die Polizei befindet sich permanent in den Schulen und die Anzahl der Schüler, die vom Unterricht
suspendiert werden, übersteigt oft 40%. Was die "Verwertbarkeit" dieser Schulen betrifft, so stellen sie in erster Linie eine Vorbereitung auf die Gefängnisarbeit dar, die in den USA zu einem enormen Wirtschaftszweig herangewachsen ist.

Auseinandersetzungen

In Zuge dieser Bildungspolitik entwickelten sich in jüngster Zeit etliche Protestaktionen und Auseinandersetzungen. So konnte im Staat Kalifornien eine Vereinheitlichung der Bildungsfinanzierung durchgesetzt werden, was eine Revolte der reaktionäre Kreise hervorrief.
Ebenso wurden die oben genannten knock out- Prüfungen in vielen Fällen boykottiert. Eine breite Protestwelle entstand gegen die geplante vollständige Privatisierung von Schulen in einigen Bundesstaaten. Für Unmut sorgen auch die Pläne der Bush Administration. So sollen die Budgetausgaben für das Bildungswesen um 15% gesenkt werden. Ein weiteres Vorhaben besteht darin, dass in einigen Staaten bereits praktizierte System eines Bildungsschecks auf die gesamte USA auszudehnen. Bei diesem System erhalten die Eltern einen Bildungsscheck in der Höhe von 1000 Dollar pro Jahr und Kind. Dann können sich die Eltern "aussuchen" an welche der meist schon privatisierten Schulen sie ihr Kind schicken. Dabei liegt es natürlich auf der Hand, daß die besseren Schulen mehr Schulgeld verlangen als der Bildungsscheck beinhaltet.

Gerade die Entwicklungen in den USA zeigen, daß es nicht ausreicht nur gegen die Privatisierung aufzutreten, sondern, daß es nötig ist, für eine staatliche, kostenlose und vor allem gleichwertige Ausbildung einzutreten.

Tom Hubmayer


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