KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Leo Mikesch,
KPÖ-Landesvorsitzender OÖ
Mail leo.mikesch@austromail.at

Sepp Teufl – Kommunist im Widerstand



Ansprache in Mauthausen am 28. Oktober 2001 anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel für Sepp Teufl und Genossen


Werte Genossinnen u. Genossen, Kameradinnen und Kameraden, werte Damen und Herren!


Wenn wir im Anschluss die Enthüllung der Gedenktafel für unseren ehemaligen KPÖ-Landesobmann Sepp Teufl vornehmen, so wollen wir uns hier noch einmal an sein Leben und Wirken erinnern.

Sepp Teufl wurde am 24. November 1904 in Wien geboren. Schon als Jugendlicher zeichnete er sich durch eine ungemein scharfe Beobachtungsgabe aus. Seine Zeugnisse in der Fortbildungs- und Staatsgewerbeschule zeugten von sehr guten Lernerfolgen. Er erlernte das Handwerk eines Maschinenschlossers und ging durch die Schmieden der revolutionären Arbeiterbewegung Oberösterreichs.

Er arbeitete in der Lokomotivfabrik Kraus und Comp. und von 1926 bis 1929 in den Steyrwerken. Diese Zeit war prägend für sein Klassenbewusstsein und später noch erzählte er davon, wie schwierig es gewesen sei, den Arbeitskollegen verständlich zu machen, dass das Akkordsystem eine besonders raffinierte Methode der Ausbeutung ist. 1927 heiratete er seine Frau Johanna. Aus dieser innigen Verbindung stammen seine beiden Söhne Otto und Josef sowie die Tochter Inge.

1929 trat Sepp Teufl als Schlosser in den Dienst der Linzer Tabakfabrik ein. Und mit ihm kam auch ein frischer Wind in die Fabrik. Die Arbeitskollegen der „Hofpartie“ wählten ihn, den hochqualifizierten Arbeiter zum Betriebsrat. Im Gewerkschaftsausschuss setzte er ein Protestresolution gegen den Justizmord an Sacco und Vanzetti in den USA durch. Als Mitglied des Schutzbundes bereitete er den Boden dafür vor, dass die besten Kämpfer des Schutzbundes nach dem Februar 34 zur kommunistischen Partei kamen.

Ende 1933 trat er als leidenschaftlicher Warner bei Versammlungen mit Otto Bauer auf, und wies darauf hin, dass man den Kampf rechtzeitig aufnehmen müsse. Bei der Neuorganisation der KPÖ 1933 wurde er zum Landesobmann gewählt. An den Februarkämpfen nahm Sepp Teufl bis zu deren bitteren Ende teil. Einem der Führer des Aufstandes, Richard Bernaschek, sollte er später auf so tragische Weise im KZ-Mauthausen wieder begegnen.

Es folgten Verhaftungen und eine zähe umsichtige illegale Tätigkeit. Die Direktion der Tabakfabrik warf ihn auf die Strasse und die Austrofaschisten inhaftierten ihn in Wöllersdorf, wo er mit den Genossen Fürnberg und Honner zusammen einsaß. Eine Haftbeschwerde von Sepp Teufl lehnte die damalige Sicherheitsdirektion unter „Graf Reverta“ mit der Begründung ab, er, Teufl, habe sich der „Nachsicht nicht würdig erwiesen.“

1938 wurde er zusammen mit anderen Gemaßregelten wieder in der Tabakfabrik eingestellt. Die Nationalsozialisten begannen nun mit einem zähen Werben um den bekannten und beliebten Arbeiterfunktionär, der inzwischen Mitglied des illegalen Zentralkomitees der KPÖ geworden war. Gauleiter Eigruber bemühte sich persönlich um den Einfluß des angesehenen Arbeiterführers, für die Nationalsozialisten nutzbar zu machen. Die Abfuhr, die er sich dabei holte, scheint er nicht vergessen zu haben, wie spätere Äußerungen Eigrubers belegen.

Sepp Teufl und seine Mitkämpfer begannen wieder, vorsichtig ein Netz von Verbindungen zu knüpfen und seine Familie erkannte an seinem ernsten Verhalten, dass er wieder mitten in der gefährlichen illegalen Arbeit stand.

Sepp Teufl, ein seiner Familie, der klassischen Musik und den großen Kulturtraditionen innig verbundener Mensch, las in dieser Zeit sehr viel, war Stammgast in Antiquariaten und trug Werke über Beethoven, Mozart und Bruckner zusammen.

Am 20. Mai 1944 besuchte er mit seiner Tochter Inge eine Aufführung von Verdis „Requiem“ im neuen Dom zu Linz. Auf eine Frage seiner Tochter, was ihm lieber wäre, wenn er die Entscheidung hätte: Die Musik oder die Politik ?

Habe er eine Weile überlegt und dann mit scherzhaftem Lächeln diese Alternativfrage zurückgewiesen, und ihr erklärt, dass der politische Kampf Vorrang habe, solange die Unmenschlichkeit des Faschismus an der Macht sei.

Im September 1944 schlug die Gestapo zu. Von vornherein ging es offenbar darum, die führenden Köpfe des Widerstandes unschädlich zu machen. Gauleiter Eigruber ließ die 43 Verhafteten im KZ-Lager antreten und brüllte: Da habe man ja nun „die neuösterreichische Regierung“ beisammen. „Wir brauchen Euch noch zur Arbeit, aber euer Leben ist abgeschlossen.“

In der Tabakfabrik herrschte nach der Verhaftung Teufls, bei der Betriebsratsobmann Hausleitner in SA Uniform zugegen war, tiefe Niedergeschlagenheit. Für ihn und seine Genossen selbst begann nun der mörderische Kampf um Leben oder Tod mit der entfesselten Bestie.

Die Briefe von Sepp Teufl aus seinen letzten Monaten und Berichte von Überlebenden wie Dietl Richard setzen ihm ein Denkmal an menschlicher Größe und Standhaftigkeit.

Man kann diese Briefe nur mit dem Gefühl tiefer Erschütterung lesen. In seinem letzten Brief vom 30.März 45 schreibt er an seine Frau Johanna unter anderem „Besonders freuen mich Deine Beschreibungen von Sepperls Entwicklung. Also, wenn er schon so heftig zum Tanz auffordert, wenn die entsprechende Musik erklingt, kann ich doch rechnen, das er musikalisch wird.“ Und voll Vaterstolz fügt er hinzu: „Das habe ich ja auch nie bezweifelt, aber es dreht sich um die überdurchschnittliche Begabung. Trag ihn für mich auf den Armen.“

Die Todesnähe, gepaart mit der Überzeugung von einer besseren Zukunft verlieh Sepp Teufl die Gewalt des Wortes. Da liest man: „ In denke ja immer an Dich – gemeint ist seine Frau Johanna - besonders abends, wenn das Licht ausgedreht wird, beginnt meine schönste Stunde. Da male ich unsere schöne Vergangenheit und träume von unserer schönen Zukunft, in der wir gewiss wieder alle glücklich beisammen sind. Es ist das allerletzte Tief, das wir noch zu überwinden haben. Weine Dir nicht Deine Augen trübe, denn ich will mich bald darin wiederspiegeln. Herze meinen Sepperl für mich und wenn Du den Brief gelesen hast, dann musst du statt meiner mit ihm tanzen, damit er auch eine Freude hat.“ In diesem letzten Brief steht auch der Satz: „Meine Rechnung geht jetzt bis zum 1.Mai.

Im Lager überstürzten sich indessen die Ereignisse. Sepp Teufl wirkte in der Widerstandsbewegung im Lager mit und hatte enge Verbindung mit dem Schutzbundführer Richard Bernaschek, der am 18.April 45 von SS Unterscharführer Niedermaier erschossen wurde.

Am 27. April traf ein Funkbefehl von Gauleiter Eigruber ein der lautete: „Ich ordne an, dass sämtliche Linzer und Welser Kommunisten, die am 7.September 1944 verhaftet wurden, sofort zu liquidieren sind, denn im vorübergehenden Falle eines Einbruches der Alliierten könnten sie diesen von guten Diensten sein.“

Die Leitung des illegalen Lagerkomitees informierte die oberösterreichischen Genossen, aber ein Ausbruchversuch in den Abendstunden des 28. April schlug fehl. Um 23 Uhr wurden die Gefangenen auf den Appellplatz getrieben. Sepp Teufl konnte Richard Dietl aus Wels noch zuflüstern, dass der heutige Tag gewonnen sei, da das betreffende SS-Kommando sinnlos betrunken sei. Nun wurde vom Lagerkomitee vereinbart, dass ab nun nur mehr Einzelaktionen möglich sind und die Empfehlung ausgegeben sich sofort nach dem Morgenappell einzeln oder mit Hilfe der Schreiber in das Krankenlager zu begeben.

Einzig Richard Dietl nutzte unmittelbar nach dem Frühappell eine Gelegenheit sich in das von Typhus verseuchte Krankenlager abzusetzen und konnte dadurch sein Leben retten. Er berichtete nach der Befreiung: „Es wäre vielleicht möglich gewesen, dass sich auch Sepp Teufl hätte retten können, aber offenbar wollte er sich von seinen Kameraden nicht trennen.“

Am Morgen des 28.April gegen Mittag wurden die 42 Antifaschisten, darunter auch Sepp Teufl - von der Gestapo als „Welser Gruppe“ bezeichnet – zusammengetrieben, in die Gaskammer gebracht und dort ermordet. Die Morgenröte der Freiheit durften sie nicht mehr erleben. Nur wenige Tage später am 5.Mai wurde das Konzentrationslager Mauthausen von amerikanischen Truppen befreit.


Genossinnen und Genossen!

Die Anbringung der Gedenktafel für Sepp Teufl in Würdigung seines mutigen und heroischen Kampfes gegen das Nazi-Regime ist gleichzeitig eine, wenn auch sehr späte „offizielle“ Anerkennung des kommunistischen Widerstandes gegen den Faschismus in dem hunderte Genossinnen und Genossen unserer Partei für Österreichs Freiheit ihr Leben gaben.

Wir verbeugen uns in Ehrfurcht vor Ihnen und ihrem Vermächtnis!

„Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!“

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