KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Her Master´s Voice


Monika Lindner ist also ORF-Generaldirektorin. Mit ihr ist erstmals eine Frau an der Spitze eines großen heimischen Medienunternehmens. Womit im Wesentlichen alles Positive über die Wahl vom 21. Dezember gesagt wäre.

Ginge es nicht um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als staatstragendes Element, hätte sich der Stiftungsrat als Wahlorgan mit der Entscheidung für Monika Lindner als ORF-Generaldirektorin einen Sonderpreis für die originellste Auffassung von Entpolitisierung redlich verdient.
Immerhin war Lindner zuvor drei Jahre lang als Landesintendantin damit beschäftigt, Ruhm und Ehre der Niederösterreichischen Dreifaltigkeit – Landeshauptmann, Kirche und Raiffeisenverband – medial zu mehren. Von ihrem Vorgänger Gerhard Weis und auf Wunsch von Erwin Pröll eingesetzt, ist das Programm des Landesstudios unter Lindners Ägide heute streckenweise mit freiem Auge nicht mehr von einer Belangsendung der ÖVP zu unterscheiden. Nachdem sie sich als Her Master´s Voice bewährte und Pröll nicht mehr wie früher anrufen muss, um persönlich Nachrichten sozusagen zu redigieren, hat nun der Stiftungsrat mit 22 von 35 Stimmen entschieden, das niederösterreichische Modell bundesweit umzusetzen.

Die 57-jährige Tirolerin, seit 26 Jahren unter anderem für "WIR" und "Willkommen Österreich" beim ORF tätig, ist für ihren harten Führungsstil bekannt und hat schon bisher gezeigt, dass Dankbarkeit eine politische Tugend sein kann. In offener Wahl von ÖVP- und FPÖ-nahen Stiftungsräten gewählt, sind die Weichen für ihr Führungsteam bereits gestellt. Als blauer Lockstoff fungierte der kolportierte Informationsdirektor Walter Seledec, derzeit noch "ZiB"-Chef vom Dienst. Der Armeeangehörige bereicherte das Programm mit einem Bundesheer-Imagevideo zur Prime Time und zwanzig Minuten FPÖ-Pressekonferenz in der Mittags-"ZiB". Mit dabei auch der Kärntner Landesintendant Gerhard Draxler als Radiodirektor. Auf das Konto des Blauen ging die Ausstrahlung eines so genannten Interviews, das Landeshauptmann Jörg Haider seinem eigenen Pressesprecher gegeben hatte.

Parteipolitikfreie Zone war der ORF auch unter den bisherigen Generalintendanten nie. Neu ist allerdings die Selbstverständlichkeit des Zugriffs, den sich die Regierung per Gesetz gönnt. Ein Regelwerk, das Personalbesetzungen ermöglicht, mit denen sogar der notorische Rundfunkrowdy Peter Westenthaler zufrieden ist, offenbart den Bankrott des öffentlich-rechtlichen Prinzips. Die Wahl Lindners war Formsache, nicht mehr. Unbedeutend im Vergleich zur Genugtuung der Koalitionsparteien über die Abwahl von Gerhard Weis, der den Küniglberg fast zwei Jahre lang beharrlich gegen allzu dreiste Begehrlichkeiten der schwarzblauen Regierung verteidigt hat.

Was die Informationsschienen des zukünftigen ORF betrifft, wird sich anzunehmender Weise das Prinzip "Sie wünschen – wir spielen" unter reger Beteiligung der Landeshauptleute durchsetzen. Signale dafür hat die neue Chefin vom Küniglberg schon in ihrem Bewerbungskonzept gesetzt, das Pläne zur Erweiterung des Programmanteils aus den Landesstudios beinhaltet. Ob Pröll, Haider & Co. nun allabendlich im Trachtenjanker in der zum schwarzblauen Zentralorgan gewendeten "ZiB" über die Medienfreiheit, die sie meinen, plaudern werden, steht noch nicht fest. Fest steht allerdings, dass mit dieser Wahl das unter dem Titel der Entpolitisierung beschlossene ORF-Gesetz bestenfalls zum Einwickelpapier für Villacher Faschingskrapfen taugt. Das niederösterreichische Vorbild – Landesstudio und Landesregierung in (Zu-)Rufweite – wird maßstabsgetreu übernommen, Schlüsselpositionen werden mit treuen Parteisoldaten besetzt.

Mit Genugtuung haben die blauschwarzen Klubchefs Khol und Westenthaler darauf hingewiesen, dass mit der Abwahl von Weis ein Schlag gegen die "News"-Gruppe gelungen sei, die den vormaligen Generalintendanten favorisiert hatte. Tatsächlich waren von Weis in den Interviews der letzten Monate vornehmlich Kampfansagen gegen parteipolitische Interventionen zu hören gewesen. Der nunmehrige Ex-GI hat seiner Nachfolgerin und zeitweiligen ORF-Weggefährtin eine weitgehend intakte Rundfunkanstalt hinterlassen. Ob es Lindner zustande bringt, ihren Plan, Kultur und andere "anspruchsvolle" Inhalte in den Hauptabend zu bringen, durchzusetzen, bleibt abzuwarten. Dass sie unter Kultur nicht Schuhplatteln versteht, hat sie bereits deponiert. Über Almauftriebe im Lavanttal hat sie nichts gesagt.

Stefan Peters

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