KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Wir werden für diese Gewerkschaft kämpfen



Post-Gewerkschaftsboss Hans-Georg Dörfler ist nach dem Gehälter-Skandal unter dem Druck der FPÖ zurückgetreten. Die Urabstimmung könnte nun für den gesamten ÖGB zur Zerreißprobe werden.

Was da passiert ist, macht mich sehr betroffen”, sagt Robert Hobek, Vorsitzender des Gewerkschaftlichen Linksblocks (GLB) in der Postgewerkschaft. Just zu einem Zeitpunkt, wo der Vorstand der Post AG mit Zustimmung der Gewerkschaft die Schließung von 700 Postämtern bekannt gab, ließ sich die gesamte Gewerkschaftsspitze der Post ihre Gehälter kräftig erhöhen. Hans-Georg Dörfler, dem sozialdemokratischen Vorsitzenden, hat diese Aktion den Kopf gekostet. Er hielt den wütenden An- und Untergriffen der FPÖ nicht stand und trat zurück. Diese mehr als peinliche Ungeschicklichkeit verzieh man Dörfler nicht einmal in seinen eigenen Reihen. Seinen Rücktritt kommentierten die Parteigenossen zwar noch mit “menschlicher Größe”, doch im Grunde erntete der rosa Gewerkschaftsboss mit mustergültiger Parteibuchkarriere nur Kopfschütteln. Für Hobek keine Überraschung: “Er bekommt ja nicht einmal von Verzetnitsch und Nürnberger Unterstützung.”

Für den GLB-Funktionär völlig unverständlich ist hingegen Dörflers politische Naivität: “Ich hab ihn persönlich schon vor Monaten gewarnt, dass ihn ein Sallmutter-Schicksal ereilen könnte.” Ohne Wirkung. Natürlich war das ganze Szenario ein einziges Treiben der FPÖ-Jagdgesellschaft unter der Führung von Oberförster Peter Westenthaler. Es den Aufdeckern der Nation jedoch dermaßen leicht zu machen, grenzt an Fahrlässigkeit. Der Schaden für die ohnehin angeschlagene Post-Gewerkschaft scheint derzeit noch gar nicht abschätzbar. Robert Hobek sieht in Dör?er jedoch nicht den alleinigen Sündenbock: “Es ist ein Skandal, wenn freigestellte Personalvertreter hinter verschlossenen Türen Sonderregelungen für sich selbst vereinbaren. Sie haben durch ihr Vorgehen die Postgewerkschaft ins Dilemma gebracht und sollten daher geschlossen zurücktreten.” Hobeks Forderung richtet sich im speziellen an Manfred Wiedner von der VP-Fraktion und an Johann Weinberger von den Freiheitlichen. “Es geht nicht an, dass sich freigestellte Funktionäre fürstlich entlohnen lassen und zugleich tatenlos verharren, wenn die Belegschaft einen Schlag um den anderen hinnehmen muss”, zürnt Hobek.

Zusätzliches Ungeschick bewies die Post-Gewerkschaftsspitze bei der Wahl des Zeitpunktes für die Bekanntgabe ihrer saftigen Gehaltserhöhung. Denn am 24. September beginnt die dreiwöchige Urabstimmung des ÖGB, wo sämtliche Mitglieder über mögliche Kampfmaßnahmen entscheiden. “Eine hohe Beteiligung und ein Befürworten von Streiks wäre für die Regierung ein Schlag ins Gesicht. Darum war die FPÖ schon seit längerem auf der Suche nach einer Gelegenheit, die Gewerkschaften entscheidend zu schwächen.” Genau das scheint nun gelungen. Und das mit tatkräftiger Mithilfe derer, die eigentlich dazu aufgerufen wären, um die ArbeitnehmerInnenvertretung in Österreich zu kämpfen. Linksblock-Gewerkschafter Hobek fürchtet einen Rückschritt in eine düstere Vergangenheit: “Wenn die Vizekanzlerin offen davon spricht, die Gewerkschaft unter Kuratel, also unter Beobachtung zu stellen, dann haben wir die selbe Situation wie im Ständestaat. Die österreichische Arbeiterschaft wird dann keinen Schutz vor Unternehmerwillkür haben.” Ginge es nach Hobek, müsste der ÖGB rasch wieder zur “tragenden Säule der Arbeiterbewegung” werden. Nur scheint dieses Vorhaben im Moment alles andere als leicht realisierbar. Zu deutlich hat sich mit dem Skandal um die Gewerkschafter-Gehälter gezeigt, wie fern die Spitzenfunktionäre der Basis sind. “Dörfler ist von der Person her ja eher ein salopper Manager, der nur gewisse Züge eines Personalvertreters aufweist”, beschreibt Hobek seinen ehemaligen Vorsitzenden. “Mir geht es aber nicht nur um Dienstwägen und Riesengehälter – sondern vor allem um die Kollegenschaft. Die hat in den letzten Jahren sehr viel zu leiden gehabt”, so Hobek. Null-Lohnrunden, der EU-Beitritt, Sparmaßnahmen, Beamtenhatz – und das alles ohne spürbaren Widerstand der Gewerkschaft. Was Hobek persönlich trifft: “Viele Kollegen von der sozialdemokratischen Fraktion dürfen sich jetzt anhören, dass sie Privilegienritter seien – dabei stimmt das gar nicht.” Seit jeher völlig gefehlt habe laut Hobek die Kontrolle der Spitzenfunktionäre: “Von oben ist immer nur beschwichtigt worden – und die Belegschaft hat es zum Teil aus Gutgläubigkeit gefressen. Auch ich zähle mich da dazu.”

Der GLB fordert deshalb die Erhaltung der Ehrenamtlichkeit, die durch das Verhalten von Dörfler & Co verloren gegangen ist. Zusätzlich die Offenlegung der Einkommen der Funktionäre und vor allem eine klare Regelung, wonach die betriebliche Entlohnung allein an den Berufspro?len gemessen wird. “Ich arbeite tagtäglich als Zusteller für ein Nettogehalt, das deutlich unter 13.000 Schilling liegt”, so Hobek, der sich vorwiegend außerhalb seiner Arbeitszeiten mit Vertretungsangelegenheiten befasst. “Es würde mir im Traum nicht einfallen, mir diese Tätigkeit bezahlen zu lassen. Noch dazu vom Arbeitgeber, der mir als Interessensgegner gegenüber steht.” Aber eigentlich will der Vorsitzende des GLB in der Postgewerkschaft nicht mehr über Zahlen diskutieren: “Es muss sich jetzt schleunigst etwas ändern.” An fraktionellem Hick-Hack ist Hobek nicht interessiert: “Wir vom Linksblock werden für den ÖGB kämpfen – wer da nicht mitmachen will, soll es lieber gleich sagen.”

Claudius Tiefendorfer


Aktuelles:


KPÖ Oberösterreich: Jetzt Unterstützungserklärung unterschreiben!
(14.7.2021)

...mehr


Die Europäische Linke fordert einmal mehr das Ende der Blockade gegen Kuba
(13.7.2021)

...mehr


Die neue Juli Volksstimme 2021 ist da!
(13.7.2021)

...mehr


KPÖ Graz: Unsere Kandidatinnen und Kandidaten für Graz
(10.7.2021)

...mehr


38. Parteitag der KPÖ: In der ältesten Partei Österreichs übernehmen Junge das Ruder
(21.6.2021)

...mehr

Volksstimme - Politik & Kultur - Zwischenrufe links