KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Beteuerungen und die Realität


VertreterInnen des World Economic Forum sowie Sprecher transnationaler Konzerne werden nicht müde zu versichern, dass ihr Streben hauptsächlich dem Wohlergehen aller Menschen, also der Verbesserung der Zustände auf dieser Welt gelte.

So meinte etwa Richard Samans, Direktor für Koordination im WEF, bei einer Diskussionsveranstaltung von ATTAC-Österreich im Renner-Institut in Wien: "Wir verfolgen im Grunde doch dasselbe Ziel wie ihr. Nur was den Weg dorthin betrifft, sind wir eben unterschiedlicher Meinung." Wie nun der Weg der Global Players aussieht, sollen die beiden folgenden Beispiele zeigen.

Die Praktiken von Nestlé

Die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Weltkinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF sprechen von jährlich mehr als 1,5 Millionen Säuglingen, die sterben, weil sie nicht gestillt werden – auch wenn dies möglich wäre –, sondern Muttermilchersatzprodukte als Nahrung erhalten. Die Ursache für diesen frühen Tod ist vor allem, dass das Pulver in Gebieten ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser oft mit infiziertem Wasser vermischt werden muss. Die Firma Nestlé (WEF-Mitglied, 226.000 Angestellte, 8.500 Produkte im Angebot), der weltweit größte Anbieter (40 Prozent des Weltmarktes) von Säuglingsnahrung, behindert und verdrängt massiv die natürlichste Ernährungsform für Kleinkinder – das Saugen an der Brust – durch aggressive und subtile Vermarktungspraktiken für Flaschennahrung. Eine Methode ist das Reichen von Gratisproben an Mütter und Gesundheitspersonal nach dem Motto: "Der erste Schuss ist gratis!" Will eine Mutter dann einige Zeit später auf die natürliche Form umsteigen, kommt sie leider nur zu oft darauf, dass die Quelle des Lebens mangels Inanspruchnahme versiegt ist. Somit entsteht eine Abhängigkeit vom teuren Ersatzprodukt. Weitere Methoden sind das Platzieren von Werbematerial in Gesundheitseinrichtungen, Geschenke an Mütter und Gesundheitspersonal sowie andere Korruptionsversuche, direkter Kontakt von Marketingpersonal zu Schwangeren oder Müttern, kostenlose oder verbilligte Lieferung an Gesundheitseinrichtungen, fehlende oder unzureichende Etikettierung der Säuglingsnahrung in der jeweiligen Landessprache bzw. andere Verstöße gegen die Etikettierungsvorschriften bis hin zur Einflussnahme auf die Gesetzgebung diverser Staaten. Kaffee produzierenden Ländern wird beispielsweise damit gedroht, Investitionen in Kaffee zurückzuziehen, sollte die Gesetzgebung zu Muttermilchersatzprodukten nicht entsprechend lauten. Der internationale WHO-Kodex, der unter anderem bestimmt, wie die Produktinformation gestaltet sein soll, wird von Nestlé regelmäßig gebrochen. Der Multi ist in dieser Beziehung seit 24 Jahren weltweit führend. Dabei hat Nestlé in Europa mit der Firma Milupa einen "hartnäckigen Verfolger". Auch in anderen Belangen ist man sich einig: Durch harte Lobby-Arbeit der Industrie wurde erreicht, dass die WHO 1998 erstmals keine Resolution zur Säuglingsnahrung verabschiedete. Eine solche wäre dem Ziel von Nestlé, wie es zum Beispiel im Geschäftsbericht des Jahres 2000 in aller Ehrlichkeit formuliert wird, nicht dienlich:"Die strategischen Prioritäten von Nestlé zielen darauf ab, durch ein nachhaltiges, kapitaleffizientes, gewinnbringendes und langfristiges Wachstum die Wertschöpfung zu Gunsten der Aktionäre zu erhöhen." Wie dieses Programm durchgesetzt werden kann, zeigt die folgende Geschichte. Ein ehemaliger Mitarbeiter von Nestlé Pakistan belegte mit mehr als 80 Dokumenten das hausinterne, hierarchisch abgestufte System der Bestechung von Mitgliedern des pakistanischen Gesundheitswesens zum Zweck der Absatzförderung. Sein Bericht "Milking Profits" sollte im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) im Rahmen des Beitrags "Babynahrung – Geschäft mit Todesfolge" ausgestrahlt werden. Kurzfristig setzte das ZDF jedoch den Beitrag ab, nachdem am Vormittag des vorgesehenen Sendetages der Nestlé-Pressesprecher direkt in der ZDF-Zentrale vorstellig geworden war.
Auf einige Säuglinge, die aufgrund eines fortgeschrittenen Sozialismus keine Probleme mit verseuchtem Trinkwasser haben und somit ohne wirkliche Hindernisse ein reiferes Kindesalter erreichen, wartet der nächste Multi mit seiner Version einer anderen, einer besseren Welt. Diese kann folgendermaßen aussehen: eine Fabrik in Südchina, 1,49 Euro für einen Achtstundentag, der normalerweise fünfzehn Stunden dauert – wobei der Sonntag bei vollen Auftragsbüchern nur der letzte Wochentag ist –, keine Sozialversicherung, Übernachtung in einem Firmenschlafzimmer mit bis zu sechzehn Betten (Holzpritschen ohne Matratzen) gegen 4,- Euro pro Monat; bei Bedarf kann das Alter von zwölf auf fünfzehn Jahre korrigiert werden. Oder eine Fabrik in Vietnam, mit nur zehn Stunden täglicher Arbeitszeit, also siebzig Wochenstunden, dafür aber auch nur mit 0,48 Euro für acht Stunden; andererseits dürfen die Kinder hier auf Vergiftungen durch Aceton-Dämpfe hoffen. Es handelt sich hierbei um Zulieferbetriebe, die Comic-Figuren herstellen.

McDonald´s ist einfach gut

Die Comic-Figuren sind Bestandteile von Menüs, den so genannten ?Happy Meals?, die in über 30.000 Restaurants weltweit konsumiert werden können und wiederum andere Kinderaugen zum Leuchten bringen. Alle vier Stunden kommt solch ein Lokal des größten Rindfleischeinkäufers auf dem Erdball dazu, täglich werden dort 45 Millionen Gäste bedient: Richtig, McDonald´s ist einfach gut! Doch das Bemühen von McDonald´s um eine bessere Welt beschränkt sich nicht auf die Zusammenarbeit mit Fabriken der oben erwähnten Art. Das weltberühmte M steht ebenso für die Abholzung des Regenwalds und die Vertreibung von Landbevölkerungen, um Viehzucht im großen Stil aufzuziehen. Das Anheizen des Weltklimas durch Rinderfurze (Methangas) stellt dabei keine zu vernachlässigende Größe dar, schließlich hat eine ExpertInnenkommission des Deutschen Bundestages festgehalten, dass eine durchschnittliche Kuh das Treibhauspotenzial eines durchschnittlichen PKW habe. Auf das Konto von McDonald´s gehen noch Tierquälerei, eine gigantische Abfallproduktion und gesundheitsschädliche Nahrung. Bis vor einem Jahr wurde außerdem genmanipulierte Soja an Hühner verfüttert, die dann als "Chicken McNuggets" an Menschen weiterverfüttert wurden. Noch aufzuzählen sind schlechte Arbeitsbedingungen in den Restaurants, Mobbing gegen MitarbeiterInnen, die "erwachsen" geworden sind und entsprechend andere Lohnvorstellungen entwickelt haben, Gewerkschaftsfeindlichkeit und speziell auf Kinder zugeschnittene ausbeuterische Werbung. Ganz nebenbei werden fleißig Prozesse geführt, sei es gegen KritikerInnen oder aber gegen Geschäftsleute, die zwei "Tatbestände" erfüllen: Sie führen das schottische Mc im Nachnamen und haben es gewagt, ein Restaurant zu eröffnen. Das geht zu weit! Am schlimmsten hat´s übrigens ein Mann in einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Illinois getrieben: Er hat dort 1956 ein Familienrestaurant aufgemacht, das sogar McDonald s heißt. Dafür lag er 26 Jahre lang im Rechtsstreit mit dem Großkonzern. Der Vorname des Mannes lautet übrigens auf Ronald ...

Günther Wersching

Quellen u. a.: www.babynahrung.org
Schwarzbuch Markenfirmen (Werner/Weiss)
No Logo! (Naomi Klein)

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