Schwarze Regierung unter rotem Kanzler?
Das SPÖVP-Belastungs-Programm
Mit dem Ende der Regierungsverhandlungen ist endgültig klar, Rot-Schwarz
ist in Kernbereichen die Fortsetzung von Schwarz-Blau-Orange. Die SPÖ hat
zentrale Forderungen, mit denen sie in den Wahlkampf gegangen ist fallen gelassen
(
O-Ton Gusenbauer:
"Wohlstand muss gerecht verteilt werden").
Als erstes haben die Studierenden die Initiative gegen diese Koalition aus Machtgeilheit
und Erpressertum ergriffen (ORF-Wien:
Studenten
besetzen SPÖ-Parteizentrale) und die Proteste halten an.
KPÖ übergibt 1.800 Unterschriften gegen die Studiengebühren
Eine Delegation mit KPÖ-Bundessprecher Mirko Messner und VertreterInnen
von KSV-Lili (LinkeListe) übergeben Josef Broukal (SPÖ) und Kurt Grünewald
(Grüne) 1.806 Unterschriften. Eine schöne Anzahl von Unterschriften
auf die online-Petition der KPÖ, die im vergangenen Wahlkampf gestartet
wurde (
Petitions- und Pressetext, Fotos).
KPÖ-Frauen fordern einen bundesweiten Frauenratschlag
In einem offenen Brief an Frauen- und Gleichstellungsministerin Doris Bures
kritisieren die KPÖ-Frauen die mangelnden Kompetenzen und das fehlende
Budget des neuen Ministeriums. Das Ergebnis der Regierungsverhandlungen bezeichnen
sie darin als, "aus feministischer Sicht katastrophal." Von einem
Kurswechsel in der Frauenpolitik, so die KPÖ-Frauen, könne jedenfalls
keine Rede sein. Das Regierungsübereinkommen prolongiert die Prekarisierung
und Verarmung großer Bevölkerungsteile, insbesondere der Frauen.
Melina Klaus, Bundessprecherin der KPÖ: "Von Doris Bures erwarten
wir uns in dieser Situation die sofortige Einberufung eines bundesweiten Frauenratschlags
unter Einbeziehung aller Frauenorganisationen, Frauen- und Mädcheneinrichtungen,
sowie aller autonomen
feministischen Zusammenhänge." (
Der
Brief im Wortlaut)
|
Stellungnahme des Bundesausschusses
der KPÖ, 11.1.2007
Neoliberale Regierungspolitik wird fortgesetzt
Das Ergebnis der Regierungsverhandlungen bedeuted die Neuauflage einer Koalition
von SPÖ und ÖVP. Die SPÖ hat sich um den Preis der Kanzlerschaft
inhaltlich durchgehend der ÖVP unterworfen. Sie hat bei keiner der
zentralen Fragen ernsthaft versucht eine Gegenposition durch Mobilisierung
in Gemeinden, Betrieben, Gewerkschaften, Universitäten usw. durchzusetzen.
Gleichzeitig hat sich auch die Option einer Minderheitsregierung nicht
als Druckmittel genützt.
(weiter ...)
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Grüne wollen sich mit den Oppositionsparteien FPÖ und BZÖ zusammentun
Kapriolen schlagen die Grünen: Zuerst das eher traurigen Angebot fünf
nach zwölf, doch eine Regierungszusammenarbeit mit der SPÖ zu wollen,
nachdem sie zu den wochenlangen Regierungsverhandlungen wenig zu sagen hatten.
Dann lehen sie den Initiativantrag der SPÖ in Oberösterreich, zur
Ablehnung der Studiengebühren ab. (Presseaussendung, SPÖ-OÖ,
"
Grüne
fallen um: Resolution für Abschaffung der Studiengebühren findet keine
Mehrheit" 15.1.07).
Gleichzeitig ist den Medien zu entnehmen, dass sich Glawischnig, als dritte
Nationalratspräsidentin, für eine Zusammenarbeit mit der FPÖ
und dem BZÖ stark macht. (Die Presse, "
Glawischnig,
Präsidentin der Opposition", 15.1.2007)
Die inhaltlichen Positionen der neuen SPÖ-ÖVP-Koalition,
oder die Liste der SPÖ-Umfaller ...
>
Studiengebühren
bleiben bestehen, können aber durch 60 Stunden Sozialarbeit pro Semester
"abgearbeitet" werden - was einem Stundenlohn von 6,05 entspricht.
Neben der Bedeutung für die StudentInnen, eine unglaubliche Entwertung
der Sozial- und Pflegeberufe - kann doch nach diesem "Modell" jeder,
ohne entsprechende Ausbildung oder Neigung, dieser Tätigkeit nachgehen.
Wozu dann ein Berufsbild und "teuer" bezahltes Fachpersonal?
Gusenbauer O-Ton laut ORF online, 9.1.07: "Zugang
zu Universitäten bleibt offen"
"All diejenigen Studenten, die keine Studiengebühr zahlen wollen,
brauchen keine Studiengebühr zahlen, wenn sie bereit sind, ihrerseits einen
Beitrag für die Gesellschaft zu leisten", betonte Gusenbauer. "All
diejenigen, die sagen, für mich ist das zu mühsam, ich will das nicht,
denen steht der Zugang zu den Universitäten offen, indem sie ihre Studiengebühren
zahlen."
- Melina Klaus:
SPÖ hat die Studierenden
verarscht!
- Karin Antlanger, GLB:
Studiengebühren-Regelung
ist Frontalangriff auf Sozialarbeit> Eurofighter
Es bleibt beim unsinnigen Ankauf - ein Ausstieg ist nicht Bestandteil des
Koalitionsabkommens. Die SPÖ wird lediglich versuchen bessere Bedingungen
auszuverhandeln. Damit bleiben, neben dem Ankauf, auch die jährlichen
Kosten für die Luftraumüberwachung erhalten: Die für 18 Stück
Eurofighter bei 111 Mio. Euro liegen (für 12 Stk F5 - € 18,75 Mio)
>
HarzIV unter dem Titel "Grundsicherung" und Arbeitsmarkt.
> die sogenannte bedarfsorentierte Grundsicherung kommt
und bedeutet 726,-/Monat, statt der bisherigen Sozialhilfe. BezieherInnen müssen
vorhandenes Vermögen allerdings vorher Auflösen oder verwerten (Sparbücher,
Auto das nicht für den Job nötig ist, Unterhaltszahlungen werden gegengerechnet,
fiktive Einnahmen aus Wohnungen ebenso, ...). Gleichzeitig kommen verschärfte
Zumutbarkeitsbestimmungen für die Annahme von Jobs und wird eine Verpflichtung
zu Weiterbildung oder gemeinnütziger Arbeit eingeführt.
- Melina Klaus:
SPÖ-Grundsicherungsmodell
ist Etikettenschwindel
- KPÖ:
SPÖ-Grundeinkommen
ist Züchtigungsprogramm für sozial Schwache.
> die Ladenöffnungszeiten werden auf 72 Stunden ausgeweitet.
Damit werden 12-Stunden-Arbeitstäge und 60-Stunden-Arbeitswochen ohne Überstundenzuschläge
möglich. Offensichtich der Abtausch für den besprochenen General-Kollektivvertrag
mit 1000 Euro Mindestlohn ist.
> es gibt wieder mehr Geld für die Verwaltung der Arbeitslosigkeit
(200 Mio € mehr fürs AMS) statt wirksamer Maßnahmen zur Schaffung
von Vollzeit-Arbeitsplätzen.
> schärfere Sanktionen gegen pfuschende Arbeitslose
oder NotstandshilfebezieherInnen: neben der rückwirkenden Streichung des
Arbeitslosengeldes kommt eine Sperre von bis zu zwölf Wochen (
Interview
Kurier, Bartenstein, 5.1.07)
> der Kündigungsschutz für Lehrlinge soll aufgeweicht
werden. Eine Kündigung nicht mehr nur nach der Probezeit sondern auch nach
Ende des ersten und zweiten Lehrjahres möglich werden. Was nicht zu neuen
Lehrstellen führen wird, sondern der Wirtschaft ein weiteres Mal billige
Arbeitskräfte zuführt. Der sog. Blum-Bonus, für zusätzlich
Lehrlinge ausbildende Betriebe, wird bis Sept 08 verlängert - Subventionen
für die Unternehmer, also.
> Gesundheit
... wird teuerer: Erwerbstätige werden künftig rund 150 Mio Euro
mehr in die Krankenversicherungen zahlen müssen: Die Beiträge sollen
generell um 0,15 % steigen - offen ist noch, ob Arbeitnehmer und Dienstgeber
halbe-halbe zahlen, oder ungleichgewichtig geteilt wird.
Weiter 150 Mio sollen über Einsparungen erzielt werden. (
ORF-Bericht)
>
Pflege
Einiger Sprengstoff liegt im Punkt "leistbare Pflege" begraben: Bis
zum Sommer will die Regierung eine Entscheidung, eventuell sogar über eine
Volksabstimmung. Für die Betreuung daheim soll "ein eigener Beschäftigungstypus
möglichst auf deer Basis selbstständiger Beschäftigung"
entwickelt werden. Zahlen sollen sich Betroffene das selber, denn: "Die
Mehrkosten sind solidarisch durch Beiträge von potentiellen Nutznießern
aufzubringen". Alles weitere, incl. die Bezahlung der PflegerInnen bleibt
offen.
Mirko Messner:
Vom
Pflegenotstand zum Pflegedesaster?> Pensionen …
… waren der künftigen Regierung nicht einmal Verhandlungen wert.
Es bleibt alles beim Alten incl.der minimalen Erhöhung der Mindestpensionen
auf 726,-/Monat
Mirko Messner:
€ 36,- mehr für die Ärmsten der Armen ist kein Meilenstein> Bildung, Schule
Auch hier geht die SPÖ nicht nur in die Knie, sondern bejubelt das Ergebnis
noch als den grossen Wurf; obwohl internationale Vergleiche die Gesamtschule
der bis 14jährigen als das eindeutig bessere Modell ausweisen.
Über bleibt: Die Gesamtschule kommt nicht, es bleibt bei einzelnen Schulversuchen.
Die Klassenschülerhöchstzahl wird auf 25 Kinder als "Richtzahl"
festgelegt. Das verpflichtende Vorschuljahr wird zum freiwilligen "Schuleingangsjahr".
> Steuererhöhungen, Infrastruktur
- Anstieg der sog. Massensteuern
bei Straße: Mineralölsteuer für Diesel wird
um 3 Cent/Liter, für Benzin um einen Cent erhöht - in Summe sollen
auf diesem Weg 250 Mio Euro mehr Einnahmen erziehlt werden.
Bahn. Angeblich vorhandenes Einsparungspotential soll realisiert
werden, zb durch Steckenführung nach "wirtschaftlichen Kriterien".
Die Flexibilisierung des Dienstrechts geprüft. Die Gelder, die an die ASFINAG
(Autobahnnausbau) gehen, unterliegen keinen solchen Kriterien. Sie bekommt in
Gegenteil auch das Eigentumsrecht (bisher hatten sie das Fruchtgenussrech) an
den Autobahnen überschrieben.
> Kindergeld
Wie vorausgesagt, hat das Kindergeld für Frauen mehr Nachteile als Vorteile
gebracht - die "Reform" sieht bei Kostenneutralität vor: Wahlmöglichkeit
18 Monate 800 Euro oder höheren Geldbetrag (aber nicht denn vollen Betrag
wie bei dreijähriger Bezugsdauer, wenn beide Eltern in Karenz gehen) für
eine kürzere Babypause. Familien mit drei und mehr Kindern werden stärker
gefördert.
> Gleichberechtigung
auf die rechtliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen wird die österreichische
Regierung weiter verzichten. (
redout:
Erinnert sich die SPÖ noch an ihre eignen Versprechen?)
> Wahlrecht
Noch ist es nicht fix, aber zur Diskussions steht: Ab 2010 wird nur mehr alle
fünf Jahre gewählt - also weniger statt mehr Demokratie - dafür
dürfen dann bereits 16jährige wählen gehen. Ausserdem soll
die Briefwahl eingeführt werden.
> Privatisierungsstopp nach aktuellen Pressemeldungen
nicht gesichert
für die Post (51 % Staatsanteil) und die telekom Austria. Bei letzterer
hält die ÖIAG mit 25,2 % die Sperrminorität, soll geprüft
werden, ob Kooperationsmöglickeiten in Mittel- und Osteuropa drinnen
sind.
Das Regierungsprogramm im vollen Umfang:
>
167
Seiten zum download als pdf, Der Standard, 10.1.07
>
Regierungsprogramm
als plain-text
>
Die zentralen Punkte
des Programms, ORF online, 10.1.07
Die
ausverhandelte Ressortverteilung:
Aufteilung der 14 Ministerien und 6 Staatssekretäre:
ÖVP
Vizekanzler, Aussenamt, Inneres, Wirtschaft (incl. Arbeitsmarktagenden), Wissenschaft,
Geshundheit, Landwirtschaft/Umwelt
Staatssekretär für Sport, Unterricht und Soziales
SPÖ
Bundeskanzler, Infrastruktur, Soziales, Schule/Kunst, Verteidigung, Frauen,
Justizministerium
Staatssekretär für Finanzen, Integration oder Arbeit