KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Die Freunde Tibets

Von Alois Franz (31.3.2008)

Es ist müßig, aber in Zeiten wie diesen muss man, wenn man zum Thema Tibet das Wort ergreift, wohl darauf hinweisen, was eine Selbstverständlichke­it sein sollte: Ich bin gegen die katastrophale Menschrechtssi­tuation in China (nicht nur in Tibet), ich bin gegen den kulturrevoluti­onären Kahlschlag, den die chinesische KP in den Revolutionsjahren veranstaltet hat und ich bin gegen einen bürokratisch repressiven „Sozialismus“ der in China bis zur vollständigen Durchsetzung das Kapitalismus auf der Tagesordnung gewesen ist. Auch den Kapitalismus befürworte ich nicht, er ist die Ursache für die aktuelle Situation.

Doch wenn man die Gräuelgeschichten über die Situation in Tibet, die hierzulande kursieren, betrachtet, sollte man sich doch auch vor Augen führen, wer diese Geschichten lanciert und welchen Zweck sie haben. Es sind dies fast ausschließlich Nachrichten, die von der Tibetischen „Exilregierung“ rund um das so genannte geistige und weltliche Oberhaupt der Tibeter, Tentzin Gayatso, alias Dalai Lama verbreitet werden. Erklärtes politisches Ziel ist die Abspaltung Tibets von China und die Etablierung des früheren Regimes der Mönchsaristokratie. Dass dieses Regime, das bis vor gut 50 Jahre gedauert hat, eins der brutalsten und blutigsten der Geschichte war, sollte man nicht übersehen. Ein von Sklaverei geprägtes feudalistisches System, in dem das bettelarme und in Unbildung gehaltene Bauernvolk, eine prunkvoll lebende Mönchelite aushalten musste. Ein System, in dem aufbegehrende Untertanen mit Zwangsarbeit, Verstümmelungen, Folter, wenn nicht mit dem Tod zu rechnen hatten. Ein System das sich deswegen so lange halten konnte, weil die Menschen mit buddhistischem Aberglauben, Unwissenheit und Analphabetismus unter der Knute gehalten worden sind. Dafür steht der Dalai Lama und dessen Freunde in Europa.

Dass die Freunde des Dalai Lamas in Europa zum Gutteil der extremen Rechten und einer abgedrehten antihumanistischen Esoterikszene angehören sollte man auch nicht übersehen, nicht zu vergessen die Affinitäten des Lamaismus zu den okkulten Strömungen im deutschen Faschismus (die SS vermutete den Ur-Arier in Tibet) und die engen Kontakte des Dalai Lama zur Rechtsextremen und Antisemiten auf der ganze Welt. Diese Szenen sind jedoch hegemonial, wenn hierzulande von Tibet die Rede ist, und die Medien fressen ihnen willig aus der Hand. Es eint sie die völkische Selbstbestimmung von Tibet, die jedoch nur die reaktionäre Mönchsaristokratie meint, und sie eint gleichermaßen der Hass auf die Selbstbestimmung der Menschen in Tibet.

Vermutlich haben die aktuellen Auseinanderset­zungen in Tibet soziale Ursachen und sind dem ursprünglichen Kapitalismus dort geschuldet. Doch das interessiert niemanden, weil die esoterische Schwärmerei, religiöse Idiotie und Ignoranz gegenüber der soziale Lage in Tibet und China allemal besser reingehen, als der Gedanke an die Gleichheit der Menschen.

Differenziertere Bilder von den Vorkommnissen, als die üblichen Darstellungen in heimischen Medien, zeichnet der folgende Artikel: Die größten Triumphe der Propaganda wurden nicht durch Handeln, sondern durch Unterlassung erreicht. China und das Dalai-Dilemma "Objektive" Berichterstattung mit falschen Bildern? Ein Nepal für ein Tibet vormachen Standard: Empörung über falsche Bilder Ahnungslose Schwärmerei Kommentar von Didi Zach, Landessprecher der KPÖ-Wien