Von Wolf Jurjans (26.10.2008)
Der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, Joseph Stiglitz meint, die Krise der Finanzmärkte sei für den Marktfundamentalismus das, was der Fall der Berliner Mauer für den Kommunismus gewesen ist.
Herr K. ist kein Nobelpreisträger und bei der Beurteilung der Einnahmen und Ausgaben seines privaten Haushalts auf seinen Hausverstand angewiesen. Der reagierte alarmiert, als er von der 21 prozentigen Gaspreiserhöhung in Wien ab 15. November erfuhr. Herr K. erinnerte sich an die Aussage von Wiens Bürgermeister Häupl: „Heuer keine Gaspreiserhöhungen in Wien geplant“. Häupl lügt, sagte der Hausverstand gelangweilt. Häupl lügt vor der Wahl und handelt nach der Wahl, weil er die WienerInnen für deppert und vergesslich hält. Auch klar.
Aber jetzt plakatiert Häupl: „Nach der Wahl ist vor der Wahl. SPÖ Gut für Wien“. Das beunruhigte Herrn K.
Er gab sich mit dem Lesen der empörten Internet-User in den verschiedenen Foren (Verbrecher, Abzocker, Versager statt Versorger, etc.) nicht zufrieden, sondern wollte sich aus erster Hand darüber informieren, wie es zu den sagenhaften Preiserhöhungen kommen kann, deren Ausmaß sogar die E-Controll kritisiert.
Er wandte sich an die Wiener SPÖ, die ihm wie folgt antwortete:
"Sehr geehrter Herr K.
Vielen Dank für Ihr E-Mail, welches vom Online Team der SPÖ Wien gerne
beantwortet wird. Die Anpassung der Tarife erklärt sich dadurch, dass der
Gaspreis an den Ölpreis mit einer rund sechsmonatigen Verzögerung gekoppelt
ist. Vor wenigen Monaten war der Einstandspreis des Öls auf Rekordhöhe.
Deshalb schlägt sich dieser bedauerlicherweise erst jetzt auf die
Gaspreise nieder.
Ein Verzicht des Faktums der lange Zeit heftig gestiegenen Einstandspreise für
die Primärenergieträger in der Kalkulation von Wien Energie, würde über kurz
oder lang das Energieunternehmen in den Konkurs schlittern lassen. Die Zeche
müssten dann die Konsumenten doppelt bezahlen.
In diesem Sinne bitten wir um Verständnis für diese betriebswirtschaftlich
notwendige Maßnahme, die alleine im Verantwortungsbereich des Unternehmens
Wien Energie liegt und auf die wir keinen Einfluss nehmen können.
Mit freundlichen Grüßen, SPÖ Wien
Dass die SPÖ wegen verlorengegangener ideologischer Wertebasis das Erstellen ihrer politischen Leitlinien mittlerweile an den Onkel Hans von der Kronenzeitung ausgelagert hat, war Herrn K. klar.
Dass sich der Häupl-Wahlverein mittlerweile nur mehr als einflussloser Sprecher des Wien-Energiekonzerns versteht, wurde ihm soeben bewusst.
Zornig griff er noch einmal zu den Tasten:
"Entschuldigen sie bitte meine Polemik, aber für mich sieht diese Erhöhung eher so aus: Lieber schickt die Stadt Wien ein paar tausend Wiener in kalte Wohnungen, als dass die Stadt Wien als Eigner der Wien Energie sich mit weniger als angeblich 12% Rendite dieses Unternehmens zufrieden gibt.
Im Namen der Steuerzahler möchte ich mich für diese, einer SOZIALdemokratischen Partei unwürdigen Aktion bedanken. Mein Erstaunen über bundesweit 28 % Wähler für Rechtsparteien ist enden wollend.
Die Frage, inwieweit der erhöhte Geldbedarf des Energiekonzerns vielleicht damit zusammenhängt, dass man sich (wie ÖBB und andere) verspekuliert hat und somit in die Krise der Finanzmärkte involviert ist, stellte Herr K. erst gar nicht mehr und ersparte dem SPÖ Online Team damit eine weitere Lüge.
PS: Nach Jahrzehnten hat die CSU die absolute Mehrheit verloren. Die Rutsche in die selbe Richtung legt sich eine abgehobene Seitenblicke-Clique in Wien selbst. Die Frage, wie lange sich so ein Niedergang hinzieht, liegt an denen, die man für „deppert“ hält, und an denen, die in Strache keine Lösung der Probleme sehen.