Von Jan Bruckschwaiger (30.11.2011)
In Österreich wird es nach wie vor toleriert, wenn einmal im Jahr Alt- und Jung-Nazis einen Ball in der Wiener Hofburg abhalten. Der Wiener Korporations-Ring (WKR), eine Vereinigung deutsch-nationaler Burschenschaften lädt jedes Jahr zu diesem illustren Treffen rechtsextremer Prominenz ein. Mit dabei unter anderem die Le Pens von der Front National Frankreichs.
Seit einigen Jahren artikuliert sich nun aber Widerstand gegen diesen Ball in Form unterschiedlichste linksradikaler Bündnisse. Mit dem Ergebnis, dass die letzten beiden Jahre die Demonstrationen gegen den WKR-Ball polizeilich untersagt wurden. Begründet wurde dies mit Angst vor möglichen Ausschreitungen.
Heuer soll besagter Ball auch noch am Tag der Befreiung des Konzentrations-
und Vernichtungslagers Auschwitz stattfinden, was nicht anders als eine Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus und Neonazismus gewertet werden kann.
Auch heuer wieder hat sich ein Bündnis gegen den WKR-Ball, unter dem Namen „Offensive gegen Rechts“, zusammengeschlossen, in dem auch die KPÖ vertreten ist. Dies ist aus dem Selbstverständnis der KPÖ, als von Anfang an antifaschistische und in den Zeiten des Faschismus verbotene Partei, eine selbstverständliche Notwendigkeit. Die wirkmächtigste Form eines solchen Bündnisses wird hingegen noch zu finden sein. Ich persönlich würde mir, im Sinne meines Eingangsstatements, wünschen, dass ein solches Bündnis eine möglichst breite zivilgesellschaftliche Tragweite erreicht und so letztlich auch den rechten Grundkonsens der österreichischen Gesellschaft durchbrechen kann. Antifaschismus geht uns alle an und darf sich nicht auf das Engagement linker und linksradikaler Gruppen beschränken.
Doch nun zu den positiven Neuigkeiten in der Causa WKR-Ball: Heute wurde per Pressemitteilung erklärt, dass der Hofburg-Mitgesellschafter Casinos Austria sich bei der morgigen Gesellschafterversammlung des Kongresszentrums Hofburg gegen die Vergabe der Räumlichkeiten an den Wiener Korporations-Ring aussprechen wird.
Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) begrüßt diesen Schritt als ersten in die richtige Richtung. Der Vorsitzende des MKÖ appelliert jedoch an die weiteren Mitgesellschafter: „Jetzt sind die anderen Hofburg Mitgesellschafter am Zug! Nur eine Absage des Balls kann verhindern, dass das internationale Ansehen Österreichs Schaden nimmt“, so Willi Mernyi, der Vorsitzende des MKÖ.
Es geht jedoch weniger um das internationale Ansehen Österreichs, sondern um eine generelle Ablehnung faschistischen Gedankenguts. Ein erster Schritt ist es allemal und dem kann sich die KPÖ auch im vollen Wortsinn anschließen.
Antifaschismus muss weiterhin auf der Tagesordnung stehen und endlich auch Praxis werden und darf nicht weiter nur in Sonntagsreden verhallen!