KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

In Nano we trust?

Von Karla Huber (1.2.2008)

Milliarden von Euro an öffentlicher Förderung werden derzeit an Projekte rund um Nanotechnologie vergeben, allein im 7. EU-Rahmenprogramm 2007–2013 sollen 3.475 Millionen Euro an Forschungsförde­rungen bereitgestellt werden. Nanotechnologie gilt als eine Schlüsseltechno­logie für die Zukunft und trotzdem findet so gut wie keine öffentliche Diskussion zum Thema statt – anders als zum Beispiel zu Kernenergie oder Gentechnik. Das liegt vielleicht auch daran, dass Nanotechnologie ungeheuer viele verschiedene Anwendungsmöglichke­iten umfaßt.

Es dreht sich alles um milliardstel Millimeter (nano-) kleine Teilchen unterschiedlichster Art, die in verschiedensten Gebieten beforscht und zum Teil bereits eingesetzt werden. In Lacken und bei Bekleidung sollen Nanoteilchen etwa schmutzabweisend wirken, auch in Kosmetikprodukten wie Zahnpasta oder Sonnencremes werden Nanoteilchen schon verwendet und bei Lebensmitteln sollen durch den Einsatz von Nanokapseln Aromastoffe länger erhalten bleiben.

Ein ganz wesentlicher Bereich, in welchem Nanotechnologie beforscht wird, ist die Medizin. Vor allem die Möglichkeit, mittels Nanoteilchen Wirkstoffe gezielt zu krankem Gewebe bringen zu können, klingt vielversprechend. Die Wirkstoffe gelangen direkt dorthin, wo sie benötigt werden, können somit niedriger dosiert werden, womit auch Nebenwirkungen eingeschränkt werden können und sie landen nicht mehr in Organen, die gar nicht erkrankt sind. Klingt gut, was passiert aber mit den Nanoteilchen, sobald sie ihre Funktion erfüllt haben?

Erst vergangenen Dezember wurde unter dem Titel Conano die weltweit erste Nutzen-Risiko-Analyse verschiedener Nano- und Mikromaterialien in pharmazeutischen und kosmetischen Anwendungen abgeschlossen, die gemeinsam vom österreichischen und Freiburger Öko-Institut, der Stiftung Risiko-Dialog St.Gallen, dem Kosmetikhersteller Ciba und dem Pharmakonzern Novartis durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse sind zum Teil alarmierend. Nicht-abbaubare Nanoteilchen können Zellbarrieren überschreiten und Zellen schädigen. Es ist wahrscheinlich, dass sie toxische Wirkungen haben und zu chronischen Entzündungen führen können. Von möglichen Langzeitfolgen ganz abgesehen. Aufgrund dieser Studie wollen sowohl Novartis als auch Ciba wegen nicht absehbarer Risiken vorerst auf den Einsatz bestimmter, nicht-abbaubarer Nanopartikel verzichten. Vorerst wohlgemerkt und freiwillig, nicht etwa aufgrund von Zulassungskri­terien.

Diese eine Studie ist jedenfalls zu wenig. Das Risiko von Nanoteilchen insgesamt ist derzeit nur schwer zu bewerten und eigentlich müssten im Sinne des Vorsorgeprinzips Freisetzungsmo­ratorien ausgesprochen werden. Ein viel größerer Anteil der enormen Forschungsgelder muß in Risikoanalysen und Untersuchungen von gesellschaftlichen Auswirkungen durch die Einführung von Nanotechnologien fließen.

Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie beschränkt sich derzeit darauf, ein Projekt am Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Akademie der Wissenschaften zur Analyse des Wissenstandes über mögliche Gesundheits- und Umweltrisiken (NanoTrust) auf drei Jahre zu sponsern.