KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Für Abrüstung, Frieden und Atomausstieg

Von KPÖ-Frauen (20.3.2011)

Barbara Steiner spricht für die KPÖ-Frauen auf der Auftaktkundgebung der gemeinsamen Demonstration anlässlich 100 Jahre Internationaler Frauentag am 19. März 2011 in Wien:

Liebe Mitstreiter_innen!

In den vergangenen Wochen und Tagen haben uns Nachrichten erreicht, die sowohl zur Hoffnung als auch zur Befürchtung Anlass geben: Der mutige Aufbruch von abertausenden Menschen in Nordafrika und der noch ungewisse Ausgang, ein drohender Krieg. Das schreckliche Ausmaß der atomaren Verseuchung in Japan und die Frage, wird der Atomlobby endlich ein Riegel vorgeschoben und auf erneuerbare Energie gesetzt, wird die Wachstumsideologie endlich in Frage gestellt?

Kehrt die Vernunft zurück, die Einsicht, dass die Menschen Teil der Natur sind und jeder Raubbau an ihr die existenziellen Grundlagen zerstört?

All das unterstreicht einmal mehr, dass jede und jeder aufgefordert ist, die politische Verantwortung für die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Und deshalb sind wir heute hier und wir verstehen es als einen Beginn der Zusammenführung all jener, die auch morgen entschlossen für Frauenrechte – sind Menschenrechte – und umgekehrt –eintreten.

Gemeinsam eint uns die Vision von einer anderen Welt, in der Begriffe wie Kapitalismus und Patriarchat, Krieg und Diktatur, Hunger und Elend, Antisemitismus und Rassismus Homophobie und Sexismus, Gewalt und Hetze, aber auch „soziale Hängematten“ und „Schurkenstaaten“ nicht mehr gebraucht werden und Solidarität in unseren Auseinanderset­zungen mit dem/der Anderen als Bereicherung erfahren werden kann.

Heute kann der Beginn einer dauernden kämpferischen Freundinnenschaft sein, die das Gemeinsame zu nennen weiß ohne die Differenzen zu verschweigen.

Uns einen manche der seit 100 Jahren gestellten Forderungen für Frauenrechte: Gleicher Lohn, Quoten und einige mehr. Aber eint uns exemplarisch auch die Erkenntnis: Migrantinnenrechte sind Frauenrechte?!

Und deshalb müssen wir diesen Tag auch als einen gemeinsamen Lernschritt begreifen, der Kritik als Voraussetzung von Anerkennung zur Folge hat, wie in jeder Freundinnenschaft, was auch erfordert, Begriffe wie Feminismus gemeinsam zu schärfen.

Frau sein ist kein Programm und Feminismus anderes als Kindergartenplätze oder die Quote einzufordern. Feminismus umfasst ein Ensemble von Debatten und kritischen Erkenntnissen, denen die soziale Kategorie Geschlecht zugrunde gelegt wurde, andererseits umfasst der Begriff auch die konkreten sozialen Kämpfe und emanzipatorischen Bewegungen, die mit den Zielen einer herrschaftsfreien und patriarchatsfreien Gesellschaft verbunden sind. In diesem Sinn sollte es auch Männern eine Befreiungstheorie sein und ihre Bücherwände neben den Marx-Engelswerken füllen.

Wir haben uns heute vereint mit den Frauenorganisa­tionen der Regierungsparteien und Entscheidungsträger­n, den spö- ögb-und grünen Frauen, weil sie viele der Visionen und auch Forderungen teilen. Im Ringen um eure Freundinnenschaft, wollen wir unsere Kritik vortragen.

Warum folgt ihr etwa der unsäglichen Lüge, geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut, wo doch die Lebensbedingungen von Frauen den Umkehrschluss nahe legen?

Warum ist der Clubzwang stärker als die Frauensolidarität?

Liebe Freundinnen,

wir KPÖ-Frauen haben keine Illusion über die Machtverhältnisse in Österreich, deswegen wollen wir uns darüber mit euch auseinandersetzen, um unsere mögliche gemeinsame Kraft gezielt in die Waagschale zu werfen. Ein erster Schritt könnte sein, die unzumutbare Debatte über die Obsorge zu beenden.

Eine feministische Welt ist möglich!

Geht's den jungen, den alten Frauen, den Lesben, Migrantinnen, der Nachbarin, der Freundin und der Arbeitskollegin gut, geht es allen gut!