KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Ein Berserker wird 80

Mirko Messner, Gabi Bone, Michael Graber gratulieren Alfred Hrdlicka für die KPÖ

Von Lutz Holzinger (27.2.2008)

Alfred Hdrlicka feiert am 27. Februar seinen 80. Geburtstag. Gerade rechtzeitig hat er die Leiden, die er seiner im Zuge der Steinbildhauerei „zertrümmerten“ Wirbelsäule zuschreibt, so weit überwunden, dass er öffentlich Rede und Antwort stehen kann. In seinem Werk, das sich intensiv mit den von Krieg, Faschismus und Ausbeutung geschunden Menschen auseinandersetzt, nimmt er so eindeutig für die Unterdrückten Stellung, dass die bürgerliche Presse nicht an der Frage nach seiner politischen Einstellung herum kommt.

Der aus einem kommunistischen Haushalt stammende Steinbildhauer beteiligte sich bereits mit 16 Jahren an den Widerstandsaktionen seines Vaters und trat nach der Befreiung Österreichs der KPÖ bei. In Zusammenhang mit der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Ungarn 1956 verließ Hrdlicka die Partei, bezeichnet sie jedoch bis heute als politische Heimat, für die er 1999 bei den Nationalratswahlen kandidiert hat, und sich als unverbesserlichen Linken. Er rühmt sich, Gregor Gysi und Oskar Lafontaine miteinander bekannt gemacht und damit quasi die Bildung der „Linken“ in Deutschland initiiert zuhaben.

Hrdlickas Nähe zur KPÖ kommt darin zum Ausdruck, dass er ihr die Skulptur mit dem Titel Marsias II geschenkt hat. Der „Geschundene“ steht als Symbol für die führende Rolle der Partei im Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Österreich. Die Plastik wurde in ein entsprechendes Denkmal integriert, das Fritz Weber entworfen hat. Neben Großplastiken hat Hrdlicka unzählige Grafik- und Lithografie-Zyklen zu Themen wie der großen Französischen Revolution, Nachtseiten der Menschen und problematischen Künstlerpersönlichke­iten wie Richard Wagner oder Adalbert Stifter geschaffen. Für die Versteigerungen von Kunstwerken im Rahmen der legendären Maifeiern der Wiedner KPÖ stiftete der Künstler regelmäßig Blätter, die meist die höchsten Erlöse erzielten, obwohl die Kaufpreise weit hinter den Marktwerten zurück zu bleiben pflegten. Eine weitere Verbindung zur KPÖ stellte die regelmäßige Beteiligung Hrdlickas an den Schachturnieren am Volksstimme-Fest im Wiener Prater dar. Der begeisterte Schachsportler vertrat Österreich 1953 bei der Studenten-Weltmeisterschaft in Belgien.

Polarisierung und Polemik waren eine Begleiterscheinung des öffentlichen Auftretens und Wirkens des Künstlers. Dabei glänzte er im Umgang mit den gesprochenen und geschrieben Wort. Seine schriftlichen Interventionen sind nicht zufällig auch in Buchform erscheinen. Besondere Erregung rief der Plan der Wiener Stadtverwaltung hervor, Hrdlicka am Albertina Platz hinter der Wiener Oper ein Denkmal gegen Krieg und Faschismus errichten zu lassen. Als Plattform zur Darstellung seiner eigenen Position in dieser Frage nützte der Bildhauer wiederholt die damals als Tageszeitung erscheinende „Volksstimme“ (Zentralorgan der KPÖ). Es ist vor allem dem Engagement des Künstlers und seiner Unterstützung durch den damaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk zu verdanken, dass das Vorhaben tatsächlich realisiert werden konnte. Mit den beiden KZ- und Kriegs-Stelen im Vordergrund, dem straßewaschenden Juden und dem Block mit der eingemeißelten Unabhängigkeit­serklärung Österreich vom 29. April 1945 ist es ein einzigartiges Werk der Vergegenwärtigung brisanter historischer Zusammenhänge.

Alfred Hrdlicka und seine Frau Angelina am VolksstimmeFest

Von dem großen Sohn der Stadt, sind in Wien lediglich drei Werke öffentlich zugänglich. Es handelt sich um das Denkmal gegen Krieg und Faschismus, das Denkmal der KPÖ am Höchstädtplatz und die Renner-Büste am Ring. In einer Diskussion über die Renner-Darstellung sagte ein Sprecher, der Gründungskanzler von 1. und 2. Republik sei dargestellt wie ein Kasperl. Darauf soll Hrdlicka geantwortet haben, dass dieser Eindruck durchaus richtig sei bzw. seinen Absichten entspreche.

Hrdlicka studierte nach einer Zahntechnikerlehre von 1946 bis 1953 Malerei bei Albert Paris Gütersloh und Josef Dobrowsky und danach 1953 bis 1957 Bildhauerei bei Fritz Wotruba. 1960 hatte er seine erste Ausstellung gemeinsam mit Fritz Martinz. 1964 erlangte er erste internationale Anerkennung, als er Österreich gemeinsam mit Herbert Boeckl auf der 32. Biennale in Venedig vertrat. Es folgten Ausstellungen in ganz Europa. Hrdlicka erhielt vier Professuren in Deutschland (einmal Hamburg und Berlin, zweimal Stuttgart) und eine in Österreich (Wien). Den Großteil seiner Werke konnten er in Deutschland realisieren, darunter der Plötzenseer Totentanz, das Engels Denkmal in Wuppertal, das Gegendenkmal am Dammtordamm in Hamburg, die Robert Schumann Büste in Bonn oder den Tod eines Demonstranten (für Benno Ohnesorg) in Berlin.

Der große Künstler hat sich im politischen Geschehen immer als selbständig denkendes Individuum erwiesen, das sich sein eigens Urteil bildet und kein Diktat von oben oktroyieren lässt. Damit verkörpert er einen Typus des politischen Menschen, wie er von der heutigen KPÖ als Partei der sozialen Bewegung angestrebt wird. Was den Blick auf die Welt betrifft, ist Leben für Hrdlicka ohne Alternative.

Daher: Viele weitere Jahre!

Das Medieninteresse ist groß:

orf-online … Ehrungen will er aus Prinzip nicht annehmen. Dennoch gibt es bis Ende des Jahres rund 20 Geburtstag­sausstellungen rund um das Schaffen von Alfred Hrdlicka.

ORF-Ö1 Als „unorthodoxer Kommunist“ hat Alfred Hrdlicka immer wieder auch politisch für Schlagzeilen gesorgt.

Die Presse „Alle Kunst kommt vom Fleisch“ Großdeutscher, Kommunist, Künstler: Der Bildhauer Alfred Hrdlicka wird zu seinem Geburtstag mit mehr als 20 Ausstellungen gewürdigt. Zahm ist er deswegen noch lange nicht.

Neues Deutschland Die Liebe des Zornigen. Einer der wichtigsten Bildhauer der Gegenwart: Alfred Hrdlicka

FAZ.NET Das politische Beben im uralten Stein

Der Standard Mit Genie-Gen und Leberstärke im Musenhain

taz.de Der österreichische Bildhauer, Provokateur und Linkspolitiker Alfred Hrdlicka wird 80 Jahre alt. Michelangelo lässt er neben sich gelten, Rodin imponiert ihm nicht.

Gabi Bone, Mirko Messner und Michael Graber gratulieren zum 80er und überreichen einen Sammelband mit Texten die über Alfred Hrdlicka in der kommunistischen Presse in Österreich erschienen sind: "Im Besten Sinn Anstößig" 1999 kandidiert Hrdlicka auf der Liste der KPÖ zum Nationalrat Anläßlich des 60.Geburtstags Alfred Hrdlickas würdigte Ernst Wimmer namens der KPÖ im Rahmen einer kleinen Feier den großen Künstler.