KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Oktoberrevolution und 21. Jahrhundert

Von Prof.Dr. Harald Neubert (24.10.2007)

Die Oktoberrevolution und der Sozialismus im 21. Jahrhundert – Harald Neubert, Experte für die Geschichte der kommunistischen Bewegung, referiert in Wien, Linz, Salzburg und Innsbruck.

Eine Vortragsreihe der KPÖ anläßlich des 90. Jahrestags der Russischen Oktoberrevolution mit Prof. Dr. Harald Neubert, Historiker, Autor zahlreicher Bücher und kritischer Abhandlungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung.

Die Termine:

5. November 19 Uhr, Wien Kulturzentrum Siebenstern, 7.,Siebenster­ngasse31

6. November 18 Uhr, Brunn am Gebirge, KPÖ-Heim, Bahngasse 2

7. November 19 Uhr, Linz, Kasperkeller, Spittelwiese 2

8. November 19 Uhr, Salzburg, Volkshaus, Elisabethstraße 11

9. November 19 Uhr, Innsbruck, Universität – Hs. 10 im Bruno Sandner Haus, Innrain 52,

"Die Oktoberrevolution war ein bahnbrechendes welthistorisches Ereignis, das eine epochale Entwick lung eröffnete. Erstmals in der Geschichte wurde als historisches Ergebnis der Oktoberrevolution seit 1917 in Russland selbst und nach 1945 in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern der Weg in eine post-kapitalistische, sozialistische Ge sellschaft eröffnet. Im Interesse der Völker wurden auf den Gebieten der Wirtschaft, der Sozialpolitik, der Kultur und Bildung vielfältige Errungenschaften durchgesetzt, wie sie in den kapitalistischen Ländern nicht denkbar waren. Die UdSSR und die anderen sozialistischen Länder nahmen einen unverkennbar großen Einfluss auf die Weltentwicklung, auf Friedenssicherung und auf die Emanzipation vom Kolonialismus. Dem Imperialismus in der Welt wurden Grenzen gesetzt. Es war die sozialistische UdSSR, die den Hauptanteil zur Zerschlagung des Faschismus im zweiten Weltkrieg leistete.

Im Kontrast hierzu verfestigten sich im Verlaufe dieser Entwicklung gleichzeitig negative, Sozialismus-fremde Erscheinungen, die in mangelnder Demokratie, in machtpolitischer Willkür, in geistiger Enge und Dogmatismus, in Verletzungen von Menschenrechten und Verbrechen ihren Ausdruck fanden.

Korrekturen und Reformen sowie realisierbare Strategien zur Weiterentwicklung des Sozialismus, wie sie letzten Endes dringend notwendig waren, blieben in der UdSSR und in den anderen europäischen sozialistischen Ländern aus, so dass in ihnen die sozialistischen Ordnungen den inneren Erosionsprozessen und den antisozialistischen Kräften im Innern und von außen schließlich nicht standhielten und in den Umbrüchen der Jahre nach 1989 ihr Ende fanden. Abgelöst wurden sie in den betreffenden Ländern von einer Restauration des Kapitalismus.

Die Liquidierung der sozialistischen Ordnungen in Europa und die Auflö sung der UdSSR werfen aus heutiger Sicht, also im 90. Jahr nach der Oktoberrevolution, für Kommunisten und Sozialisten zahlreiche Fragen auf: Wie ist der historische Platz der Oktoberrevolution in der Geschichte der Arbeiterbewegung aus heutiger Sicht ein zuschätzen? Was hat der reale Sozialismus im Weltmaßstab bewirkt? Worin besteht die historische Bilanz des realen, gescheiterten Sozialismus im Innern? Welches waren die wesentlichen Ursachen für das Scheitern des Sozialis mus, wie er in der UdSSR und den anderen Ländern in Europa im Gefolge der Oktoberrevolution entstanden war? Was wurde aus der internationalen kommunistischen Bewegung? Zwingen die Umbrüche von 1989–1991 Kommunisten und Sozialisten zu einem Neubeginn oder wurde lediglich ein Prozess in seiner Kontinuität unterbrochen?

Selbstverständlich lassen sich nicht auf alle diese Fragen erschöpfende Antworten geben. Bekanntlich sind wir nach wie vor mit ganz unterschiedlichen Einschätzungen auch unter Kommunisten und Sozialisten konfrontiert. Doch wenn wir weiterhin eine sozialistische Zukunft der Menschheit für notwendig erachten und für sie eintreten, ist eine realistische und kritische Analyse der Geschichte des realen Sozialismus und der internationalen kommunistischen Bewegung unverzichtbar."