PARTEI
Von: Gerda Pastyrik (25.5.2018)
Bevor ich Marx Schriften kennenlernte, entstand in mir der
schwerwiegende Verdacht, dass das Unglück vieler Menschen mit der Ökonomie
dieser Gesellschaft zusammenhängt – wenn nicht gar dadurch begründet
ist.
So blieb also (mir) nichts Anderes übrig, als mich mit eben dieser Ökonomie
auseinanderzusetzen – und damit mit den Werken von
Karl Marx.
Beitrag zur Artikelserie: MyMarx – KPÖ Mitglieder über ihren Karl Marx
Abgesehen davon, dass die Texte anfangs schwer zu verstehen sind, so taucht
man beim Lesen in eine andere Welt ein: In die der Erklärung und des Verstehens
dieser Gesellschaft und des Verstehens über Zusammenhänge zwischen Armut und
Reichtum, Sein und Bewusstsein und der Erklärung wie und auf wessen Kosten der
Reichtum der Gesellschaft gebildet wird.
Marx bietet uns Erkenntnisse wie kaum jemand sonst: Über die Religionskritik
kam er zur Erkenntnis, dass eben diese Kritik zur Kritik der Gesellschaft
führen muss (da die Religion aufgrund des Mühsals in der Gesellschaft von
den Menschen selbst geschaffen wird), er kam zur Erkenntnis, dass das
Bewusstsein der Herrschenden (oder herrschenden Klasse) das herrschende
Bewusstsein ist, dass durch den Produktionsprozess im Kapitalismus eine
Entmenschlichung des Menschen stattfinden und vor allem erklärte er die
Tragödie der arbeitenden Klasse, die gezwungen ist (als eigener Sklavenhalter
quasi) ihre Arbeitskraft zu verkaufen, die einen Käufer der eigenen
Arbeitskraft suchen und finden muss und die für die Arbeitgeber den Reichtum
herstellt, der den ArbeiterInnen niemals gehört und gehören wird (wie dieser
Prozess der Reichtumsbildung vor sich geht, wird genaustens im „Kapital“
erklärt).
Die Marx´schen Erklärungen sind einzigartig – niemand vor und so gut wie niemand nach ihm konnte die gesellschaftlichen Zusammenhänge so genau analysieren und erklären wie er.
Was für mich das Beste an Karl Marx Schriften ist? Dass man beim Lesen sofort in eine andere Stimmung kommt. Wenn man eben noch der Meinung war, dass man aus diesem kapitalistischen Albtraum ( in dem den Menschen – wieder einmal – Schuldige – andere Völker – für ihre Situation angeboten werden und ihnen die Empathie für andere, denen es noch schlechter geht, genommen wird) niemals herauskommt, wird beim Lesen der Texte von Karl Marx alles logisch und klar. Ein Ausstieg aus dieser Gesellschaft erscheint plötzlich naheliegend und (relativ) leicht.
Gerda Pastyrik ist KPÖ-Aktivistin in Innsbruck