KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Die KPÖ trauert um Fritz Propst

Bild 2: Albert Steinerhauser (grüner NR-Abg.), Univ.-Prof. Emmerich Talos, Fritz Propst bei einer Pressekonferenz bzgl. der Rehabilitierung der Februar-Kämpfer

(27.4.2014)

Fritz Propst, Mitglied der KPÖ seit 1933, ist am 25. April in Wien verstorben. Propst, der schon von den Austrofaschisten mehrmals inhaftiert wurde, war einer der letzten lebenden Österreicher, die in der britischen Armee gegen die Nazi-Barbarei und für ein freies, unabhängiges und demokratisches Österreich kämpften. Am 6. Februar hatte Genosse Propst seinen 98. Geburtstag gefeiert. Wenige Tage danach gab er dem ORF noch ein Interview im Gedenken an den Februar 1934.

Die Erinnerung an den Februar 1934, an dem Fritz schon als junger Bursche, der bereits Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes war, teilgenommen hatte, beschäftigte Genossen Propst sein ganzes Leben.

Die Austrofaschisten sperrten Fritz wegen seines illegalen Widerstands mehrmals ein und er landete im Anhaltelager Wöllersdorf.

Unmittelbar nach dem Einmarsch der Hitlertruppen flüchtete Fritz – auf Anweisung der Partei – in die Tschechoslowakei und nach dem Münchner Abkommen 1939 nach England, um einer Auslieferung an die Nazis zu entkommen.

In London gründete er gemeinsam mit Otto und Emmi Brichacek in Verbindung mit dem Austrian Centre die Jugendorganisation Young Austria, die die jungen EmigrantInnen aus Österreich sammelte und sie auf das Wiedererstehen eines unabhängigen, demokratischen Österreich orientierte.

Trotz der Internierung aller männlichen Flüchtlinge aus dem „Deutschen Reich“ nach dem Beginn des 2. Weltkriegs, was auch die Mitglieder von Young Austria und damit auch Fritz betraf, kämpften diese nicht nur um ihre Freilassung, sondern auch um die Aufnahme in die Britische Armee, um sich am Kampf gegen Hitler und an der Befreiung Österreichs zu beteiligen.

Fritz verfaßte einen Aufruf an die österreichischen Jugendlichen in England, dem Hunderte folgten. 1943 heiratete Fritz seine Frau Edith, 1945 und 1948 kamen zwei Söhne zur Welt.

Im Kampfeinsatz als britischer Soldat wurde Fritz schwer verwundet. Er überlebte aber und kehrte mit einer britischen Einheit ins befreite Wien zurück. Nach seiner Entlassung aus der Armee 1947 arbeitet Fritz zunächst als Funktionär in der KPÖ und später im Globusverlag.

Stets trat er für die Kameraden ein, die mit ihm in der britischen Armee zur Befreiung Österreichs beitrugen. Eine späte, sehr späte Genugtuung konnte Fritz noch erleben, als es 2007 zu einer offiziellen Ehrung im Wiener Rathaus kam.

Im hohen Alter schaffte sich Genosse Propst einen Computer an und begann seine Erinnerungen aufzuschreiben. 2002 erschienen die autobiograpischen Erinnerungen „Mein Leben im Widerstand“, einige Jahre später „Abschied am Westbahnhof“. In „Abschied am Westbahnhof“ schilderte Fritz das Schicksal der von den Nazis vertriebenen jüdischen Kinder aus Österreich.

Genosse Propst wurde zu zahlreichen Diskussionsve­ranstaltungen in Schulen eingeladen, auch die Gewerkschaft der Privatangestellten engagierte sich bei der Verbreitung der Erinnerungen von Fritz. So wurde Fritz Propst ein wichtiger Zeitzeuge, der in den 2000er Jahren noch aus eigenem Erleben über den antifaschistischen Widerstand berichten konnte.

Gemeinsam mit den sozialistischen Freiheitskämpfern organisierte er in Hietzing beim Münichreiterdenkmal in Erinnerung an die Februarkämpfe eine jährlich stattfindende Kundgebung, bei der er stets eine Rede hielt, zuletzt 2013.

Gemeinsam mit dem grünen Abgeordneten Steinhauser setzte er die offizielle Rehabilitierung der 1934 verurteilten Widerstandskämpfer durch, kritisierte aber öffentlich, daß in dem beschlossenen Gesetz der Begriff Austrofaschismus vermieden wurde.

Ein Höhepunkt in den letzten Lebensjahren von Fritz Propst war sicher das Treffen mit den überlebenden Mitgliedern von Young Austria in der Hietzinger Volkshochschule in Anwesenheit des britischen Botschafters, der sich für die Internierung der Flüchtlinge entschuldigte.

Seine engere politische Heimat war die KPÖ-Bezirksgruppe im 13. Bezirk, dessen Organisator er viele Jahre war. Höheren Funktionen und Ämtern wich er stets aus, aber es war ihm ein wichtiges Anliegen gewählte Parteifunktionäre solidarisch zu unterstützen. Sehr engagiert war Genosse Propst auch als Mietervertreter in seinem Gemeindebau.

Fritz Propst war ein Streiter für Gerechtigkeit, ein engagierter Kämpfer für eine bessere Welt. Er selbst schrieb im Vorwort seiner Lebenserinnerungen: „Ich wünsche mir eine Gesellschaftsor­dnung, in welcher alle Menschen die gleiche Chance haben und in der es keine Ausbeutung gibt. Demokratie und Freiheit sowie gleiche Rechte für alle – eine sozialistische Gesellschaft! Der Zusammenbruch des realen Sozialismus in Osteuropa und in der Sowjetunion ist tragisch und hat vielfältige Ursachen. Ich will in diesem Bericht nicht darauf eingehen, sondern nur meine feste Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass nicht der Sozialismus versagt hat und auch der Kapitalismus keineswegs besser geworden ist. Kommunistinnen und Kommunisten müssen und haben bereits die Lehren aus der Geschichte gezogen. Es gilt immer wieder Neues dazu zu lernen! Wir leben in einer schlimmen Zeit, aber ich glaube an eine sozialistische Zukunft und bin überzeugt, dass es diese auch geben wird. Ich bin und bleibe Kommunist!“

Unsere Anteilnahme angesichts des Todes von Fritz gilt seinen Söhnen und deren Familien.

Die KPÖ und mit ihr viele AntifaschistInnen trauern um einen unermüdlichen Kämpfer für eine demokratischere, sozialere, solidarische, sozialistische Gesellschaft.

Bundesvorstand der KPÖ

Wiener Stadtleitung

Die Verabschiedung von Genossen Propst findet am Freitag, 16. Mai, 15 Uhr, in der Feuerhalle Simmering statt.

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