KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Auschwitz-Befreiungsfeier am Heldenplatz

(28.1.2015)

Engagierte AntifaschistInnen und VertreterInnen der Wiener Stadtregierung versammelten sich gestern am Heldenplatz in Wien, um der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch Truppen der Roten Armee vor 70 Jahren zu gedenken.

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und Bürgermeister Häupel kamen ebenso zu Wort wie VertreterInnen des Gedenkdiensts oder der IKG. Berührend und beindruckend war die Rede von Genossin Irma Schwager, die in Frankreich als Widerstandskämpfe­rin tätig war. Nachfolgend die Rede von Irma Schwager.

Liebe Anwesende, liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!

Nach der Befreiung von Auschwitz, dem größten deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager, wurden allmählich in der ganzen Welt die ungeheuerlichen Verbrechen des Nationalsozialismus bekannt. In dieser Todesfabrik wurden Frauen, Männer und Kinder gequält, gefoltert und über eine Million Menschen ermordet. Die rechtlosen Häftlinge in allen Konzentration­slagern waren den gnadenlosen Aufsehern der SS, ihren gewissenlos experimentierenden Ärzten und den kriminellen Kapos schutzlos ausgeliefert.

Meine Generation hat die Hölle der terroristischen Nazi-Diktatur und des verbrecherischen Krieges selbst erlebt. In der konfliktreichen Zeit, in der wir heute leben, wo Rechtsextremismus und Jihadisten ständig stärker werden, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, wie bei uns in Österreich die Demokratie schon durch das autoritäre, klerikale Dollfußregime zerstört worden ist und durch das Nachgeben der erpresserischen Forderungen Hitlers der Weg für die terroristische Nazidiktatur freigemacht wurde.

Ich werde nie den 11. März 1938 vergessen, wo noch vor dem Einmarsch der deutschen Truppen die SA durch die Straßen marschierte und gröhlte: „Deutschland erwache, Juda verrecke!“ Mit hasserfüllter Hetze gegen die Juden und Verunglimpfung anderer Völker ist es den Nazis gelungen, die tatkräftige Unterstützung von Massen zu gewinnen. Und was besonders schlimm war: vor allem die Jugend für Hitler und den Krieg zu begeistern. Die Hitlerjungend sang: „Wir werden weiter marschieren, auch wenn alles in Scherben fällt, denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt.“ Alle ist wirklich in Scherben gefallen, aber glücklicherweise gehört heute die ganze Welt dank des opferreichen Kampfes der Allierten und der Widerstandskämpfe­rInnen nicht dem Nazifaschismus.

Welche katastrophalen Folgen der verbrecherische Krieg für unser Land und ganz Europa gebracht hat, wissen wir heute: Tod, Vernichtung und unendliches Leid! Auch meine Familie, meine Eltern und meine zwei Brüder wurden von den Nazis ermordet.

Ich hatte die Chance, durch die Solidarität von mutigen Menschen im Lager von Gurs und dann im Widerstandskampf zu überleben. Im Rahmen der französischen Résistance haben österreichische Kommunistinnen und Kommunisten die mündliche und schriftliche Aufklärungsarbeit unter den Wehrmachtssoldaten durchgeführt. Unsere Aufgabe war, sie zu überzeugen, dass dieser Krieg nicht der Vaterlandsver­teidigung dient, sondern Verbrechen gegen die Menschen in allen besetzten Ländern Europas verübt wurden. Wir wollten sie zur Mithilfe für die Beendigung des Krieges und für die Teilnahme am Widerstand gewinnen. Viele meiner Mitkämpferinnen und Mitkämpfer sind ermordet worden. Wir dürfen diese Frauen und Männer, die ihr Leben für die Freiheit eingesetzt haben, nie vergessen! Sie haben einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass wir heute in einem demokratischen, freien Österreich leben können.

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde. So wie ich damals im Widerstandskampf viele engagierte französische und solidarische Menschen erlebt habe, so hat mich die großartige Trauerkundgebung in Paris für die Ermordeten tief bewegt. Ich war sehr beeindruckt von der kämpferischen Entschlossenheit. Die Millionen Menschen, die in vielen europäischen Städten für Freiheit und Demokratie demonstriert haben, haben meine Zuversicht gestärkt, dass die Hassprediger aller Seiten weniger Zuspruch bekommen werden und dass es der Zivilgesellschaft gelingen wird, bessere soziale und wirtschaftliche Bedingungen zu schaffen, die der Jugend eine lebenswerte Perspektive geben.

Die Lehren aus unserer eigenen Geschichte, die wir aus den bitteren Jahren des Nationalsozialismus ziehen müssen, sind:

  • Widerstand gegen jede Aushöhlung demokratischer Errungenschaften!
  • Widerstand gegen die Rattenfänger von Ost und West, die unsere Jugend verblenden und zu hasserfüllten Fanatikern machen wollen!
  • Widerstand gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichke­it!

Krieg und Terror lösen keine Probleme, im Gegenteil: Sie schaffen immer schlimmere, wie wir das seit Jahren erleben. Wir müssen dafür sorgen, dass alles getan wird, um auch unter schwierigsten Bedingungen Lösungen zu finden, um ein sicheres und friedliches Leben für alle Menschen durchzusetzen!

Rede von Irma Schwager auf der Holocaust-Gedenkkundgebung am Wiener Heldenplatz, 27. Jänner 2015.
Es gilt das gesprochene Wort.

Auf YouTube findet sich eine Videoaufzeichnung von Irma Schwagers Rede unter folgendem Link:
http://youtu.be/Lp8xa3zeoIQ

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