Von Gabriele Michalitsch (28.10.2009)
Mit der Erschütterung des omnipräsenten Markt-Credos im Zuge der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise brechen in den letzten Dekaden zunehmend neoliberal eingehegte Denk- und Handlungsräume auf und eröffnen der Kritik, die ihren Wortstamm krinein (scheiden, sondern, trennen) mit Krise teilt und auf deren inhärente Verknüpfung verweist, neue Perspektiven im diskursiven Ringen, im Kampf um die Macht zum Erhalt oder zur Veränderung der herrschenden sozialen Welt durch Erhalt oder Veränderung der herrschenden Kategorien (Bourdieu 1985, 18f.).
Doch im Horizont von Krise und Kritik erweisen sich Fragen nach Geschlechterverhältnissen einmal mehr als marginalisiert. So rückt der vorliegende Beitrag ins Zentrum der Diskussion, indem er Ansatzpunkte feministischer Politiken markiert, die auf Geschlechtergleichstellung zielend als mögliche Antworten auf die gegenwärtige Wirtschaftskrise über aktuelle Stabilisierungsprogramme hinausweisen. Einleitend widmet sich der Beitrag zunächst skizzenhaft Hintergründen und Geschlechterimplikationen der aktuellen Wirtschaftskrise, ehe von Foucaults Begriff der Kritik ausgehend der theoretische Bezugsrahmen aufgespannt wird, auf den sich in weiterer Folge die Entwicklung feministischer wirtschaftspolitischer und wirtschaftswissenschaft licher Interventionsfelder im Kontext der Krise stützt.