KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

achtung, sprachpolizei!

Siebdruckschablonen für T-shirts mit dem Aufdruck "Expertin" und "Eine andere Welt ist möglich"

Von Melina Klaus (18.11.2008)

wenn ein ‚Verfall der Kultur‘ befürchtet wird, ist widerstand angesagt!

Die Slowakei überlegt Geldstrafen für „Sprachsünden“ und will die Reinheit ihrer Sprache mit drastischen Mitteln schützen. Bis zu 5.000 Euro Strafe sollen SprachsünderInnen drohen, die gegen die Regeln ihrer Muttersprache verstoßen. Das Kulturministerium begründet seinen Gesetzesvorschlag mit dem „Verfall der Sprachkultur“(…) Nach der Idee des slowakischen Kulturministeriums soll auch die Verwendung von Fremdwörtern strafbar sein, wenn es ein entsprechendes slowakisches Wort gebe. Die Gesetzesnovelle würde in ihrer derzeitigen Formulierung aber auch Grammatik- und Rechtschreibfehler unter Strafe stellen. DenunziantInnen können einen schriftliche Beschwerde beim Ministerium einbringen, lese ich in den gestrigen nachrichten.

der „gesichtserker“ für nase ist ein musterwort für verdeutschung. es wird mal dem 17., mal dem 18. jahrhundert zugeschrieben, mal diesem grammatiker, mal jenem pädagogen. aber eigentlich eh egalisch. interessant ist nur, wofür es steht. – 1. nase wurde hierbei als fremdwort kategorisiert, das es auszumerzen gilt, könnte aber auch als erbwort klassifiziert werden. es ist also oftmals ein leichtiges, die retter der kultur und ritter des erhobenen zeigefingers zu zerlegen. was sie freilich nur ein wenig kratzt, denn ihre religion die normativität schaltet somanche argumente zugunsten der dogmen aus. wie das eben so ist mit religionen und normen. 2. gesichtserker wird hierbei oftmals ins lächerliche gezogen, das „stelldichein“ für's rendezvous oder die „anschrift“ für die adresse, viel später auch noch der „hubschrauber“ für den helikopter allerdings haben sich durchgesetzt.

wenn die sprache, die kultur, die sprachkultur vor dem verfall gerettet werden soll, ist höchste vorsicht angesagt. auch eine kultfigur wie bastian sick sollte uns stutzelig machen. dieser welcher ist der autor einer spiegel-online-kolummne, der mit der huldigung der normativen grammatik mittlerweile konzertsäle füllt und tonnen von büchern und dvd's umsetzt. nicht nur, dass er selbst obergescheit daherkommt, sollen alle diejenigen, die fehler machen auch noch ganz schön dumm dastehen. wieder so eine nebenwirkung der ‚norm‘ – wer nicht entspricht, fliegt raus oder wird zumindest lächerlich gemacht.

es gibt auch eine sprachwissenschaft, die sich nicht regulativ eingreifend versteht, sondern beschreibend oder mit der vielfalt möglicher sprachvarianten sich beschäftigt. im mittelpunkt steht die verständigung. dieser ansatz gefällt mir am gutesten. ist er doch auch ein hüschbes gleichnis für das leben! oder?

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