KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Das Kartenhaus und die "Subprime"- Krise

Von Hans Kalt (28.1.2008)

Im Laufe des ersten Halbjahres 2007 gab es deutliche Anzeichen, dass ein Teil des damals boomenden US-amerikanischen Wohnbau-Marktes auf Rechnung nur mangelhaft, nämlich durch Hypothekarkredite mit nachrangigen Pfandrechten finanziert war. Das schien in normalen Zeiten kaum ein Problem. Wer kein erstrangiges Pfandrecht anbieten konnte, musste für geliehenes Geld nur schlechtere Bedingungen und höhere Zinsen in Kauf nehmen. In der Presse tauchten Schätzungen auf, dass etwa eineinhalb Millionen der neu gebauten Familienhäuser auf diese Art finanziert waren. Diese Kredite liefen meist für 30 Jahre. Jede in dieser Zeit eintretende Verschlechterung der Einkommensver­hältnisse konnte die Weiterzahlung der Annuitäten und damit das Eigentumsrecht auf das eigene Wohnhaus gefährden. Das ist in jedem Einzelfall tragisch. Sobald es aber Zehntausende, ja Hunderttausende Fälle werden, mussten die vieltausendfachen Tragödien auch volkswirtschaf­tliche Auswirkungen haben. Bei nur nachrangigen Ansprüchen bringen Zwangsverkäufe kaum etwas für die Berechtigten. Eine Spannung baute sich am Kreditmarkt auf.

Um die Jahresmitte 2007 brach das Kartenhaus zusammen. Das Problem dieser ungesichert fällig werdenden nachrangigen Hypothekarkredite stand akut vor Dutzenden Banken und anderen Finanzinstituten. Nur durch als nachrangig bewertete hypothekarische Pfandrechte gesicherte Kredite werden auf Englisch als „subprime“ bezeichnet. Daher auch die Bezeichnung „Subprime“-Krise.

Diese Krise war von Anfang an nicht nur eine solche insolvent gewordener „Häuselbauer“, die auf einmal den Banken die ihnen geschuldeten Annuitäten nicht mehr zahlen konnten. Hedgefonds-Banken, aber auch die Verwalters seriöser Pensionsfonds hatten die Chancen höherer Zinsenflüsse aus den Annuitäten solcher nur subprime gedeckter Forderungen schnell erkannt.

Darüber, was dann geschah, lasse ich am besten einen, der an leitender Stelle stand, zu Wort kommen. Der Vorstand der deutschen Commerz-.Bank, Bernd Knobloch, schildert in einem Interview für die Wiener Tageszeitung „Der Standard“ (25./26.8.2007) den Ablauf: Zuerst verweist Knobloch auf die Parallele zwischen der jetzigen Krise und der deutschen Immobilienkrise nach dem Ende der Wiedervereinigungs-Euphorie Anfang der 90er Jahre. Deren Verluste haben damals die deutschen Banken selbst tragen müssen, sagt er. In den USA werden hingegen diese Verluste an Investoren „sozialisisert“ und damit im internationalen Kapitalmarkt verstreut. Durch die mehrfache Bündelung von Immobilienkrediten in Wertpapieren können die Anleger das Risiko nicht mehr abschätzen und müssen sich allein auf die Rating-Agenturen verlassen. „Je mehr ich diese Kredite unter dem Aspekt der Risiko-Diversifizierung vermische, desto weniger weiss ich am Ende, was in meinen Büchern steht.“ Die einfache Bündelung in Mortgage-Backed Securities sei nachvollziehbar, doch die weitere Vermischung in Collateral Dept Obligations (CDO) gehe einen Schritt zu weit. Wieviel solche Sammelpapiere jede einzelne der grossen Banken in den EU-Staaten hält, sagt sie immer erst, wenn die Offenlegung im Fall einer Pleite unvermeidlich wird.

Die USA „sozialisieren“ die Verluste in der EU

Sicher waren die USA jenes Land, das Pleiten als direkte Folge der Subprime-Krise am stärksten zu spüren bekam. Aber der Gesamtschaden für die Finanzinstitute – vor allem durch die breite Streuung solcher Kollateral-Schuldverschre­ibungen – war im EU-Raum viel grösser. Besonders Deutschland war wieder betroffen. Das zeigte sich vor allem in der Höhe der zur Stabilisierung der Finanzmärkte von den großen Währungsbanken flüssig gemachten Summen. (Diese waren keine Geschenke, sondern wurden zu besonders günstigen Zinsen ad hoc den in eine Geldklemme geratenen Banken vorgestreckt, um deren Insolvenz zu vermeiden.)

Die drei größten Notenbanken der Welt (die US-amerikanische Fed, die europäische EZB und die japanische Notenbank) haben während weniger besonders kritischer Tage im August 2007 264,2 Mi­lliarden Euro dem Finanzapparat an zusätzlichen Barmitteln zu geführt. Davon kamen über 200 Milliarden Euro allein von der EZB.

Um bei dem Bild einer „Sozialisierung“ der Subprime-Spekulationsver­luste amerikanischer Banken zu bleiben, diese erfolgten vor allem auf dem Rücken der Einlagenbesitzer europäischer Geldinstitute. Da hat hat auch die ganze EU nichts geholfen.

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