KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Das Milliardenspiel

Von Bärbel Danneberg-Mende (19.12.2008)

Es scheint das Zeitalter angebrochen, in welchem die Milliarden locker sitzen: Siemens zahlt eine Milliarde Euro an Strafe – freiwillig. Staranwalt Faegan, der gefürchtetste Sammelkläger für Nazi-Raubkunst, legt eine Milliardenpleite hin. US-Börsenchef Madoff setzte mit seinen Pyramidenspielen 50 Milliarden Dollar in den Sand, was in Europa einen Verlust von mehr als sechs Milliarden Euro nach sich zieht. Die Banken werden mit staatlichen Milliardenspritzen unterfüttert …

Die Milliarden purzeln dieser Tage nur so durch die Gegend. Und alle tun erstaunt. Dabei ist es ein altes Spiel mit dem Geld, nur ist unser Gedächtnis in seiner Erinnerung leider nicht verlässlich. Zufällig bin ich auf zwei Kommentare zu Karikaturen von Honoré Daumier gestoßen, die 1837/38 in der oppositionellen illustrierten Zeitung „Le Charivari“ erschienen sind.  Daumier wurde 1808 in Marseille geboren und starb 1879 verarmt, erblindet – gegen sein Armenbegräbnis auf Kosten des republikanischen Frankreich wetterten die Blätter der Rechten, in denen Daumier Zeit seines Lebens die Gegner gesehen hatte. Dass heuer seines 200. Geburtstages erinnert wurde,  ist mir nicht bekannt.

Daumiers Karikaturen verkörpern den geschäftssüchtigen Bourgeois der Julimonarchie, Robert Macaire – mal als Bankier, Aktienhändler, Spekulant oder Unternehmer:

„Große Kapitalanlage. – Ich kann heute sehr gute Aktien anbieten, Monsieur Desrognures, möchten Sie welche? – Das hängt davon ab, was Sie haben! – Ich habe 300 Gießereiaktien. – Zusammengeschmol­zen! – 200 Industrie­aktien. – Unbrauchbar, Unbrauchbar! – 10000 Brauere­iaktien, einmalige Gelegenheit… – Lass sie ruhig schäumen! – Ich habe welche vom Lexikon des Wissens. – Kennen wir, kennen wir! – Also, wieviel macht alles zusammen? – Eine Milliarde oder zwei. Jedenfalls nicht mehr… – Eine Milliarde…das Papier ist dünn…das sind höchstens hund  ert Pfund… Zu 4 Sous… das ist 200 Francs wert… Zwei Milliarden für 20 Francs!… Wo denken Sie hin, mein Bester? … Geben Sie wenigstens 25 Francs! … Keinen Heller. – Also nehmen Sie es mit. Sie machen ein einmaliges Geschäft … Schwätzer! Jeden Tag erzählen Sie mir dasselbe.“ (Le Charivari, 3. 12. 1837)

„Kindliche Ehrfurcht. – Meine Herren, welch schrecklicher Tag, für die Aktionäre,die Geschäftsführer, die Direktoren, die Saufbrüder der Industrieunter­nehmen, dieser Tag, an dem sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet, Madame Kommanditgese­llschaft liegt im Sterben… Madame Kommanditgese­llschaft ist tot! … Oh weh! Wahrlich unsere wohltätige Mutter ist tot! … mausetot! … Heiliger Bérain! Großer Schutzpatron der Zahlungsunfähig­keit, nimm die Seele unser aller Mutter  zu Dir, wie auch Du, wurde Sie das Opfer politischen Hasses. – Meine Herren, bei mir liegt eine Subkriptionsliste für Aktien für die Errichtung eines Mausoleums, auf dem zu lesen sein wird: Der Mutter aller Robert Macaires. Dem Pantheon würdig, starb sie bankrott … (Le Charivari, 25. 11. 1838)

(Zitiert  aus der Zeitschrift „Tendenzen“,  Nr. 128, November/Dezem­ber 1979)

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