KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Elektronische Langfinger

Von Bärbel Mende-Danneberg (26.2.2008)

Ich bin ein älteres Semester. Deshalb funktioniert mein Langzeitgedächtnis relativ gut. Was hatten sie uns damals in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts Honig ums Maul geschmiert, als es darum ging, die Lohnsackerl auf Gehaltskonten umzustellen. Viel, viel billiger sei das und sicherer, ach was, uns koste das überhaupt nichts! Also wurden flächendeckend Löhne und Gehälter auf die Banken überwiesen. Meines also auf die P.S.K.

Natürlich ist das praktischer. Aber billiger? Wenn ich heute meine Kontoauszüge anschaue, summieren sich die Kosten für das, was ich eh mit der elektronischen Geldbörse selbst erledige: Kartenentgelt, Entgelt Belegdruck Internet, Entgelt für händisch bearbeitete Buchungen, Entgelt für Kontoführung…

Onlinebanking ist natürlich praktischer. Aber sicherer? Alle Nase lang kommen neue Sicherheitsbes­timmungen heraus, weil die elektronischen Langfinger immer neue Tricks erfinden, um in die virtuelle Kasse zu greifen. Früher schickte die Post als Serviceleistung bei jeder Kontobewegung einen Kontoauszug. Umsonst. Das fand ich praktisch, ich hatte im Briefkasten die Übersicht über den Stand meiner Gelddinge. Mit der Privatisierung der Post kamen diverse Verschlechterungen für die KundInnen. Nicht nur, dass die EU-genormten Hausbriefkästen haufenweise mit Werbematerial zugeschüttet werden können, sondern es werden auch nur mehr einmal monatlich die Kontoauszüge zugestellt. So kam ich zum Fortschritt e-Banking.

Mein Internetanschluss, VISA-Karte, Buchungen für Billigflüge und diverse andere Sonderoptionen sind gekoppelt an Einzugsermächti­gungen. Immer häufiger werde ich beim Einkaufen penetrant genötigt, meine persönlichen Daten bekannt zu geben oder alle Zahlungen über Einzugsermächti­gungen zu erledigen. Das ist billiger. Mein Konto wird so zu einem Selbstbedienun­gsladen, ohne dass ich etwas tun kann; meine Privatsphäre wird öffentlich. Also verweigere ich diese gepriesenen Hilfsdienste, wo es geht.

Als ich neulich trotzdem auf der Post zwei Erlagscheine in Höhe von ca. 200 Euro bar einzahlte – Kosten: sechs Euro für zwei Fremdbankeinzah­lungen –, verlangte die Dame meine personenbezogenen Daten. Das sei eine neue EU-Bestimmung zur Bekämpfung der Geldwäsche. Auf dem Informationsblatt, das die Postfrau mir gab, lese ich: „Die EU-Verordnung zur Umsetzung der FATF-Sonderempfehlung VII. sieht vor, dass bei sämtlichen Bareinzahlungen zugunsten von Fremdbanken sowie Auslandszahlungen folgende Daten festgehalten werden: Name, Geburtsdatum, Geburtsort.“

Nun muss ich doch mal den zurückgetretenen deutschen Postchef Zumwinkel fragen, wie er es angestellt hat, Steuern in Millionenhöhe zu hinterziehen und unbemerkt nach Liechtenstein zu schaffen, wenn doch schon bei meinen paar Netsch die Kontrolle über mein elektronisches Geldbörsel reibungslos funktioniert.

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