Von Wolf-Goetz Jurjans (21.11.2008)
Wir entnehmen Ihrer Homepage , dass Sie Ihre Veranstaltung als eine Kampfansage, als eine Demonstration gegen Geiz ist geil verstehen. Sie wollen in einer Zeit der Neiddebatte die Frage klären: Was ist Luxus?
Die KPÖ nimmt diese Kampfansage dankend an.
Wir sind der Meinung, dass wir nicht in einer Zeit der Neiddebatte leben,
sondern in bewegten Wochen, in denen der Motor des neoliberalen Kapitalismus
für jedermann erkennbar geworden ist: Hemmungs-und rücksichtslose Gier, deren
ungebremste, zerstörerische Wirkung von einer unverantwortlichen Politik erst
ermöglicht wurde.
Dieser Gier und einer Schneller-Höher-Reicher- Ideologie ist der Crash der
Finanzmärkte geschuldet, der nun zur Rezession und zu massenhaften
Arbeitsplatzverlusten führen wird.
Schon heute sind hunderttausende WienerInnen und Wiener verarmt, die
Wirtschaftskrise wird die Armut vervielfachen.
Für immer mehr Menschen ist es heute schon Luxus, im Winter eine warme Wohnung
und einen vollen Magen zu haben. Diese werden von jenen beneidet, die keine
Wohnung mehr zu beheizen haben und ihren Hunger aus Müllcontainern stillen.
Viele Menschen hindert ihr Schamgefühl, soziale Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Armut versteckt sich, leidet unter ihrer gesellschaftlich organisierten
Exklusivität und verkommt in isolierter Individualität.
Die Schamhaftigkeit jener einerseits und Ihre Schamlosigkeit, mit der Sie Prunksucht und bürgerliche Dekadenz als scheinbare Individualität inszenieren, vertiefen den Graben, der sich mittlerweile zwischen einer kleinen Oberschicht und einer großen, zum Teil prekarisierten Mehrheit gebildet hat.
Es ist grotesk organisiert um Luxus zu bitten, wenn in Wien gleichzeitig mit Polizeigewalt gegen organisierte Bettelei vorgegangen wird.
Da Ihnen die Obszönität Ihrer Unternehmung offensichtlich nicht bewusst
ist, ersuchen wir Sie, sich über die weltweite soziale Schieflage zu
informieren, zu deren Zustandekommen ein Gutteil Ihrer Klientel aktiv
beigetragen hat.
Diesem Kult des Egoismus und der Menschenverachtung wollen wir eine Kultur der
Teilhabe ALLER am gesellschaftlichen Reichtum gegenüberstellen und zu deren
Durchsetzung auch einen leidenschaftlichen Kampf führen.
PS: Wir würden es als Minimum von Anstand und Stil erachten, würden Sie wenigstens einen Teil des Gewinnes, den Sie mit dieser Peep-Show der Eitelkeit erzielen, an karitative Organisationen, z.B. die Gruft, überweisen. Das würde auch Ihrem Veranstaltungskonzept entsprechen, da Sie sich ja in den Prunkräumen einer hingeschiedenen Monarchie inszenieren.
Hochachtungslos
DI Wolf Goetz Jurjans, KPÖ