Von Heidi Ambrosch (20.11.2009)
In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob die Regierungsparteien auch fähig sind, nicht nur am Papier von Demokratie und Solidarität zu sprechen, sondern sie auch zu leben. heißt es in ihrer Presseaussendung vom 18. November. Einmal mehr ist auch der ÖGB gefordert sich nicht auf einem einmaligen Lippenbekenntnis der Solidarität auszuruhen.
Bildung im Interesse einer Minderheit zur profitorientierten Verwertbarkeit des Humankapitals oder Bildung im Interesse der Mehrheit für eine humane Entwicklung der Gesellschaft sind die entgegen gesetzten Pole der aktuellen bildungspolitischen Auseinandersetzungen. Ersteres ist Ziel des Hahnschen Dialoges, zweiteres das Anliegen der Studierenden, das eigentlich auch das Anliegen eines Gewerkschaftsbundes sein sollte. Demokratisierung der Bildung für eine demokratische Wissenschaft für eine demokratische Gesellschaft, diese Ziele sollte eigentlich eine Klammer für Interessensvertretungen von Studierenden als auch von Lohnabhängigen sein. In dieser Hinsicht ist die ÖGB-Spitze fundamental zu kritisieren. Antagonistische Widersprüche können nicht sozialpartnerschaftlich gelöst werden, sie verlangen eine klare Positionierung auf welcher Seite man steht.
Noch vergeht kein Tag, an dem nicht Meldungen aus Deutschland, auch aus anderen europäischen Ländern zu registrieren sind, welche weiteren Hörsäle besetzt wurden oder Aktionen geplant sind. Neue Solidaritätserklärungen sind ein wichtiges Moment, die schon seit über vier Wochen ausharrenden BesetzerInnen zu stützen. Aber selbst der trainiertesten Bodenschläferin oder dem Gemüseputzer der Volksküche gehen irgendwann die Kräfte aus. Und neben der vielen Stunden in den verschiedensten Arbeitskreisen, den Bemühungen der Plenar-Anforderungen einer größtmöglichen Transparenz und basisdemokratischen Strukturen nachzukommen, stehen nicht wenige Studierende selbst im Arbeitsprozess, um sich das Studium zu finanzieren, welches ebenfalls Arbeit ist.
Daher steht die dringende Frage was ist der aktive Beitrag jener, die mit großer Sympathie die Aktionen der Studierenden verfolgen, aber in der ZuschauerInnenposition verharren? Wie kann dauerhaft erreicht werden, dass der geöffnete öffentliche Raum für weitergehende und vertiefende bildungs- und gesellschaftspolitische Diskussionen nicht nur gehalten wird, sondern auch entsprechende Finanzierungen und Räume für kritische Wissenschaft durchgesetzt werden können?
Der echte Bildungsdialog bietet die Gelegenheit, diese und andere Fragen dazu zu diskutieren! Ich hoffe auf eine entsprechende Beteiligung.