KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Linz – Monaco – Jersey

Von Leo Furtlehner (19.2.2009)

Cevdet Caner ist guten Mutes: „Die Pleite war unnötig“, meint er und will weitermachen. Was kümmern ihn die 1,5 Milliarden Euro Schulden seines Immobilienkonzerns Level One? 28.000 Platten­bauwohnungen hat er in Ostdeutschland erworben, jetzt ist das Unternehmen pleite. Aber das ist vor allem ein Problem der Bank. Die renommierte Credit Suisse hängt als Hauptgläubiger mit Restschulden von 300 Millionen Euro drin. Auch JP Morgan, Royal Bank of Scotland und britische Investoren sind beteiligt.

So läuft das im Finanzmarktka­pitalismus. Wozu braucht man Eigenkapital? Überzeugendes Auftreten und glaubhafte Projekte genügen, schon steigt die Bank in Erwartung entsprechender Renditen ein. Und Caner überzeugt eben. Den Überblick über die rund 200 Gesellschaften von Level One dürfte er mittlerweile freilich verloren haben. Heftig dementiert er, dass er seine 20-Millionen-Euro-Villa im noblen London-Mayfair verkaufen musste.

Dabei hat der erst 35jährige Caner so hoffnungsvoll als Jungpolitiker begonnen, in der Sozialistischen Jugend Linz, wo schon so manche Karriere entstand. Sein erstes Geschäft war ein Zustelldienst für die Gastronomie. Daraus wurde 1996 das Call & Logistik Center (CLC) mit Schauspieler Wolfgang Böck als Werbeträger. Das Unternehmen schaffte es 2001 sogar an die Börse, schlitterte dann aber sehr schnell ins finanzielle Desaster, die Aktie stürzte von fünf Euro auf 26 Cent ab. Schon mit der CLC hatte Caner der Sparkasse und der Bank Austria einen beachtlichen Rucksack an Schulden umgehängt, bevor er sich samt Vermögen nach Monaco absetzte.

Caners gilt als „raffinierter und talentierter Geschäftemacher“, jedoch mit einem „Hand zur Skrupellosigkeit“ (Der Standard). Nachgesagt wird ihm ein guter Draht zum Ex-Finanzminister und Industriellen Hannes Androsch (SPÖ). Sein früherer „väterlicher Freund“ Bank-Austria-Boss René Alfons Haiden (ebenfalls SPÖ) distanziert sich freilich mittlerweile. Der Linzer Bürgermeister Dobusch (auch SPÖ) erinnerte sich aber wohl eher negativ an Caners SJ-Ära als dieser ihm „anbot“ die städtische Wohnungsgesellschaft GWG mit gut 20.000 Wohnungen abzukaufen. Möglich aber auch, dass Dobusch mehr seinem Studienfreund Raiffeisen-Boss Scharinger verpflichtet ist, der schon mehrmals Avancen in Richtung GWG äußerte.

Mit einem „relativ aggressiven Finanzierungs- und Refinanzierun­gsmodell“ (OÖN) wurde der Wert der Immobilien von Level One mit Steuersitz auf Jersey hochgeschrieben – bis die Immobilien-Blase platzte. „Diversifiziert veranlagt“ blickt Caner in die Zukunft: „Wohnimmobilien in Deutschland sind billig, die Zinsen sind niedrig. Ein idealer Zeitpunkt, um ein neues Projekt zu starten.“ Nach seiner jüngsten Bauchlandung meinte Caner, er werde „sicher nicht verarmen“. Davon sind wir überzeugt, willfährige Banken und neue Opfer werden gesucht.

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