KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Von Bonus, Gier und Luxus

Von Michael Graber (31.1.2009)

Die Lektüre der Wirtschafts- und Finanzseiten der großen internationalen Zeitungen fördert immer wieder erstaunliches zu Tage.

Am 30. Jänner berichtet die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”: “Trotz hoher Verluste und staatlicher Stützung haben Banken an der New Yorker Wall Street ihren Mitarbeitern für das vergangene Jahr insgesamt geschätzte 18,4 Milliarden Dollar als Bonus gezahlt. Das gab der Finanzchef des Bundesstaates New York, Thomas DiNapoli, bekannt”.

Das sei zwar ein Rückgang um 44% gegenüber dem Vorjahr, dennoch handle es sich um den sechsthöchsten Bonusbetrag in der Geschichte der Branche.

Die sechshöchsten Prämien für die Bankmanager trotz der schwersten Finanzkrise seit 1929! Der Rückgang um 44% heißt übrigens nichts anderes, daß davor die ausgeschütteten Boni fast doppelt so hoch waren.

Der durchnittliche Bonus für einen Angestellten liege bei 112.000 Dollar.

Das heißt übersetzt, daß die kleinen Angestellten ein paar tausend Dollar erhielten, die aber Bestandteil eines durchschnittlichen Gehalt sind, während die obersten Etagen Millionen absahnten.

Merrill Lynch, die Bank, die knapp vor ihrem Zusammenbruch von der Bank of Amerika aufgefangen wurde, baute zwar einen Verlust von 15 Milliarden Dollar im letzten Quartal 2008, zahlte aber noch rasch 4 Milliarden Dollar an Boni aus.

Die Bank of Amerika kassierte vom US-Finanzministerium dann 45 Milliarden Dollar zur Stützung von Merrill Lynch.

Apropo Merill Lynch: Über den (nunmehr ehemaligen) Chef John Thain liest man am 24. Jänner in der “FAZ”: “Thain, der es vor seinem Wechsel an die New Yorker Börse zur Nummer zwei der Wall-Street-Bank Goldman Sachs gebracht hatte, galt einst als Lichtgestalt und erfolgreicher Sanierer. Jetzt wird immer deutlicher, daß auch Thain das Ausmaß der Finanzkrise falsch eingeschätzt hat. Dazu kommt ein eklatanter Mangel an Fingerspitzen­gefühl. Erst kürzlich geriet Thain unter Beschuß, weil er trotz der Verluste von Merrill einen 10-Millionen-Dollar-Bonus für gerechtfertigt hielt.”

Für sich natürlich. Und “mangelndes Fingerspitzen­gefühl” nennt man das.

Aber es geht weiter:”Jetzt wurde bekannt, daß er kurz nach seinem Amtsantritt, für den er 15 Millionen Dollar als Bonus kassiert hatte, trotz der prekären Lage von Merrill 1,2 Millionen Dollar für die Dekoration seines Büros ausgegeben hatte. Allein 800.000 Dollar davon erhielt der prominente Designer Michael Smith, der augenblicklich auch das Weiße Haus in Washington dekoriert – allerding für nur 100.000 Dollar. Zu den Einzelposten von Thains Büroeinrichtung gehörten ein Teppich und zwei Stühle für jeweils 87.000 Dollar. Für einen Abfallbehälter aus Pergament zahlte Merill damals 1400 Dollar.”

Bei Marx heißt es in seinem Werk “Das Kapital”, daß der Luxus in die Repräsentation­skosten des Kapitals eingeht. Ohne Repräsentation keine Kreditwürdigkeit. Derart ist die “Gier” Bestandteil des Systems und kein Auswuchs. Niemand glaube bei uns wäre es anders. Die zwei Millionen-Schlitten der Nationalbank, die nach einem Aufschrei am Boulevard zurückgegeben wurden, sind da nützliche Blitzableiter.

In der Wochend-Ausgabe des heimischen “Wirtschaftsblat­tes” ist eine Hochglanzbeilage enthalten. Der Titel: “Deluxe”.

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