KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Wenn die Preise nicht mehr steigen ...

Von Michael Graber (19.6.2009)

Sinkende Verbraucherpreise sind nicht vorteilhaft, weil dann auch die Löhne nicht steigen – sagt der "Kurier". Ah da schau her.

In den Ländern, in denen der Euro als Währung kursiert, ist die Inflationsrate im Mai auf Null Prozent gefallen. Grund für den „Kurier“, sich darüber auszulassen. Leider hat der „Kurier“ sich bei ökonomischen Nackerpatzeln informiert und trägt mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung bei.

1. Die Inflationsrate in der Eurozone ist ein Durchschnittswert. Es gibt Länder mit steigendem und Länder mit sinkendem Preisniveau. Es ist bisher noch niemandem aufgefallen, daß es den Ländern mit sinkendem Preisniveau in der Eurozone schlechter geht als in den anderen, wie der „Kurier“ vermutet.

2. Die Messung der Inflationsrate in den einzelnen Ländern ist unterschiedlich, weil ein unterschiedlicher Warenkorb zugrunde gelegt wird. Es ist durchaus möglich, daß der Warenkorb eines Landes, angewendet in einem anderen, auch eine andere Preisentwicklung anzeigt.

3.Die Inflationsrate selbst ist ebenfalls ein Durchnittswert, bzw. ein entsprechend dem zugrunde gelegten Warenkorb gewichteter Durchnitt. Es steigen bei steigender gemessener Inflationsrate nicht alle Waren in gleichen Ausmaß, es können auch einige gleichzeitig sinken. Umgekehrt bei sinkender oder stagnierender Inflationsrate: Es sinken nie alle Preise, einige steigen trotzdem.

4.In der heutigen realen Preiswelt spielen die Energiepreise eine besonders große Rolle. Sie beeinflußen den Warenkorb und damit die gemessene Inflationrate in bedeutendem Ausmaß. Das dämmert auch dem „Kurier“. Die derzeit gemessene Inflationsrate stagniert, weil die Energiepreise gesunken sind. Aber sie stagniert nur. Also müssen andere Preise gestiegen sein. In der Regel sind das die Preise des täglichen Bedarfs, Dienstleistungen und Preise, die mit dem Monopoleigentum zusammenhängen, darunter auch die Mieten. Es handelt sich bei diesen also nicht um eine „gefühlte“, sondern um eine echte Inflation.

5.„Moderate Inflationsraten sind gut für die wirtschaftliche Entwicklung“, meint der „Kurier“. Warum? Weil steigende Preise steigende Nachfrage signalisiere und deshalb die Unternehmen investieren. Das ist natürlich Holler, aber es liest sich schön. Steigende Preise können eben auch höhere Kosten und/oder höhere Profite signalisieren. Und darum gehts in Wirklichkeit. Die Unternehmer haben kein einheitliches Interesse bezüglich des Preisniveaus. Rohstoffe, Vorprodukte, Energie und vor allem Arbeitskräfte sollen billig sein, Endprodukte teuer. Je stärker die Marktmacht, bzw. der Monopolisierun­gsgrad, desto größer kann diese Kluft ausfallen. Außerdem schauen die ökonomisch stärkeren Staaten darauf, daß die eingeführten Rohstoffe billig bleiben. Im Notfall mit Gewalt…

6.Ja und dann bleibt noch das naheliegende Argument: Warum sollen sinkende Verbraucherpreise für die Konsumenten nicht vorteilhafter sein? Weil dann auch die Löhne „nicht steigen“, sagt der „Kurier“. Ah da schau her. Wieso eigentlich nicht? Die Antwort bleibt er schuldig – in der Hoffnung, daß es eh immer weniger aktive Gewerkschafter gibt und diese sich immer weniger für die Profit- und Produktivitätsen­twicklung interessieren.

7.Das ganze nennt man „Deflation“ und macht den Menschen Angst vor niedrigeren Preisen.

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