KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Hurra, wir sind reicher als reich!

Von Josef Iraschko (1.6.2011)

Oder der österreichische Lumpenjournalismus …

Am Mittwoch, 18. Mai 2011 schlagzeilten „Heute“ und „Österreich“: „Jeder Österreicher gibt für den Urlaub € 2.345,00 aus“. In der Arztordination murmelt eine ältere Patientin hörbar: „Na, so schlecht kann's uns doch gar nicht gehn.“ Freundlich und interessiert frage ich sie, wo sie denn in diesem Jahr Urlaub machen wird. Sie schaut mich groß an und schweigt. Sie fällt offensichtlich aus dieser Öster-„Reich“-Statistik raus. Die oben genannten „Qualitätsblätter“ transportieren bereitwillig eine Studie (?) der Reiseversicherung Europ Assistance. Kritische Geister würden das seltsame Werk sicherlich eine Gefälligkeitstudie nennen.

Da unsere Qualitätsjourna­listInnen nicht einmal in der Lage sind eine einfache Rechnung zu lösen, erlaube ich mir das für sie nachzuholen:

Wenn ich davon ausgehe, dass von ungefähr acht Millionen EinwohnerInnen 30 Prozent zu den Reicher als Reichen zählen, dann ergibt das 2,4 Millionen Personen. Wenn ich davon Kinder und Jugendliche und Hausfrauen rausrechne ergibt das eine Zahl von ungefähr 800.000 oder zehn Prozent der Bevölkerung. Dann gibt es aber statisch bereits zugegeben mehr als eine Million Menschen an der Armutsgrenze und darunter, somit 13 Prozent, die sich sicherlich keinen Urlaub leisten können. Geht man weiter davon aus, dass ungefähr 30 bis 40 Prozent oder 3,2 Millionen der ÖsterreicherInnen derzeit kein überschüssiges Geld für Extraausgaben wie Urlaub haben, dann bleiben uns noch rund 1,4 Millionen zusätzlich zu den Reichen, insgesamt also 3,8 Millionen oder rund 47,5 Prozent, die sich laut Medien den Kuchen von 2.345 Euro mal acht Millionen für Urlaub aufteilen können. Woher also die obige Verallgemeinerung: „Jeder Österreicher …“ kommen soll, bleibt wohl ein journalistisches Geheimnis. Oder müssen wir hier von bewusster Manipulation sprechen mit dem Ziel die Stammtisch-Neiddebatten anzuheizen?

Es gäbe da noch mehr Beispiele:

Fußball: Hier lautet doch offensichtlich die einzige journalsitische Herausforderung: Wie bekommen wir trotz des europaweit bekannten österreichischen Lachfußball die Stadien voll (weniger wegen der Eintrittkarten als mehr für die Werbeindustrie) und Zuseher vor die Bildschirme (hier in erster Linie wegen der Schlacht um den Werbekuchen), ohne dass die gefoppten und betrogenen Fans ob der gebotenen Nicht-„Leistung“ total ausrasten. Eigentlich ist es eine beachtliche Geduldsprobe, dass die Fans bei so viel Lug, Betrug und Verarschung nicht viel mehr die Spielfelder stürmen.

Oder Griechenland: Die Griechen sind faul, arbeitsscheu und trotzdem renitent. Abgesehen von dieser seltsamen Verallgemeinerung; gibt es in Griechenland keine Unterscheidung zwischen Habenden und Nichthabenden? Hat nur ein einziger dieser „Qualitäts“-Schreiberlinge sich die Frage gestellt, woher die Schulden kommen? Wer hat und wofür wurden Griechenland Kredite förmlich aufgedrängt? Und vor allem: Wer hat von diesen Krediten in Übermaß profitiert? Die Verallgemeinerung wird von der Journaille deshalb gewählt, weil die Griechen (natürlich nicht die Habenden) jetzt zur Kasse gebeten werden sollen.

Wenn wir schon mit diesem unsäglichen Mafiaparagrafen §129a StGB „gesegnet“ wurden, er würde auf eine Menge ZeitungsmacherInnen zu Recht angewandt werden können, nämlich wegen Bandenbildung mit dem Ziel, die österreichische Bevölkerung durch permanente Falsch- und Fehlinformationen, Irritationen und Lügen gegeneinander aufzuhetzen. Aber für diese täglichen kriminellen Handlungen gibt es auch noch fürstliche Belohnung statt Strafe.

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