Von Adam Markus (26.10.2011)
Begründet hat dies das Unternehmen mit Hauptsitz in Basel einerseits mit dem Auslaufen des Patents auf ein Herzmedikament und dem damit verbundenen zu erwartendem Verkaufsrückgang, andererseits mit dem zu starken Franken im Vergleich zu Euro und Dollar.
Was die zu erwartenden Produktionsausfälle angeht, kann ein Konzern der hunderte Medikamente herstellt sicher interne Umschichtungen vornehmen um die Ausfälle gleichförmig auf alle Fabriken zu verteilen. Das wäre aber klassisch fordistisches Denken gewesen und solches ist in Zeiten des Neoliberalismus nicht mehr gefragt. Heute geht es nämlich nicht mehr um die mittel-oder langfristige Lebensfähigkeit einer Firma, sondern um kurzfristige Aktiengewinne, hohe kurzfristige Dividenden, Betrüggereien bei Patenten und noch höhere ManagerInnenboni.
Was bei Novartis noch erschwerend hinzu kommt, sind die Geschäftspraktiken. So hat die Firma zum Beispiel in Deutschland für eine bestimmte Krankheit das einzige zugelassene Medikament, welches sie fünfzig Mal (!) teurer verkauft als das zuvor genutzte aber nicht für diese Krankheit zugelassene Medikament. Damit nicht genug wurde die Firma für die Überwachung ihrer MitarbeiterInnen bereits genauso „ausgezeichnet“ wie sie für die Diskriminierung von Frauen verklagt wurde. Die Firma hat auch Indien geklagt, wo minimale Veränderungen von Medikamenten nicht als neue Patente durchgehen und deswegen viele günstige Medikamente (mit abgelaufenem Patent) hergestellt werden, die sich die Bevölkerung ansonsten nicht leisten könnte.
Angesichts dieser Geschäftspraktiken und der Tatsache, dass die Regeln der neoliberalen Marktwirtschaft mittlerweile eigentlich allen bekannt sein sollten, verwundert eigentlich nur noch die verblüffte Reaktion der Medien, die wieder einmal so tun als wäre dies ein Einzelfall und verlegen nach Ausflüchten suchen, um dem Konzern seine unmenschliche Politik nicht vorwerfen zu müssen.
Einzig die ArbeiterInnen können einem leidtun, die beim Fernsehinterview fassungslos vor der Fabrik stehen und nicht verstehen können, wie sie trotz jahrzehntelanger guter Arbeit für Novartis und hoher Gewinne, dennoch ihre Existenzen verlieren. Sie haben ein Leben lang an den „guten Kapitalismus“ geglaubt und erkennen erst jetzt langsam, dass dieses System nur eine Triebfeder hat, nämlich die totale Profitmaximierung!