Es ist eine rechte Schande …

Von Günther Hopfgartner (29.3.2012)

Endlich trifft die Putzkolonne ein und ganz Österreich reinigt mit: 86 Prozent der Befragten votieren in einer OGM-Umfrage – zeitgerecht zur Kampagne der Raiffeisen-Postille „Kurier“, – für „gläserne Parteikassen“. Künftig sollen demnach Spenden über 7.000 Euro an politische Parteien offengelegt werden. Denn, so Kurier-Chefredakteur Votzi blumig, über unser Land rauschte in den vergangenen Monaten ein „Korruptions-Tsunami“ hinweg.

Nun wird schon richtig sein, was der Stammtisch unterschiedlichster Provinienz, zu vermelden weiß: Es ist eine rechte Schande mit unserer Politik. Und ja doch, es kann einem schon schlecht werden, wenn des Abends im TV wieder einmal eine Galerie an Dumpfbacken durchs Bild taumelt, die keine Ahnung hat – und wohl noch nie hatte – worin denn ihre Leistung besteht, und sich dennoch als Macher – unter anderem von Gesetzen – wichtig tut, nur um anderntags an gleicher Stelle als ordinäre Kriminelle vorgeführt zu werden.

Worin allerdings der Qualitäts-Unterschied zwischen den inferioren Leistungen unserer politischen Klasse und jener ihrer journalistischen KritikerInnen, etwa bei der Aufdeckung der tatsächlichen Hintergründe des „Niedergangs der Politik“, bestehen sollte, bleibt wohl auf ewig ein Betriebs-Geheimnis der Journaille. Dass Kurier-Eigner Raiffeisen seine Sache auch ohne große Parteispenden beim Gesetzgeber in besten Händen weiß – weil zu einem recht großen Teil ganz legal auf der Payroll des Finanzkonzerns stehend –, teilen uns entsprechend weder Votzi noch einer seiner SchreiberInnen mit. Und Erläuterungen dazu, dass die aktuelle Legitimationskrise einer für diverse Zuwendungen empfänglichen politischen Klasse eigentlich nur part of the game der umfangreicheren Krise des „freien Marktes“ ist und warum, sucht man in den Erregungsschriften des Boulevards, wie auch der Quality-Paper ohnedies vergebens.