Von Hans Gmundner (27.7.2012)
Alles redet über Birnbacher, Dörfler & Co. Plötzlich wurde gerichtsbekannt, was man schon immer wissen konnte: Dass es sich bei dem G´scher um eine mafiose Partie handelt. Unter den Tisch fällt bei der Meldungsflut über das, was jeder wissen konnte, der Dauerbetrug an der Bevölkerung, der von den Vertretern vermeintlich hochanständiger Wirtschaftszweige begangen wird. Heute befassen wir uns mit den Anbietern von Lebensversicherungen.
Das Geschäft mit diesem Produkt boomt, weil den Menschen eingeredet wird, dass es künftig mit der gesetzlichen Alterssicherung Essig sein wird. Das zunehmende Prekariat der unselbständig Beschäftigten und der Ich AGs deutet darauf hin, dass die jüngere Generation im Alter tatsächlich keine ausreichenden ASVG-Pensionen erhalten wird. Daher sind die zweite und dritte Säule in aller Munde. Gemeint sind zusätzliche Firmenpensionen und die private Vorsorge durch Lebensversicherungen.
Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass im Rahmen dieser Verträge bei laufenden Einzahlungen zunächst sämtliche Kosten und Gebühren für die Gesamtlaufzeit gleich am Anfang zur Gänze abgezogen werden. Erst wenn langsam aber sicher etwas übrig bleibt, läuft die Verzinsung des eingezahlten Kapitals an. Mit dem Ergebnis, dass die Gesamtverzinsung weit hinter der Inflationsrate zurückbleibt.
Insofern ist das Ganze ein gutes Geschäft für die Versicherungen, aber ein Desaster für die Kunden der Institute. Vor kurzem hat ein Hamburger Gericht die Praxis der Kostenabzüge im Voraus als unrechtmäßig erklärt. Dieses Erkenntnis wird Auswirkungen auf die gesamte deutsche Versicherungswirtschaft haben. Wie sieht es aber in Österreich aus? Hier ist die Rede davon, dass die sogenannte Garantieverzinsung für Lebensversicherungen von zwei auf 1,75 Prozent zurückgenommen wird. Und der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat herausgefunden, dass Banken und Versicherungen hierzulande zu diesem Thema statt einer Beratung praktisch ausschließlich Verkaufsgespräche anbieten.
Damit stellt sich die Frage, wer hier die wahren Gauner sind. Oder sind Kleinkriminelle, die alten Frauen das Taschl wegnehmen, im Vergleich zu korrupten Politikern einerseits und gewieften Versicherungsmanagern andererseits mit Abstand bessere Menschen?