KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Wie die Presse mit der Wahrheit umgeht

Von Nikolaus Lackner (29.1.2012)

Wenn man sich ansieht, wie die Medien über die Demonstrationen gegen den rechts-rechten Ball am Freitag in der Hofburg berichten, beschleicht einen das Gefühl, dass nur wenige heimische Medien auch tatsächlich VertreterInnen vor Ort gehabt haben.

Abgesehen von den üblichen Zahlenspielen der Polizei, deren veröffentlichte TeilnehmerInnen­zahlen teilweise so absurd niedrig angesetzt waren, dass man durchaus von bewusster Desinformation sprechen kann, gibt es verschiedene Wahrnehmungsebenen, die man angesichts der sensationslüster­nen, realitätsfremden Berichterstattung vieler Medien ernsthaft analysieren und diskutieren sollte. Schließlich ist, so scheint es, der Weg in den faschistoiden Staat der kontrollierten Medienwirklichkeit schon so intensiv beschritten worden, dass es keinem mehr aufzufallen scheint.

In der Verkürzung liegt die Verwürzung

Da wäre zum Beispiel die auf die „Werbezielgruppe“ selektiv zugeschnittene Berichterstattung auf Ö3. Dort wurde gestern Vormittag in den stündlichen Headlines in etwa gesagt: „Bei den Demonstrationen gegen den WKR Ball wurden 20 Menschen festgenommen und mehrere Ballgäste und Polizisten wurden verletzt.“

Über die Tausenden friedlichen antifaschistischen DemonstrantInnen auf dem Heldenplatz wurden hingegen keine Worte verloren.

Verletzte? Gewalt? Ja! Von Polizei und Burschenschaftern!

Wie sich die Szenen wirklich abgespielt haben, konnten nicht nur von der Demo abrückende GenossInnen beim Verlassen des Heldenplatzes mit eigenen Augen sehen. Zum Glück wurde auch fleissig dokumentiert. Zum Beispiel das brutale Vorgehen bei grundlosen Verhaftungen durch aufgeputschte WEGA Beamte. Blut floss: allerdings nicht jenes der PolizistInnen in voller Montur, wie man angesichts der OE3 Berichte glauben könnte.

Interessant auch die Gewaltthese betreffend der Ballteilnehme­rInnen. Wer vor Ort war, konnte sich davon überzeugen, dass mit friedlichen Mitteln versucht wurde, die Zufahrt der deutschnationalen Burschenschafter in Bussen, Taxis und Privatfahrzeugen durch Sitzblockaden zu behindern. Auch lautstark war der Protest – alles jedoch mit Mitteln der Gewaltlosigkeit. Und umgekehrt? Pfefferspray gegen Demonstranten und Journalisten – eingesetzt von Burschenschaftern und unter den Augen der Polizei – die offensichtlich mit zweierlei Mass misst, wenn es um Körperverletzun­g geht.

Die Mär‘ von den gewalttätigen Anarchos

Schon im Vorfeld wurde lang und breit auf die hunderten gewaltbereiten „Anarchos“ aufmerksam gemacht, welche die Stadt in bürgerkriegsähnliches Chaos stürzen würden. Viele hundert sollten aus Deutschland anreisen, hieß es unisono seitens der Polizei, der FPÖ und den Korporierten.

Dass der Demonstrationszug vom Westbahnhof kommend auf dem Heldenplatz mit Applaus empfangen wurde, schreibt man heute nicht. Auch nicht, davon, dass sich jene, die dort mitgingen selbst von der Gewaltlosigkeit der TeilnehmerInnen überzeugen konnten. Es wurde übrigens auch nicht mehr Pyrotechnik verwendet, wie bei einem Rapid Match.

Die Aussenwahrnehmung – Internationale Medien arbeiten professioneller

Gestern hatten alle internationalen, in Wien vertretenen Medien ihre KorrespondentInnen zum Heldenplatz entsandt. Schliesslich liess die Datumswahl für den WKR Ball der Rechtsextremisten auch im Ausland keine Zweifel an der Brisanz – zumal dort im Gegensatz zu den heimischen Medien nicht darauf vergessen wurde, welch geschichtsträch­tiger Ort dafür gewährt wird. Demgegenüber sind die Berichte des ORF geradezu verharmlosend und geschichtsfern.

Der Kampf ist noch nicht vorbei

Die nächsten Tage werden zeigen, ob noch weitere Augenzeugenberichte auftauchen, die die selektive Berichterstattung heimischer Mainstream Medien aufdecken. In jedem Fall aber ist es unsere Pflicht als KommunistInnen, uns mit der Tatsache auseinanderzu­setzen, dass sich die Medien dieses Landes bereits auf die Machtübernahme der deutschnationalen Seilschaften vorzubereiten scheinen, indem sie eine alternative Realität erschaffen. Wir mögen gestern einen Sieg errungen haben. Der Kampf gegen Rechtsextremismus ist aber, leider, wohl noch lange nicht gewonnen.

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