KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Fast 700.000 "Working Poor"

(17.4.2013)

Vor einigen Tagen präsentierte der Herr Sozialminister - relativ stolz - die neuesten Zahlen zur sozialen Lage in Österreich. Die Presse berichtete. In der Tageszeitung "Kurier" war sodann z.B. zu lesen. Die Zahl der "Working Poor", also von Personen, die trotz Job arm sind, betrug 2011 5,4 Prozent der Erwerbstätigkeiten bzw. 198.000 Personen.

Nun findet sich diese Zahl im EU-SILC 2011 zwar tatsächlich (S. 42 = S. 44 im pdf), doch JournalistInnen sollten eigentlich nachfragen, wie „Working Poor“ genau definiert wird. Die Statistik Austria definiert (u.a. aus Gründen der Vergleichbarkeit von statistischen Zahlen) jene Erwerbstätigen als „Working Poor“, „deren Einkommen im Haushalt – das heißt aus der Erwerbstätigkeit und aus anderen Einnahmequellen wie Sozialleistungen über alle Personen gerechnet und äquivalisiert – unterhalb der Armutsgefährdun­gsschwelle liegt“ – steht da ebenfalls auf Seite 42.

D.h. wiederum vereinfacht: Als „Working Poor“ werden nur jene Erwerbstätigen betracht, die nach Erhalt von Sozialleistungen weniger als 1.066 Euro pro Monat zur Verfügung haben. Soweit so korrekt bzw. unkorrekt, denn Otto Normalverbraucher wie auch die Kurier-Redaktion verstehen unter Working Poor ja den Tatbestand von „Arm trotz Erwerbsarbeit“.

Nicht 198.000 Working Poor sondern fast 700.000 Working Poor gibt es in Österreich 

Korrekt wäre es eigentlich, aufzuzeigen, dass hunderttausende Menschen trotz Vollerwerbstätig­keit kaum über die Runden kommen statt Halbwahrheiten zu verbreiten. Tatsache ist, wie die Zahlen zeigen, dass die Löhne und Gehälter (sowohl für Voll- wie auch für Teilzeitarbeit) so unglaublich gering sind, dass sich ein erschreckender Anteil von „Working Poor“ bzw. „Working Poor 1. Klasse“ (damit keine Missverständnisse aufkommen) offenbart.

Wie die Tabelle (siehe Markierung) zeigt, waren zum Befragungszeitpunkt 2011 477.000 Men­schen, die Vollzeit erwerbstätig waren, „Vor Pensionen u. Sozialleistungen“ als „Working Poor“ zu bezeichnen. Gleiches Schicksal ereilte zusätzlich 210.000 Teilze­itarbeitskräfte ( Hier das Original ).

In Prozentzahlen heißt dies: 16 Prozent aller Vollzeiterwer­bstätigen erhalten einen so unglaublich geringen Lohn, dass Sie unter der statistischen Armutsgefährdun­gssschwelle liegen. Bei den Teilzeiterwer­bstätigen beträgt der Prozentsatz sogar 26 Prozent.

Im Vergleich zum letzten SILC-Bericht hat sich damit nicht wirklich gravierendes verändert – damals waren 450.000 Vollze­itbeschäftige und 199.000 Teilze­itbeschäftige (vor der Berücksichtigung von Pensionen und Sozialleistungen) armutsgefährdet.

Die Zahlen belegen also einmal mehr, welche Lüge es ist zu behaupten, dass „Wer arbeit sich keine finanziellen Sorgen machen muss“. Die Zahlen zeigen schonungslos, dass hunderttausende Menschen – die 40 Stunden die Woche (und mehr – oftmals unbezahlt) arbeiten – wegen unglaublich niedriger Löhne nicht über die Runden kommen können.

Didi Zach, Landessprecher der KPÖ-Wien und Mitglied des Bundesvorstands der KPÖ: „Die Zahlen belegen das totale Versagen der Gewerkschaften, die seit Jahren, ja Jahrzehnten zumeist Lohnabschlüsse verhandeln, die Reallohnverluste zur Folge haben. Angesichts der Zahlen und der Beschönigung der Zahlen durch den Ex-Gewerkschafter, der nun angeblich als Sozialminister wirkt, ist für mich auch verständlich, warum sich viele Menschen enttäuscht von den Gewerkschaften abwenden.“

Ps.: Sozialminister Hundstorfer freut sich schon im Vorwort des Berichts, dass Österreich mit einer „Working Poor“ Quote von 5,4 Prozent deutlich unter dem EU-27-Durchschnitt von 8,9 Prozent liegt. Fragt sich, ob Hundstorfer oder zumindest seine ExpertInnen den Bericht gelesen haben? Oder muss doch davon ausgegangen werden, dass mit Vorsatz und Absicht von nur 198.000 Working Poor gesprochen wird?

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