Von Heidi Ambrosch (26.9.2008)
… lautet das Ergebnis bei „Wahlkabine.at“ bei nicht wenigen meiner
GefährInnen aus feministischen oder anderen sozialen Netzwerken. Und dennoch
weil frau/man der KP nicht die Chance einräumt, die undemokratische 4%-Hürde
zu schaffen, wird grün gewählt, weil es schließlich darum ginge, dass
„Grün“ besser als „3. Kraft“ im Lande sei als die FPÖ. Andere
überlegen Heide Schmidt die Stimme zu geben, sei sie doch die einzige Frau an
der Spitze einer Kandidatur. Wolfgang Ambros outet sich in „Österreich“ als
Dinkhauser-Wähler, quasi den eigenen Rebellen rauskehrend, und sich von den
Grünen verabschiedend, weil die „verwässert“ seien.
Aber welchen Hinweis gibt es eigentlich darauf, was mit diesen Stimmen bewirkt
werden soll, wenn eine für die KPÖ verloren sein soll. Welche Veränderung
lässt sich realistischer Weise nach der Wahl erwarten am neoliberalen
Einheitsbrei?
Was hat denn die massiven Rassismen und Antifeminismen, das zur Zeit leicht
verfeindeten KluKlux-Clan-Pärchen stark gemacht? Eben das Fehlen einer sozialen
Opposition, für die weder die Grünen, noch das LIF und auch nicht die Partie
von Fritz Dinkhauser stehen. Sie haben ihre Politikvorstellungen – wenn
auch mehr oder weniger engagiert – den neoliberalen Prämissen
untergeordnet.
Grün wählen ist schon lange kein Zeichen mehr gegen rechts. Weder Grün, LIF oder Dinkhauser stehen für eine konkrete Umkehr in der Verteilungspolitik von oben nach unten. Sie sprechen nicht für die Beseitigung von Armut, sondern für eine bessere Verwaltung dieser Armut das LIF nicht einmal dafür. Das bedingungslose Grundeinkommen ist nicht ihr Thema, sondern eine bessere Sozialhilfe bei weiterer „Arbeitsverpflichtung“ oder für ein Grundeinkommen, das sämtliche Sozialleistungen im Gegenzug abschafft und die an den Rand Gedrängten endgültig ausgrenzt.
Sie wollen keine Feminismen, die erfordern, grundlegend an der hierarchischen Arbeitsteilung einzugreifen und die an Frauen gerichtete Forderung nach besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie in die gesellschaftliche Verantwortung zurückgeben. Genau diese gesellschaftliche Verantwortung einzufordern und an den gesellschaftlichen Bedingungen einzugreifen statt der neoliberalen Zurichtung nach der Heuchelei, dass jede/r ihres/seines Glückes Schmied/in sei mit lebenslangem Lernen und persönlicher Mobilität – wohin immer die Kapitalinteressen uns rufen, nachzugeben.
„Hartz Vier“ hat die Sprache auch hierzulande wesentlich geprägt. Sogar
bei einem ehemals feministischen Projekt hörte ich unlängst auf einer
Veranstaltung, dass Frauen sich qualifizieren müssten, um
beschäftigungsfähig zu werden. Zumutbar sei, sich selbst Sprachen
anzueignen, IT-fit zu werden, sich im Internet bewegen zu lernen, fachlichen
Anschluss zu halten, mobil zu bleiben und den Blick für Perspektiven zu
schärfen, sonst sei man Analphabet.
Dass wir gleichzeitig ein Schulsystem haben, über dessen Finanzierung sogar
noch weiter gestritten wird. Ein Schulsystem das inzwischen schon jede/jeder
Fünfte als „funktionale/r“ AnalphabetIn (also nicht in der Lage den Sinn
dessen zu verstehen, was man liest) verlässt. Das kann da in einem Wahlkampf
schon gar nicht mehr ausgesprochen werden, oder?
Keine Rede mehr von der vielen unbezahlten Arbeit der Frauen, der Überarbeitung
von Frauen bei immer weniger Lohn. Keine Rede mehr von struktureller
Diskriminierung am Arbeitsmarkt.
Und dann werde ich auch nach dieser Wahl wieder mit meinen FreundInnen zusammensitzen, auf der Feminismustagung oder dem 3. Grundeinkommenskongress und wir werden uns wieder in einer gemeinsam anderen Logik des Denkens finden, weil wir ein ganz anderes Menschenbild teilen, unsere Visionen austauschen und vertiefen und an kleinen Schritten einer solidarischen Ökonomie im hier und heute gemeinsam erarbeiten wollen. Es werden keine VertreterInnen von Parlamentsparteien anwesend sein, außer jenen der deutschen Linkspartei und dann werden wir wiederholt feststellen, dass es diesen Platz auch in Österreich zu besetzen gibt.
Und ich werde fragen, ja, aber wer arbeitet wirklich daran außer uns?