Thesen
zur programmatisch-politischen Diskussion in der KPÖ
Der
Beschluß des 30. Parteitages, auf einer genau definierten Grundlage
die Vorarbeiten für ein neues Parteiprogramm durchzuführen, ist
nicht verwirklicht worden. Stattdessen nimmt der Entwurf eines politisch-programmatischen
Dokuments für den 31. Parteitag Weichenstellungen vor, die den Charakter
der KPÖ als kommunistischer Partei in Frage stellen sowie die Grundaussagen
des Kommunistischen Manifests und Erkenntnisse des Marxismus in
der Frage des Subjekts des politischen Handelns, der Eigentumsfrage
und der Frage der Macht revidieren.
Mit
der Übernahme des Begriffs eines „neuen Kommunismus“ aus den Dokumenten
der französischen KP soll eine „Mutation“ der Partei eingeleitet
werden, an deren Ende eine zivilgesellschaftliche Reformpartei mit
dem Namen KPÖ stehen könnte. Obwohl in den Diskussionen im Bundesausschuß
und im Bundesvorstand die Aussagen, die Walter Baier im – im wesentlichen
– von ihm verfaßten ersten Entwurf für das Dokument getroffen hatte,
abgeschwächt wurden, ist diese Grundtendenz noch immer vorhanden.
Deshalb
haben wir uns zusammengefunden, um den Mitgliedern der KPÖ im Vorfeld
des 31. Parteitages Positionen zu unterbreiten, auf die wir uns
vorläufig verständigt haben. Vorläufig deshalb, weil wir uns des
Prozeßcharakters unserer Diskussionen bewußt sind und die von uns
zur Diskussion gestellten Positionen im Zuge der nun beginnenden
Parteitagsdebatte nochmals ergänzen und konkretisieren werden. Gleichzeitig
sind wir uns unserer unterschiedlichen Auffassungen hinsichtlich
einzelner politischer Fragestellungen (auch den von uns gemeinsam
vorgelegten Diskussionsentwurf betreffend) bewußt. Uns geht es um
eine Verbindung theoretischer Einsichten mit der gesellschaftlichen
Praxis, die in letzter Instanz das Kriterium für die Richtigkeit
von Thesen und strategischen Festlegungen ist.
Wer
sich nämlich darauf beschränkt, Warnungen zu artikulieren und in
seinen Arbeits- und Lebenszusammenhängen, in der Gemeinde, im Betrieb,
in Bündnissen und andernorts nicht dabei ist, wenn es um praktisches
Tun geht, wird ebenso eingeschränkt überzeugend wirken, wie all
jene, die vor Aktionismus nicht mehr wahrnehmen, wie sich ihre Partei
verändert und daraus auch noch eine Tugend machen.
Wir
stellen diese Thesen zur Diskussion. Die unterzeichnenden Mitglieder
des Bundesvorstands: Manfred Eber, Heinz Gruber, Ernst Kaltenegger,
Gerhard Mack, Klaudius May, Hans Mikosch, Werner Murgg, Renate Pacher,
Franz Parteder, Rudolf Reiter, Josef Vodnek
Thesen
zur programmatisch-politischen Diskussion in der KPÖ
Die
Welt, in der wir leben - Imperialismus heute
Durch
die Existenz der Sowjetunion und ihrer Verbündeten sowie durch die
nichtkapitalistische Entwicklung zahlreicher blockfreier Staaten
jahrzehntelang in seiner Expansion gehemmt, befindet sich der Kapitalismus
heute weltweit in der Offensive. Stichworte dieser Entwicklung werden
uns selbst von bürgerlichen Medien nahegebracht. Neoliberalismus,
Internationalisierung, globaler Wettbewerb sind Begriffe
die aus der öffentlichen (wirtschafts- und sozial-)politischen Diskussion
kaum wegzudenken sind. Doch gerade wir KommunistInnen stellen uns
die Frage: Ist wirklich alles neu am gegenwärtigen Kapitalismus?
Transnationale
Monopolkonzerne
Die
Fusionswellen haben zu einer beispiellosen Konzentration in der
Produktion aber auch im Handel und in anderen Dienstleistungszweigen
geführt. Einzelne Branchen der Industrie werden bereits global von
einer handvoll transnationaler Monopolkonzerne beherrscht, so die
Automobil- und Elektronikindustrie aber auch die Mineralölwirtschaft.
Diese größer werdenden Betriebe streben danach, immer größere Marktanteile
zu erlangen und immer mehr regionale Märkte zu beherrschen. Diese
Tendenz vernichtet nach und nach die Marktkonkurrenz und führt zu
einem rasanten Anwachsen ökonomischer wie politischer Macht in den
Händen weniger, weltweit agierender Unternehmen.
Mit
der globalen Ausweitung der Aktivitäten der transnationalen Konzerne
werden lokale Klein- und Mittelunternehmen einfach liquidiert oder
geschluckt Die Fusion großer Konzerne ist aber keineswegs eine „Erfindung“
unserer Zeit, bereits Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zu Zusammenlegungen
dieser Art, wobei der Höhepunkt dieser Welle in den 20er Jahren
erreicht wurde. Neu hingegen ist, daß dieser Trend nicht wie damals
zu einer massiven Konzentration von Produktionsmitteln an einem
Ort führt, sondern, dank der Weiterentwicklungen im wissenschaftlich-
technischen Bereich (Stichwort: Computerisierung) und der Anwendung
neuer Technologien (z. B. neue Kommunikations- und Transportsysteme),
der Produktionsprozeß aufgespalten und auf kleinere Produktionsanlagen
auf der ganzen Welt verteilt wird.
Neue
Technologien
Die
Stichworte Gentechnik und künstliche Intelligenz stehen beispielhaft
für (relativ) neue Entwicklungen, die unser Leben in Zukunft bedeutsam
prägen werden. Nicht nur Erleichterungen des Lebens, sondern auch
Gefahren des inhumanen Umgangs und des autoritären Einsatzes dieser
Technologien sind damit verbunden; die demokratische Kontrolle ist
gegenwärtig kaum vorhanden. Wir sind mit einer massiven und fortschreitenden
Umweltzerstörung konfrontiert, deren Eindämmung nicht nur unser
gesamtes Wissen, sondern auch eine Politik entgegen den Kapitalinteressen
erfordern würde.
Durch
neue und immer schnellere Möglichkeiten der Kommunikation und Wissensaneignung
ändern sich auch die Lebensrealitäten der Menschen merklich, zunächst
vor allem der jungen Menschen in den Industrieländern. Diese und
andere Entwicklungen stellen linke und fortschrittliche Kräfte vor
große Aufgaben. Es ist unverzichtbar, daß sich KommunistInnen mit
diesen Fragen auseinandersetzen, sie wissenschaftlich analysieren
und Möglichkeiten politischer Einflußnahme herausarbeiten, wenn
wir eine menschenwürdige Zukunft erringen wollen.
Die
Macht des Finanzkapitals
Für
die notwendigen Investitionen in diese neuen Technologien werden
noch nie da gewesene Mengen an Kapital benötigt. Auf der Basis dieser
Bedürfnisse sowie neuer Akkumulationsquellen gewinnt das Finanzkapital,
mit dem Industrie- und Handelskapital eng verwoben, zusehends seine
führende Rolle in der Weltwirtschaft. Der Kapitalexport wächst von
Jahr zu Jahr, das Kapital jagt um die Erde und siedelt sich dort
an, wo es die niedrigsten Löhne und Steuern und besten Produktionsbedingungen
vorfindet. Stärker als bisher konzentriert sich die Kapitalmacht
bei den global operierenden Banken, die ihrerseits einem anhaltenden
Zentralisationsprozess unterliegen (z. B. Deutsche Bank und Dresdner
Bank oder die bevorstehende Verschmelzung der zwei größten japanischen
Banken zum mächtigsten Finanzkonzern der Welt; aber auch die Zusammenschlüsse
am österreichischen Bankensektor und die Übernahme der Bank Austria
durch die deutsche HypoVereinsBank).
Mit
dem Anwachsen des Finanzkapitals und der „Globalisierung“ der Finanzmärkte
findet eine Gewichtsverschiebung weg von Investitionen in die Realwirtschaft
hin zu Investitionen in die spekulative Finanzsphäre statt. Das
spekulative Kapital hat sich von allen Fesseln staatlicher Regulierung
befreit und kann, Währungsschwankungen ausnutzend, ganze Nationen
in den Ruin treiben.
Globale
Unterwerfung
Staaten,
die versuchen, sich dieser hemmungslosen, weltweiten Kapitaloffensive
zu widersetzen, sollen mittels Sanktionen und Militärschlägen in
die Knie gezwungen werden. Der NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien
bietet dafür ein „anschauliches“ Beispiel. Zur Durchsetzung imperialistischer
Politik im Sinne der transnationalen Monopolkonzerne mit "friedlichen"
Mitteln existieren Institutionen wie der Internationale Währungsfonds,
die Weltbank, oder die Welthandelsorganisation. Diese Interessensverbände
des internationalen Kapitals, die von den westlichen Nationen, vor
allem den USA dominiert werden, zwingen den Staaten des Trikont
(die Länder Afrikas, Asiens und Lateinamerikas) und Osteuropas sogenannte
Strukturanpassungen auf.
Diese
beinhalten massive Kürzungen der Staatshaushalte auf Kosten der
sozialen Wohlfahrt, der Bildung und der Gesundheit. Sie sichern
auch die Öffnung der nationalen Märkte für Produkte und Kapital
aus dem Ausland und den Abbau staatlicher Regulierungsmöglichkeiten.
Damit verbunden ist die Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums
von den Armen zu den Reichen in den betroffenen Ländern und von
den Ländern des Trikonts zu den westlichen Industrienationen. Massenarbeitslosigkeit,
Verelendung bis hin zu Obdachlosigkeit, Hunger und Seuchen sind
die Folge.
Diese
gemeinsame globale Unterwerfung der Welt geht jedoch mit einer gleichzeitig
stattfindenden Verfestigung der imperialistischen Zentren einher.
Den gemeinsamen imperialistischen Interessen gegenüber den abhängigen
Ländern stehen unterschiedliche und gegensätzliche Interessen hinsichtlich
der konkreten Einflußspähren, Märkte, Rohstoffgebiete und Billigarbeitskräften
gegenüber, die wiederum zu einer Zunahme auch der innerimperialistischen
Widersprüche führen.
Neue
Phase in der Entwicklung - Die Rolle des Staates
In
den hochentwickelten Ländern selbst ist die Periode des Wohlfahrtsstaates
zu Ende. Diese war aufgrund der Erfordernisse des Staatsmonopolistischen
Kapitalismus unter den Nachkriegsbedingungen und im Angesicht einer
neuen Qualität der Systemkonkurrenz und der Klassenauseinandersetzungen
möglich geworden.
Die
neue Variante staatsmonopolistischer Politik ist vor allem gekennzeichnet
durch die Auflösung sozialer Sicherungssysteme, die Zerschlagung
und Privatisierung öffentlichen Eigentums sowie durch eine massive
Rücknahme staatlicher Regulierungsmaßnahmen. Diese Vorgänge werden,
ebenso wie die oben angesprochene globale Durchsetzung von Deregulierung,
unter der Bezeichnung „Neoliberalismus“ subsumiert. Der Totalrückzug
des Staates findet aber nicht auf allen Ebenen statt. Die Interessenverflechtung
von Monopolkapital und Staat ist nach wie vor immanent. Dem Nationalstaat
fällt auch heute eine unumgängliche und systematische Rolle im kapitalistischen
Reproduktionsprozeß zu. Wir haben es mit einer Veränderung und internationalen
Ergänzung der staatsmonopolistischen Regulierung zu tun. Selbstverständlich
wird der Staat wird auch weiterhin als Machtinstrument der Bourgeoisie
benötigt.
In
Österreich gehen diese Entwicklungen einher mit der Aufkündigung
sozialstaatlicher Kompromisse und des Angriffs auf Gewerkschaften
und Arbeiterkammern seitens der Regierung und der Unternehmer. Umfassende
Privatisierungsmaßnahmen, die in Österreich von der SPÖ/ÖVP-Regierung
eingeleitet wurden, machen auch vor Betrieben und öffentlichen Diensten
nicht halt, die bislang als ureigenste Aufgaben des Staates angesehen
wurden, etwa im Bereich des Bildungs- und Gesundheitssystems.
Die
Europäische Union
Die
EU war von Anfang an ein imperialistisches Projekt zur Durchsetzung
und Absicherung der Interessen des westeuropäischen Kapitals. Mit
den Verträgen von Maastricht und Amsterdam schreibt die EU eine
einseitige monetäre Wirtschaftspolitik vor. „Nulldefizit“ und „Sparpakete“
sind die Umschreibung für Sozialabbau, Arbeitslosigkeit, Umverteilung
von unten nach oben, wachsenden Arbeitsdruck in den Betrieben.
Militarisierung
und Aufrüstung sind untrennbare Bestandteile der Außen- und Sicherheitspolitik
der EU. Die vorgesehene Eingliederung der WEU (Westeuropäische Union)
in die EU soll den Status und die damit verbundenen positiven politischen
Möglichkeiten der neutralen Staaten zum Verschwinden bringen. Die
EU würde selbst zu einem Militärblock werden, die Neutralität zur
bloßen Worthülse verkümmern oder zur Gänze abgeschafft werden. Auch
wenn wir der unipolaren Welt (mit den USA als selbsternanntem Weltpolizisten)
Widerstand entgegensetzen, so bringt die Entwicklung der EU zur
Militärmacht nicht ein Mehr an Sicherheit, sondern - im Gegenteil
- ein Mehr an Unsicherheit und neue Kriegsgefahren.
Neoliberale
Politik, wie sie in der EU und fast weltweit durchgesetzt wird,
führt zum Abbau sozialer, emanzipatorischer und demokratischer Rechte,
die in Jahrzehnten erkämpft wurden. Durch die Unterordnung der gesamten
Gesellschaften unter die Interessen des transnationalen Finanzkapitals
werden selbst Rolle und Funktion von Nationalstaaten zurückgedrängt.
Diese Entwicklungen sind doppelt gefährlich. Einerseits führen sie
zu realem Einflußverlust von Bevölkerungen und Regierungen, andererseits
besteht die Gefahr, daß Auswege aus dieser Entwicklung in der Rückkehr
zu nationalistischer Politik gesucht und gefunden werden.
Die
Struktur der Arbeiterklasse
Die
oben beschriebenen Entwicklungen führen zu gravierenden Verschiebungen
und Veränderungen in Struktur und Lebensweise der Arbeiterklasse.
Die ökonomischen Strukturveränderungen und die Krisenprozesse in
den traditionellen Sektoren der Produktion führen zu einer Abnahme
der traditionellen Gruppen der Arbeiterklasse. Demgegenüber wächst
die Zahl der Beschäftigten in den der Produktion vor-, neben- und
nachgelagerten Bereichen.
In
Österreich bedeutet dies konkret, daß heute bereits doppelt so viele
Menschen im Dienstleistungssektor wie in der materiellen Güterproduktion
arbeiten; die Mehrheit davon ist der Arbeiterklasse zugehörig. Mit
1,1 Mill. Beschäftigten bildet der Produktionsbereich
allerdings auch künftig einen bedeutenden Sektor.
Während
der Frauenanteil in der Güterproduktion bei rund einem Viertel der
Beschäftigten liegt, übersteigt er im Dienstleistungsbereich bereits
die Hälfte. Umgekehrt verhält es sich mit dem Anteil der MigrantInnen
in diesen Sektoren, die aus klassentheoretischer Sicht zu ihrem
weitaus überwiegenden Teil der österreichischen Arbeiterklasse zugehörig
sind. Die österreichische Arbeiterklasse ist, wie in allen entwickelten
kapitalistischen Ländern, multiethnisch und multisprachlich.
Darüber
hinaus sind wir mit einem ständigen Arbeitslosenheer von rund 250.000
Personen, einer rasanten Zunahme a-typischer Beschäftigungsverhältnisse
und einem kontinuierlich anwachsenden informellen Sektor konfrontiert.
Einer immer kleiner werdenden Zahl von höher qualifizierten "Stammbelegschaften",
steht eine immer größere Anzahl von Arbeitenden gegenüber, die keine
dauerhafte Beschäftigung mehr findet. Wir sprechen dabei von einer
„Prekarisierung“ vieler Beschäftigungsverhältnisse.
Heute
sind auch zusehends im Bereich neuer Technologien
angesiedelte Arbeitskräfte von Verunsicherung betroffen.
Scheinselbständigkeit, Leiharbeit, geringfügige Beschäftigungen
ohne sozialrechtliche Absicherungen und werkvertragsähnliche Beschäftigungen
werden für einen wachsenden Teil der Bevölkerung zum Normalzustand.
Auch wenn sich viele nicht so verstehen (wollen): durch die Notwendigkeit,
tagtäglich ihre Arbeitskraft verkaufen zu müssen, gehört ein Großteil
von ihnen objektiv zur nach wie vor zahlenmäßig wachsenden Arbeiterklasse.
D. h., daß wir es heute neuerlich mit bedeutenden Veränderungen
in der Beschäftigungsstruktur und in der Arbeiterklasse mit neuen
Proletarisierungstendenzen der lohnabhängigen Mittelschichten und
mit langfristigen Prekarisierungstendenzen zu tun haben. Diese Veränderungen
stellen selbstverständlich höhere, teils neue Anforderungen an eine
zeitgemäße Klassenpolitik der KPÖ.
Die
wesentlichen klassenkonstituierenden Fragen bestehen dabei in der
Herausarbeitung der proletarischen Gesamtinteressen bzw. in der
Einordnung und Vermittlung der relativen Besonderheiten dieser aus
a-typischer Beschäftigung resultierenden Teilinteressen in und mit
dem grundlegenden objektiven Gesamtinteresse. D. h. konkret, es
geht um das Herausarbeiten des Verallgemeinerungsfähigen, des Gemeinsamen,
des am meisten Weiterführenden unter dem Blickwinkel einer sozialistischen
Perspektive.
Bereits
im Kommunistischen Manifest von 1848 wird formuliert: „Sie (die
Kommunisten, Anm.) kämpfen für die Erreichung der unmittelbar vorliegenden
Zwecke und Interessen der Arbeiterklasse, aber sie vertreten in
der gegenwärtigen Bewegung zugleich die Zukunft der Bewegung. (...)
Die Kommunisten unterstützen überall jede revolutionäre Bewegung
gegen die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustände.
(...) Die Kommunisten arbeiten endlich überall an der Verbindung
und Verständigung der demokratischen Parteien aller Länder.“
Das
meint die Erkenntnis, daß sich das allgemein menschliche Interesse,
frei von Ausbeutung und Unterdrückung zu sein, vermittels des Klasseninteresses
der Arbeiterklasse letztlich gegen das bornierte Sonderinteresse
der Ausbeuterklasse durchsetzen läßt. Diese Grundsätze haben auch
heute von ihrer Gültigkeit nichts verloren. Wir sehen es als eine
unserer Aufgaben an, traditionelle Formen der Linken und der Arbeiterbewegung
mit neu entstehenden gesellschaftlichen Bewegungen zu verbinden.
Kommunistische
Frauenpolitik
"Feministische
Theoretikerinnen haben die Beziehungen zwischen Männern und Frauen
in ihren vielen Facetten ausgeleuchtet. Beschreibungen bleiben aber
an der Oberfläche, wenn sie nicht durch eine Gesellschaftstheorie
fundiert werden. Die pauschalen Angriffe auf die Männer schlechthin,
allgemeine Verdächtigungen sind zwar verständlich, grenzen aber
jene aus, die gemeinsame Ziele verfolgen, und entlasten nicht zuletzt
das Patriarchat als Herrschaftsform. [...] Der Marxismus als radikale
Theorie und Praxis will alle gesellschaftlichen Verhältnisse umwerfen,
in denen der Mensch ein ausgebeutetes, verächtliches, verlassenes
Wesen ist."
So
wird es im Frauenprogramm der KPÖ von 1997 formuliert. In der kapitalistischen
Realität gehören Frauen in besonderem Ausmaße zu den ausgebeuteten
"Wesen" - die Zahlen sprechen für sich: Obwohl sie zwei
Drittel der gesellschaftlich notwendigen Arbeit leisten, erhalten
sie nur zehn Prozent des weltweiten Einkommens und besitzen gar
nur 0,98 Prozent des Eigentums. Die geringe oder fehlende Bewertung
ihrer Leistung erreicht eine ökonomische Größenordnung von jährlich
elf Billionen Dollar. Diese nüchternen Angaben der UNO verdeutlichen
ökonomische und patriarchale Machtverhältnisse als globales Problem.
Wir
betrachten die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen als unabdingbare
Voraussetzung für Gleichberechtigung, wiewohl Emanzipation sich
nicht in sozialer Gleichstellung erschöpft. Emanzipation erfordert
auch die Überwindung patriachaler Strukturen. Völlige Gleichberechtigung
von Frauen und Männern wird es erst dann geben, wenn Frauen sich
die Welt in all ihren Facetten angeeignet haben, erst wenn Bildung,
Mitsprache, Technik, der Zugang zum öffentlichen Leben, ja zur Macht
allen Menschen gesichert sind. Die zerstörerische Seite von Technik
wird dann freilich stark eingeschränkt sein, das öffentliche Leben
nicht mehr fern vom privaten, und Macht nicht gleich Gewalt. In
einer solchen Gesellschaft werden die Frauen nicht mehr die Frauen
von heute und die Männer nicht mehr die Männer von heute sein. Erst
eine weitestgehende Befreiung von traditionellen Rollenbildern wird
den Geschlechterwiderspruch aufheben; dennoch fordern wir heute
bereits Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen ein.
Wir
KommunistInnen lehnen alle biologistischen Zuschreibungen von Rollen,
Eigenschaften, Fähigkeiten usw. ab. Wir verwehren uns gegen angeblich
"wissenschaftliche" Untermauerungen von bestehenden Ungerechtigkeiten,
auch wenn sie manchmal sogar von Teilen der Frauenbewegung zurechtgelegt
werden, um das Leben in der "Frauennische" erträglicher
zu machen. Apropos Nische: Frauenpolitische Themen sind allzuoft
an den Rand gedrängt - auch in fortschrittlichen Bewegungen. Wir
wollen uns aber nicht damit zufrieden geben, daß Fragen, die vor
allem Frauen betreffen, in Zusatzkapiteln abgehandelt werden. Die
gesellschaftlichen Mißstände gehen alle an. Immer noch werden etwa
Reproduktionsarbeiten (Kinderbetreuung, Altenpflege, Hausarbeit
u. v. m.) im wesentlichen von Frauen unentgeltlich geleistet. Wir
hingegen heben die gesellschaftliche Verantwortung für diese Arbeiten
hervor, was bedeutet, für
ausreichende Kinderbetreuungseinrichtungen zu sorgen, usw.
"KommunistInnen
versuchen, in den Geschlechterverhältnissen die Klassenfrage aufzuzeigen,
und in den Klassen die Beziehungen der Geschlechter herauszuarbeiten",
umreißt das Frauenprogramm kurz unser Selbstverständnis. Insoferne
sehen wir es auch als unsere Aufgabe, die "Idee des Kommunismus"
in die Frauenbewegung hineinzutragen. Wir sind überzeugt: Eine neue
Gesellschaft kann nicht ohne Frauen gebaut werden.
Unser
Ziel ist der Sozialismus
Für
eine neue sozialistische Perspektive
Deutlicher
als je zuvor in der Geschichte beweisen die vergangenen zehn Jahre
nahezu uneingeschränkter Weltherrschaft des Imperialismus, daß der
Sozialismus die einzige historisch mögliche und notwendige Alternative
zur kapitalistischen Gesellschaftsordnung ist.
Die
Mehrheit der Menschen, die Arbeiterklasse, kann nicht darauf warten,
daß die mit den modernen Produktivkräften entstandenen materiellen
Bedingungen einer nichtkapitalistischen Gesellschaft bereits im
Schoß des Kapitalismus bis zu einem Zustand allgemeiner Freiheitsentfaltung
heranreifen. Wer von der Nutzung der fortgeschrittensten Strukturen
des Kapitalismus eine „sozialistische Umgestaltung“ erwartet, hat
den Kampf um eine reale sozialistische Alternative jenseits des
Kapitalismus aufgegeben, predigt die Utopie eines „Sozialismus“
auf dem Boden und im Rahmen des Kapitalismus selbst.
Der
sich abzeichnende Verlust an Fortschrittsfähigkeit des Kapitalismus,
die auf die Menschheit zukommende neue Phase imperialistischer Weltherrschaft
stellen die kommunistische Bewegung vor die Aufgabe, den Kampf um
eine reale sozialistische Perspektive neu aufzunehmen. Die aus den
bisherigen sozialistischen und demokratischen Revolutionen entstandenen
Ansätze sozialistischer Gesellschaften waren notwendige und berechtigte
Versuche der Arbeiterklasse und der in kolonialer und halbkolonialer
Unterdrückung gehaltenen Völker, aus Krisen und Kriegen des Kapitalismus
den Weg zu einer Gesellschaft zu erkämpfen, die von Ausbeutung,
Krieg, sozialer Ungleichheit und nationaler Unterdrückung frei ist.
Aus diesem Grund sind die mit den bisherigen Versuchen des Aufbaus
einer sozialistischen Gesellschaft gemachten Erfahrungen unverzichtbar.
Der
Sozialismus hat sich gegen den beharrlichen Kampf des Kapitalismus
seit dem Sieg der sozialistischen Oktoberrevolution im Jahr 1917,
ihn durch Kriege, Konterrevolution, Hochrüstung und Boykott niederzuringen,
verteidigt. Der schwerwiegenden Tatsachen verbrecherischer Gewaltexzesse
unter Stalin sind wir uns bewußt.
Die
aus den bisherigen Versuchen des Sozialismus resultierenden Erfahrungen
haben auch gezeigt, daß bis zum Sieg des Sozialismus im Weltmaßstab
die Möglichkeit der Restauration des Kapitalismus bestehen bleibt.
Die
Sowjetunion und die Länder des sozialistischen Versuchs in Europa
sind letztlich an ihren inneren Widersprüchen zerbrochen. Die machtausübenden
Führungsgruppen der kommunistischen Parteien, die an unzeitgemäß
gewordenen Herrschaftsformen festhielten, erwiesen sich als unfähig,
die wissenschaftlich-technische Revolution für die Entfaltung der
dem Sozialismus innewohnenden Fortschrittspotentiale zu nutzen.
Trotzdem bildeten sich im entstehenden sozialistischen Wirtschaftssektor
der Sowjetunion Fähigkeiten der Arbeiterklasse heraus, sozialistische
Produktionsverhältnisse im Interesse der gesamten Gesellschaft aufzubauen
und zu gestalten. Ansatzweise konnte die Mentalität des Lohnarbeiters
überwunden werden.
Es
gab auch Entwicklungen des Gegensteuerns: beispielsweise der Versuch
der Herausbildung eines „Neuen Ökonomischen Systems“ der Planung
und Leitung der Volkswirtschaft in der DDR. Sie scheiterten letztlich
daran, daß Stagnation und bloßer Machterhalt zum beschleunigten
Abgleiten der Führungsgruppen in den politischen und ideologischen
Opportunismus und schließlich in die finale Krise des Sozialismus
führten.
So
unverzichtbar es daher ist, für die Wiederaufnahme der sozialistischen
Perspektive auf die Fundamente zu bauen, die Marx und Engels bereits
im kommunistischen Manifest begründet haben, so notwendig ist es,
unter Beachtung ausnahmslos aller historischen Erfahrungen (sowohl
jener, die seine Existenz und Entwicklung ermöglichten, als auch
jener, die zu seinem Zusammenbruch führten) die Orientierung auf
den Sozialismus als „die erste Form der neuen Gesellschaft“ (Lenin)
auf dem Weg zur klassenlosen Gesellschaft wieder aufzunehmen.
Die
Eigentumsfrage
Sozialismus
ist ohne revolutionären Bruch mit den kapitalistischen Macht- und
Eigentumsverhältnissen nicht möglich. Dabei bleiben staatliche Organe
wesentliche Hebel einer sozialistischen Umgestaltung. Sowohl mittels
ihrer Eingriffe in die Eigentumsverhältnisse wie auch vermittels
der wirtschafts- und budgetpolitischen Maßnahmen und darüber hinausgehenden
Möglichkeiten. Die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln,
die von Ausbeutung befreite gesellschaftliche Arbeit, die Produktion
für die Bedürfnisse der Menschen nach gemeinschaftlich erarbeitetem
Plan und die gesellschaftliche Aneignung des gesellschaftlichen
Reichtums sind Eckpunkte einer sozialistischen Gesellschaft, die
wir anstreben.
Der
Sozialismus führt einen grundlegenden Bruch mit der kapitalistischen
Wirtschaftsweise herbei, welche auf die Erzielung maximalen Profits
durch die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft und den verschwenderischen
Umgang mit den Naturressourcen gerichtet ist. Aufgabe des Sozialismus
ist die Befriedigung der sich ständig weiterentwickelnden materiellen
und kulturellen Bedürfnisse der Menschen durch eine hohe Produktivität
der gesellschaftlichen Arbeit und die Anwendung einer die natürlichen
Reichtümer bewahrenden Wirtschaftsweise auf der Grundlage gesellschaftlicher
Planung und Leitung.
Grundlage
sozialistischer Produktionsverhältnisse ist die Vergesellschaftung
der entscheidenden Produktionsmittel. Dabei muß an die Stelle bloßer
Verstaatlichung wirkliche Vergesellschaftung treten. Die ProduzentInnen
müssen aus formalen zu tatsächlichen sozialistischen EigentümerInnen
werden, die Entfremdung der arbeitenden Menschen von Eigentum an
den Produktionsmitteln muß überwunden werden.
Die
Entfremdung kann tendenziell nur dann überwunden werden, wenn die
arbeitenden Menschen aktiv und schöpferisch am Produktionsprozeß
und an der Festlegung wirtschaftlicher und sozialer Ziele teilnehmen.
Die Überwindung der Entfremdung und die Entwicklung sozialistischen
Eigentümerbewußtseins hängt eng mit der Entwicklung der partizipativen
sozialistischen Demokratie und dem Bildungsniveau der arbeitenden
Menschen zusammen. Gesellschaftliches Eigentum und die gesamtgesellschaftliche
Planung sind die Voraussetzung für wirkliche Demokratie.
Die
unmittelbaren Aufgaben der KPÖ
Bündnispolitik
und die Bewegung gegen Schwarz-Blau
Der
Prozeß, in dem sich eine umfassende und konsequente soziale und
demokratische Alternative zur gegenwärtigen Regierung und zum EU-konformen
Kurs der Herrschenden herausbilden kann, ist – wie der Erfahrungen
der letzten Monate zeigen – sehr kompliziert.
Die
KPÖ unterstützt dabei alle Kräfte und Initiativen, die für dieses
Ziel eintreten. Aktionen von arbeitenden Menschen gegen den Sozialabbau,
der Massenprotest der Studierenden, Initiativen gegen den Alltagsrassismus
und die Bewegung gegen Schwarz-blau im engeren Sinn haben hier eine
große Bedeutung. Obwohl die Großdemonstrationen der ersten Zeit
und wahrscheinlich auch die Donnerstagsdemos durchaus eine positive
Wirkung auf das Bewußtsein eines Segments der Bevölkerung gehabt
haben, läßt sich aus dieser Bewegung allein keine Strategie entwickeln,
die fortschrittliche Alternativen zum Abbau des Sozialstaates und
der Demokratie aufzeigen und erreichen kann.
Unser
Ziel ist es, gleichberechtigt und solidarisch in Bewegungen zu wirken
und so zu ihrem Erfolg beizutragen. Dabei verweisen wir auf die
spezifischen Erfahrungen und Stärken der KPÖ. Als Teil der Arbeiterbewegung,
als marxistische Partei, können wir eigenständige inhaltliche Beiträge
leisten. Die Positionen der KPÖ in Gemeinden, Betrieben, Arbeiterkammern,
der Hochschülerschaft und den Gewerkschaften sind für uns Kristallisationspunkte
des Widerstands.
Selbständige
Partei oder „pluralistische Linke“?
Eine
dauerhafte Bildung einer „neuen linken Allianz" führt nicht
unbedingt zu einer Stärkung der Linken, aber - wie bisherige Erfahrungen
zeigen – oftmals zur Aufgabe der marxistischen Identität. Das Aufgehen
der KPÖ in einer diffusen Linksbewegung und die damit einhergehende
Aufgabe des Marxismus als Grundlage des Kampfes zur Überwindung
des kapitalistischen Systems nimmt diesem jegliche über die Gesellschaft
hinausführende Grundlage und auch Perspektive.
Die
Zusammenfassung verschiedenster weltanschaulicher Strömungen unter
dem Schlagwort einer „pluralistischen Linken“, mit marxistischen
Minderheitspositionen, birgt die Gefahr, daß das Ziel der Überwindung
des kapitalistischen Systems aus dem Auge verloren wird. Die KPÖ
darf sich aber andererseits Wahlbündnissen, die eine qualitative
Verbreiterung bedeuten, nicht verschließen.
Im
Gegenteil: diese können zur Stärkung fortschrittlicher Positionen
durchaus einen wichtigen Beitrag leisten, solange die jeweiligen
PartnerInnen sich in ihren (auch weltanschaulichen) Positionen gegenseitig
respektieren. Bündnisse dieser Art können allerdings nicht „von
oben“ für „alle Ebenen“ verordnet werden, sondern sind meistens
das Ergebnis eines längeren Kontakts mit dem Ziel „ein Stück des
Weges“ gemeinsam zu gehen. Am Reißbrett konzipierte Pseudobündnisse
werden der KPÖ keine Perspektive bieten.
Zur
Wahlpolitik der KPÖ
Für
die KPÖ ist die Beteiligung an Wahlen kein Selbstzweck. Vielmehr
ergeben sich dabei häufig Chancen und Möglichkeiten, unsere Standpunkte
und Forderungen an eine breitere Öffentlichkeit zu bringen, als
dies sonst möglich ist. Dabei sind oftmals auch bürgerliche Medien
gezwungen, über die KPÖ zu berichten, die uns ansonsten oftmals
totschweigen.
Wir
haben in den letzten zehn Jahren bei allen bundespolitischen Wahlen
(Nationalrats- und Europaparlamentswahlen) kandidiert und dabei
bescheidene Stimmenzuwächse erzielt, bei unterschiedlichen Ergebnissen
im Detail. Eine ernsthafte Auswertung unseres (positiven wie negativen)
Abschneidens sowie entsprechende Schlußfolgerungen stehen noch aus.
Diese Ergebnisse können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß
wir von einem wahlpolitischen Durchbruch noch weit entfernt sind.
Bei
Kandidaturen auf betrieblicher und kommunaler Ebene haben wir in
den letzten Jahren einige beachtliche Erfolge erzielt. Die Unterstützung
der aktiven Parteiorganisationen und einzelner engagierter GenossInnen
in Gemeinden, Betrieben, Gewerkschaften und in der Arbeiterkammer
ist uns in Hinkunft ein besonderes Anliegen.
Kommunalpolitik
In
der Kommunistischen Partei soll die Verbindung zwischen wissenschaftlichem
Sozialismus und Arbeiterbewegung hergestellt werden. Die Dialektik
von sozialistischem Ziel und Kampf für soziale und demokratische
Reformen in gewählten Körperschaften stellt sich für die KPÖ auf
absehbare Zeit lediglich auf kommunalpolitischer bzw. betrieblicher
Ebene. Die KPÖ soll eine Partei für unsere großen Ziele und gerade
deshalb eine Partei für das tägliche Leben sein. Das ist kein Widerspruch,
sondern eine Herausforderung.
KommunistInnen
bringen lokale Probleme in Beziehung zur gesellschaftlichen Entwicklung,
vermitteln Wissen über den Kapitalismus und weisen die Notwendigkeit
und die Möglichkeit einer besseren Gesellschaftsordnung, des Sozialismus,
nach. Wir sind noch weit von diesen Zielen entfernt. Aber wir wollen
uns dieser Herausforderung stellen. Dabei müssen sich Leitungen
und Mitglieder in qualifizierter Alltagsarbeit, in Aktionen und
Kampagnen, in Projekten, darin, ob die KPÖ attraktiv für gesellschaftskritische
Menschen ist, bewähren. Die KPÖ betrachtet ihre kommunalpolitische
Verankerung als wichtige Grundlage einer Politik, die gemeinsam
mit großen Teilen der Bevölkerung entwickelt werden kann. Dabei
erlangen KommunistInnen soziale Kompetenz.
In
der Kommunalpolitik erscheint (wie auch bei der Betriebsarbeit)
der Kommunismus der Bevölkerung nicht als abstrakte Doktrin, sondern
wird ganz konkret von Menschen verkörpert, die sich für ihre Interessen
einsetzen. Kommunalpolitische Tätigkeit von KommunistInnen wird
so auch zu einem Kristallisationspunkt für antimonopolistische Bündnisse
auf „niederer Ebene“. Bündnisse, die auf einer gemeinsamen sozialen
Interessenlage basieren. Wenn es uns gelingt, die arbeitenden Menschen
ausgehend von den für sie erlebbaren Widersprüchen vor Ort, und
ihren berechtigten, aber in unserer Gesellschaft letztlich unerfüllbaren
Wünschen, für den gemeinsamen Kampf um weiterreichende Ziele zu
organisieren, entgehen wir der Gefahr, uns in reinem „Ökonomismus“
zu erschöpfen.
Die
Gemeinden in Österreich werden immer mehr zu Brennpunkten gesellschaftlicher
Widersprüche. Während die arbeitenden Menschen von den Gemeinden
zu Recht umfassende soziale Dienstleistungen und demokratische Mitentscheidungen
fordern, werden die Möglichkeiten, diese Ansprüche auch einzulösen,
durch die Untergrabung der finanziellen Grundlagen der Gemeinden
und durch restriktive Bestimmungen der EU und des Gesetzgebers in
Österreich auf kommunaler Ebene zunehmend eingeschränkt.
In
der Gemeinde ist andererseits aber das medial vermittelte Surrogat
von Politik, welches auf Bundesebene vorherrscht, weniger stark
gegen uns wirksam. Wohnen, soziale Unterstützung, Kinderbetreuung,
öffentlicher Verkehr, Stadtentwicklung, Gesundheit: Anhand solcher
und ähnlicher Themen kann die KPÖ auf kommunaler Ebene gesamtgesellschaftliche
Widersprüche aufzeigen und gleichzeitig Lösungsvorschläge machen,
die bei einer Änderung der Prioritäten auch realistisch sind.
In
diesen Auseinandersetzungen bilden sich auch kommunistische PolitikerInnen
heraus, die in der Lage sind, die Isolierung der Partei von der
Gesellschaft zumindestens punktuell zu durchbrechen. In der abgelaufenen
Periode hat es seitens der Parteiführung aber keine ernsthafte Beschäftigung
mit diesen weit über die Kommunalpolitik hinausweisenden Fragestellungen
gegeben.
Betriebspolitik
Ähnlich
wie bei der Kommunalpolitik verhält es sich mit der Betriebs- und
Gewerkschaftspolitik der Partei. Mit der politischen Marginalisierung
der KPÖ verschwand zunehmend auch die feste, quantitative Verankerung
der Partei in heimischen Kern- und anderen Betrieben und Dienststellen.
Diese organisatorische Schwäche, verbunden mit wachsender ideologischer
Orientierungslosigkeit der gesamten Partei führte zu einer massiven
Entfremdung unserer Partei von der Arbeiterklasse.
Als
Ausgangspunkt und Voraussetzung einer Programmdiskussion ist daher
eine wissenschaftliche Analyse der aktuellen Lage der Arbeiterklasse
in Österreich zu erstellen. Die Partei muß zu einer offensiven politischen
Kampagnenorientierung zurückfinden. Nur so kann die Verankerung
kommunistischer Betriebspositionen verbessert werden bzw. die vorhandenen
effektiv genutzt werden.
KommunistInnen
und Linke im Betrieb müssen in die Lage gebracht werden, sich eines
Mindestmaßes an marxistischer Methodik zu bedienen. Nur so werden
sie im Betrieb selbständig politische und gewerkschaftliche Einschätzungen
treffen können und diese auch offensiv vertreten. Kommunistische
BetriebsrätInnen und –aktivistInnen müssen in allen Gremien der
Partei deutlich verankert sein.
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