KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Was tun wir jetzt mit dem Gerede vom Migrationshintergrund?

Von: Melina Klaus (13.10.2012)

Der Wiener „Integrations- und Diversitätsmonitor“ und Stadträtin Frauenberger rechnen vor: In Wien lebten 2011 1.714.142 Menschen (Illegalisierte nicht einberechnet), davon haben 21 Prozent eine andere Staatsbürgerschaft, sind 31 Prozent im Ausland geboren und haben 49 Prozent diesen sogenannten Migrationshin­tergrund. Soll heißen, die Person selbst oder mindestens ein Elternteil ist im Ausland geboren. Und wenn es 2012 nun 50,02 Prozent werden und dann 52, 55, 60, – sprechen wir dann immer noch von Integration? Von Fremden? Was werden nun schon die politischen Themen-MacherInnen oder Problem-Herbeischreibe­rInnen, Ressentiments-SchürerInnen mit der größten aktuellen ZuwanderInnen-Gruppe – den Deutschen – machen? Vielleicht fallen bald die Masken und sie müssen deutlicher sagen, worum es wirklich geht. Um einen bestimmten Migrationshin­tergrund, um Rassismus, um Diskriminierung mit System.

Denn Rassismus als Ideologie, ist unter anderem zuallererst die verallgemeinerte Zuschreibung tatsächlicher oder fiktiver, imaginierter Unterschiede, ist unter anderem die Bewertung und Zuschreibung aufgrund des Aussehens, der Sprache, der Religion, der Staatsbürgerschaft, letzlich des Migrationshin­tergrunds. Dies macht die (negative) Bewertung der Zuschreibungen möglich, dies macht Ausschluss, Hierarchie, Diskriminierung möglich. So ist es nun nicht weniger gefährlich, die Zuschreibung und die Wahrnehmung – also die Trennung – zu zelebrieren und dabei zu glauben, die rührige Einigkeit zu feiern. Und das geschieht in den meisten Fällen beim schönen Gerede über Integration und dem „Zusammenleben“.
Freilich, die Frage von Herkunft und Heimat, die eigene Einordnung in Familiengeschichte und Örtlichkeiten ist sicherlich vielschichtig. Aber eines müssen wir mittlerweile gelernt haben: Das Integrationsver­sprechen ist eine niemals eingelöste Verheißung! Du kannst dich noch so brav strecken, du erreichst die süßen Früchte nicht.

Also lassen wir uns nicht reinziehen in das Gerede von Integration und dem Migrationshin­tergrund, in das Fordern von Sondermaßnahmen (zum Beispiel AMS), Vorschulzwang, Kulturdialogen, und was es da sonst noch alles geben soll. Reden wir lieber von Diskriminierung am Arbeitsmarkt, Armutsgefährdung in dieser Stadt, von unserem beschissenen Schulsystem, vom Wohnungsmarkt. Und reden wir von Demokratie und Gleichberechtigung. Denn dieser Integrations(!)mo­nitor sagt ja wohl auch, dass 21 Prozent der Wiener Bevölkerung vom Wahlrecht ausgeschlossen sind! Das ist das ausschlaggebende Tüpfelchen auf dem i – was meinen sie also demnach mit Integration? Denn da brauche ich nun echt keinen Beirat, kein Monitoring und auch keine Wiener Charta, die Antwort wäre doch ganz einfach, wenn man denn wollte: Wahlrecht für alle!


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