KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Erklärung des Feministischen Forums des Austrian Social Forums 2004 in Linz


Feminismus ist ein MUSS!

Damit endete die Erklärung des Feministischen Forums von Hallein 2003. Diese wurde vom Treffen der Sozialen Bewegungen allgemein verabschiedet und in die Abschlusserklärung aufgenommen. Seitdem hat sich das Feministische Forum als einziger inhaltlicher Fixpunkt im ASF etabliert.

Wir Feministinnen haben nicht nur dort unsere Positionen, Anliegen und Forderungen schon ausreichend oft artikuliert. Wenn diese im Sozialforumsprozess weiterhin ignoriert werden, suchen wir nach anderen Bündnismöglichkeiten und Handlungsorten. Das kann nicht im Interesse des Sozialforums mit seinen Zielen sein.

Die Ignoranz besteht unter anderem in der unreflektierten Reproduktion bestehender patriarchaler Machtverhältnisse und Herrschaftsstrukturen. Auch das Geschlechterverhältnis verbunden mit der Norm der Heterosexualität ist ein solches hierarchisches Machtverhältnis. Die Intention des ASF, eine anderen Welt zu schaffen, kann nur auf der Basis einer umfassenden Wahrnehmung und Bekämpfung dieser patriarchalen Machtverhältnisse und Herrschaftsstrukturen beruhen. Dies setzt ein Bekenntnis zur Unabdingbarkeit einer feministischen Perspektive auf dem ASF voraus, ohne die keine politische und ökonomische Veränderung möglich ist.

Wir akzeptieren keinen gewalttätigen, diskriminierenden, abwertenden und aggressiven Umgang mit Frauen/Lesben und Feministinnnen als Personen, wie er beim diesjährigen Sozialforum erneut passiert ist.

Das Bekenntnis zum Gender-Mainstreaming ist kein Ersatz für feministische Perspektiven, Analysen und Praxen.

Wir sehen es als Aufgabe aller an der Organisation des ASF Mitwirkenden, dass Feministinnen, Migrantinnen, Lesben und anderen ausreichend Möglichkeiten und Beteiligungsformen für eine Mitgestaltung des ASF zur Verfügung gestellt werden. Das beinhaltet die prinzipielle Bereitschaft, ausschließende und starre Strukturen zu verändern.

Für die Migrantinnen waren die Grenzen der alten Welt möglich, spürbar und verdeutlicht durch die Strukturen dieses Forums, das behauptet, dass eine andere Welt möglich ist.

Wir sprechen uns für das Prinzip der Selbstvertretung von marginalisierten Gruppen innerhalb der Sozialforenbewegung und gegen Stellvertretungspolitik aus. Keine Auseinandersetzungen ohne die Positionen der Beteiligten.

Wir treten dafür ein, Unterdrückungsformen nicht gegeneinander auszuspielen und marginalisierte Gruppen nicht zu hierarchisieren. In unserer Gesellschaft existiert ein umfassendes Diskriminierungsgeflecht, dessen Komplexität nicht mit einfachen Antworten entsprochen werden kann.

Das ASF in Linz wurde durch das Einsetzen von kirchlichen und gewerkschaftlichen Ressourcen organisiert. Anstatt diese Ressourcen „in den Dienst“ der anderen beteiligten Gruppen zu stellen, wie z. B. den Migrantinnen, die nicht über solche freien Ressourcen verfügen, werden diese im Rahmen von repressiven und ausgrenzenden Maßnahmen eingesetzt.

Eine derartige Überrepräsentanz von männerbündischen Strukturen, wie Parteien, Gewerkschaften und Kirche, auf dem ASF sowie seine zunehmende Institutionalisierung durch diese Verbände widersprechen einer feministischen Perspektive. Denn aus historischen Analysen wissen wir, dass dort feministische Belange nicht oder kaum gehört werden. Außerdem widerspricht diese Tendenz ausdrücklich den Intentionen der Sozialforen, die in den Grundsätzen und Zielen der Charta von Porto Alegre festgelegt sind.

Eine soziale Bewegung lebt auch von Spontaneität, darum dürfen Aktionen, die auf dem Forum selbst und aus aktuellen Vorkommnissen entstehen, nicht durch ausschließende und begrenzende Strukturen und Gewalt verhindert werden.

DENN WER MIT BEIDEN BEINEN FEST AM BODEN STEHT, KANN NICHT TANZEN.

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