Für eine Linke Einheit

Farah Notash,

Wien, März 2005

Ganz besonders heute erweist sich die Notwendigkeit, alle linken Strömungen zu einem großen, anschwellenden, ja reißenden Strom zusammenzufassen, mehr denn je als eine Überlebensfrage. Die großen Erschütterungen der Weltgesellschaft durch den Kollaps der UdSSR, geschuldet vielen verschiedenen internen Bedingungen und externen historisch-deformativen Faktoren als auch enormen Kapital(=Dollar)flüssen, das sind nicht zu verleugnende zeithistorische Fakten.

Dieses Beben breitete sich schockwellenartig über alle Sozialistischen Länder Osteuropas aus und seine Nachbeben erschütterten die Linken Parteien und Organisationen weltweit. Sie wurden von schwerwiegenden Veränderungen betroffen.

Mit dem Aufflammen von regionalen Kriegen wurden unabhängige Staaten in mehrere kleine feindliche Länder aufgeteilt. In dem sich verändernden Gleichgewicht der Kräfte stationierte der US-amerikanische Imperialismus bewaffnete Kräfte, zu Land, zur See, in der Luft und satellitengestützt und setzte ideologische Mittel mit einer komplexeren Taktik ein, um sein Ziel, seinen Einfluss und seine Herrschaft immer globaler auszudehnen, unter Zuhilfenahme auch von Täuschung und Betrug, mit all ihren Folgen.

In der EU hofften Millionen von DemonstrantInnen, die amerikanische Herrschaft aufhalten zu können.

Nichtsdestoweniger, mit Unterstützung der wirtschaftsliberalsten Regierungen der EU blieben die Mitglieder der NATO Zuschauer.

In Wahrheit unternahmen sie keinen einzigen erfolgreichen Schritt um die Invasion des Irak durch den us-amerikanischen und britischen Imperialismus zu verhindern. Und Amerika setzte sich ohne große Widerstände von der Ukraine nach Aserbeidschan, von Tschetschenien bis Yugoslawien, in Afghanistan und Irak fest.

Und nun pumpt die USA ohne Unterbrechung Öl aus dem Irak. Auf der anderen Seite pflanzt, erntet und exportiert sie Opium und andere Drogen in großen Mengen. Die USA sind in die mafiöse Verteilung dieser „Güter“ weltweit verwickelt.

Die USA zerstören die die Menschen unterstützenden Kräfte zuerst, teilen sie in immer kleinere Stücke auf, die schließlich verschwinden.

Da die Macht in der Welt derzeit hauptsächlich auf Seite des Imperialismus und des Kapitals ist, verstärkt der uneingeschränkte, furchtlose und immer selbstbewußtere Kapitalismus durch die Forcierung von Automatisierung und Modernisierung die Klassengegensätze enorm.

Um den Profit des Kapitals und des Liberalismus zu sichern, begann der Kapitalismus all die erkämpften Chancen auf die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen wieder zurückzunehmen.

Dem ökonomischen Chaos in zusammengebrochenen bzw. zerstörten Ländern folgten große Wellen von sozialen, politischen und Kriegsflüchtlingen.

Die Arbeiterklasse und die Mittelschicht sind unter Druck geraten. Armut, Arbeitslosigkeit, Prostitution, Entführung von Kindern, Frauen und Jugendlichen zur Ausbeutung ihres Körpers und auch ihrer Organe sowie zu sexuellem Missbrauch, Verstärkung und Entwicklung von Homosexualität und die Propagierung von dekadenten bourgeoisen Wegen der Erfahrung liebloser sexueller Variationen. Handel mit und Ausbeutung von SexarbeiterInnen, Zunahme von Drogenhändlern und die Verteilung und Verbreitung von Drogen gehören zu den großen weltweiten Katastrophen der menschlichen Gesellschaften. Massenentlassungen von ArbeiterInnen und Angestellten durch große Konzerne, die Verlegung von ganzen Produktionszweigen in sog. „billige“ Standorte, das sind die größten Probleme heute.

Das Entstehen von mafiösen Strukturen mit antihumanistischen Zielen, Bevormundung und neurotischen Zuständen, die als allgemeiner Zustand akzeptiert werden, sind Nebenprodukte des nachwirkenden Schocks.

Heute leben Frauen und Männer ohne große humanistische Vorstellungen, ohne einer Vorstellung eines hehren Zieles und sind in einem großen Nichts und in Leere gefangen. Seit der andauernden Schwäche der linken Parteien nach der Niederlage und der Erschütterung des Sozialismus befinden sie sich in tiefer Isolation und Hoffnungslosigkeit.

Die Menschen von heute sehen nur Ruinen und eine tiefe Leere. Das ist die große Krankheit der heutigen Gesellschaft. Ohne Zukunftsvorstellung haben die Menschen ihre Balance verloren und hören nicht die schönfärberischen Worte und die Lügen ihrer Regierungen. Durch die desaströsen Lebensumstände stehen sie mit dem Rücken zur Wand und werden in ökonomisches, kulturelles, politisches und soziales Unglück gestürzt, aus dem sie sich mit zuckenden Gliedern befreien wollen.

Heute aber, um die Menschheit zu retten, um ein lebenswertes Heute und Zukunft zu schaffen, um eine psychisch Balance von menschlichem Dasein und gegen den Untergang der Menschen in einer inhaltsleeren imperialistischen Welt, müssen wir exakt gegen den Imperialismus arbeiten. Anstelle von Erschütterungen und Zerstörungen müssen wir über Einheit und Macht nachdenken. Wir müssen über Vereinigung und die Wiedererschaffung von menschlicher Würde und Selbstachtung nachdenken. Und niemals wird ein Teil allein das Feuer dieses verbrannten Planeten löschen können und Frieden bringen.

Ohne zu zögern müssen all die Kräfte, die auf wissenschaftlicher Grundlage arbeiten und sich verpflichtet fühlen, der menschlichen Ausbeutung ein Ende zu setzen und die Diskriminierung durch den Imperialismus zu beenden, einen Weg der Kooperation finden, der der Weiterentwicklung der heutigen menschlichen Gesellschaften dient.

Alle Aktivitäten sektiererischen, gegen die Einheit gerichteten und isolationistischen Charakters unterstützen nur Kapitalismus und Imperialismus.

Die Kraft der Linken liegt in der Einheit. Diejenigen, die versuchen, diese Einheit zu schwächen oder aufzuheben arbeiten gegen die Interessen der Entrechteten und der ArbeiterInnen.

Die Erfahrung mit dem Imperialismus zeigt, dass die wirkliche Macht in der Vereinigung und in der Einheit der Massen liegt. Heute bewegt sich die Menschheit auf einen gewaltigen Abgrund zu. Die Gefahr ist sehr ernst und der künftige Untergang unvermeidlich. Ohne Zweifel wird die linke Einigung einen Weg für die Weiterentwicklung der heutigen menschlichen Gesellschaften finden. Aufsplitterung und Isolation führen zur Schwächung der Menschen, die die linken Kräfte unterstützen.

Gegenseitige Beschuldigungen und Anwürfe sind nur tragische und beklagenswerte Aktionen. Trotz all dieser Störversuche ist die Frage jedoch diese: was können wir tun?

In der heutigen Situation ist es offensichtlich, dass alle, die auf einer wissenschaftlich basierten Philosophie stehen statt politische und ideologische Differenzen in den Vordergrund zu stellen, sich auf die Entwicklung einer gemeinsamen Strategie und Zukunft konzentrieren sollen. In diesem Prozess der Vereinigung der Linken, der Herstellung einer linken Einheit sollen wir an die Massen von Menschen denken, die verwirrt sind, die von zerstörten Ordnungen bedroht sind, unorganisiert und unfrei. Sie haben die Hoffnung und die Erwartung auf ein machtvolle menschliche Alternative zu ihrer Rettung.

(aus dem Englischen von Peter Burger)