34. Parteitag der KPÖ
8./9. Dezember 2007
Entwurf des Bundesvorstands zum Forderungsprogramm
KPÖ in Aktion – Partei in Bewegung
Vorwort zum Forderungsprogramm
Immer mehr Menschen
bezweifeln zu recht, dass die etablierten Parlamentsparteien die anstehenden
sozialen und ökologischen Probleme lösen können. Denn immer austauschbarer
ist deren Politik. Die Konzerne und die MillionärInnen sind durch die etablierten
Parteien hinreichend politisch vertreten. Die Interessen der lohnabhängig
Erwerbstätigen, Erwerbsarbeitslose, Prekarisierte und PensionistInnen finden
hingegen kaum noch politischen Ausdruck.
Die KPÖ will den Menschen zeigen, dass es Sinn macht, sich politisch
zu engagieren. Die KPÖ steht für Alternativen zur neoliberalen Politik,
sie tritt für einen grundlegenden Kurswechsel ein. Wir wollen die Menschen
ermutigen, für ihre Interessen selbst einzustehen und aktiv zu werden,
denn viele Köpfe und Hände sind notwendig, um Gesellschaft und Lebensweise
grundlegend zu verändern.
*Eine andere Politik ist möglich!*
Machtkontrolle ist Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaft.
Wir machen Vorschläge für mehr soziale Gerechtigkeit und für
die Umverteilung von reich zu arm, von oben nach unten. Eine Durchsetzung
dieser Vorschläge ist möglich, wenn viele Menschen gemeinsam handeln,
selbst für ihre Rechte und Anliegen eintreten und sich Mitsprache bei
allen Entscheidungen, die sie selbst betreffen im Sinne einer demokratischen
und solidarischen Gesellschaft erkämpfen. Für Frauen bedeutet dieser
Kampf auch, sich gegen die patriarchale Welt durchsetzen zu müssen. Wir
sehen uns als PartnerInnen der feministischen und sozialen Bewegungen, von
Gewerkschaften und antirassistischen Initiativen.
Wir wollen in Österreich und international dem Kapitalismus Schranken setzen
und die Macht des Kapitals zurückdrängen. Wir wollen die strukturelle
patriarchale Unterdrückung von Frauen sichtbar machen und ein solidarisches
Miteinander hier und heute leben. Wir wollen gegen den mainstream denken, denn
unser Ziel sind Alternativen zur kapitalistischen Gesellschaft, eine andere
Welt ist möglich. Wir haben noch Visionen, die wir mit anderen diskutieren
wollen. Wir streben ein breites Bündnis mit allen Menschen an, die eine
andere Politik für wünschenswert, möglich und machbar halten.
Gemeinsam mit allen, die immer weniger bereit sind, sich mit den jetzigen Um-
und Zuständen abzufinden, wollen wir eine soziale Alternative zur neoliberalen
Einheitspolitik aufbauen.
*Gemeinsam verändern!*
Die Kräfte des Marktes lösen keine Krisen, sie schaffen sie vielmehr.
Den globalisierungskritischen Bewegungen ist es weltweit gelungen, dies ins
Bewusstsein von Millionen Menschen zu rücken. Neoliberaler Kapitalismus
bedeuten Unfreiheit und soziale Not.
Es gibt kein Ende der Geschichte. Unser Motto heißt „Freiheit durch
Sozialismus“. Ein Sozialismus des 21. Jahrhunderts wird eine internationale
Dimension haben. Als Linke stehen wir für den untrennbaren Zusammenhang
von Demokratie und Sozialismus, der im ehemals „realen Sozialismus“
negiert wurde.
Sexismus, Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und sozialer Ausgrenzung stellen
wir den Internationalismus und die Solidarität gegenüber. Wir stehen
für ein striktes Nein zu Rüstung und Krieg, für die Überwindung
aller Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse.
*Partei der AktivistInnen*
Ja, die KPÖ ist eine kleine Partei, sie ist trotz der Stimmenzuwächse
der letzten Jahre nicht im Parlament vertreten. Kommunistische MandatarInnen
und AktivistInnen zeigen aber, dass für sie die täglichen Anliegen
der Menschen im Vordergrund stehen. Für sie ist soziale Verantwortung
kein leeres Schlagwort. Und sie gehen nicht in die Politik um dort SpitzenverdienerInnen
zu werden.
Die Stärke der KommunistInnen ist ihr Engagement in Betrieben und Büros,
in Gewerkschaften und an Unis, in sozialen Bewegungen und Solidaritätsgruppen.
Die KPÖ besteht aus einigen tausend Menschen, die ihrem Beruf oder ihrer
Ausbildung nachgehen, sich um ihre Familien und FreundInnen kümmern, und
damit einen Teil ihrer Freizeit mit ehrenamtlichen politischem Engagement verbinden.
Manchmal wird der „Idealismus“ der KommunistInnen belächelt,
manchmal verspottet oder lächerlich gemacht. Aber ohne Engagement „von
unten“ machen die Herrschenden noch ungebremster was sie wollen.
Niemand schafft uns an was wir zu tun haben. In der KPÖ gibt es zu vielen
Fragen unterschiedliche Meinungen. Aber es verbindet uns die gemeinsame Sicht
auf die Gesellschaft und die Bereitschaft gemeinschaftlich diese zu verändern.
An unser Forderungsprogramm stellen wir einen hohen gesellschaftspolitischen
Anspruch. Sozialismus als Bewegung erschöpft sich nicht in Versprechungen
an eine bessere Zukunft. Die Erfahrung zeigt: Auch kleine nachhaltige Veränderungen
zugunsten der Arbeitenden, der Arbeitslosen, der sozial Schwächsten in
unserer Gesellschaft können nur durchgesetzt werden, wenn sie den Mächtigen
in Politik und Wirtschaft abgerungen werden. Wir legen uns also mit den Mächtigen
an.
Thema 1:
Arbeit, Einkommen, Soziales, Umverteilung
Der Kapitalismus befindet sich im Kriegszustand - er führt Krieg gegen
Mensch und Natur. 500 Konzerne kontrollieren die Hälfte des Weltsozialprodukts,
sie können demokratische Regierungen allein durch ihre Wirtschaftsmacht
erpressen. Ölkriege und Umweltzerstörung sind Folge der hemmungslosen
Jagd auf Profite rund um die Welt.
PolitikerInnen unterwerfen sich selbst geschaffenen Sachzwängen - und meinen
die Interessen der Konzerne und der Vermögenden. Hierzulande wurden die
Verstaatlichte und ein Großteil der Gemeinwirtschaft bereits privatisiert.
Jetzt sind E-Wirtschaft, Post und Bahn dran. Die Privatisierung von öffentlichem
Eigentum wird zur Normalität, hingegen die Besteuerung von Kapital und
Vermögen zum Tabu erklärt. Privatisierung aber bedeutet mehr Privilegien
für eine Minderheit.
Österreich ist das viertreichste Land der EU. Einer winzigen Minderheit
von MillionärInnen stehen jedoch mehr als eine Million arme und armutsgefährdete
Menschen gegenüber. Reallöhne und Pensionen stagnieren seit Jahren,
gleichzeitig explodieren Gewinne und Vermögen. Die Profite der Expansion
in Osteuropa werden in Finanzanlagen gesteckt, die Gewinne von heute sind
also die Arbeitslosen von morgen.
Geregelte Beschäftigung, existenzsichernde Einkommen und soziale Sicherheit
werden für unfinanzierbar erklärt. Eigenvorsorge bei Gesundheit und
Pensionen wird gefordert. Kindererziehung und Pflege werden privatisiert, Gratisarbeit
von Familien und Frauen verlangt. Bildung und Studium werden zur Ware erklärt
und den Kapitalinteressen untergeordnet. Gewinnmaximierung ist angesagt, die
Kapitaloffensive erfasst zunehmend alle gesellschaftlichen Bereiche. Während
eine Minderheit immer reicher wird, ist ein immer größerer Teil der
Gesellschaft von Armut bedroht.
Banken und Konzerne verzeichnen Rekordgewinne. Parallel damit wachsen Erwerbsarbeitslosigkeit,
die Zahl geringfügiger und unsicherer Arbeitsverhältnisse und schlecht
bezahlte Teilzeitarbeit. Die Zahl der Menschen, die trotz Arbeit nicht genug
zum Leben haben steigt. Hauptbetroffene sind Frauen: Sie leisten zwei Drittel
der gesellschaftlich notwendigen Arbeit und sind im geringsten Ausmaß
am wachsenden Reichtum beteiligt. Nach wie vor liegen Frauenlöhne ein Drittel
unter denen der Männer, damit verbunden sind negative Auswirkungen auf
die Teilhabe am Sozialsystem. Auch die Jugend bleibt zunehmend ohne Perspektive:
Statt der Lehre droht die Leere, Ausbildung und Studium werden zur Ware.
Die wachsende soziale Verunsicherung und Angst betrifft aber nicht nur die Arbeitswelt,
sondern alle gesellschaftlichen Bereiche. Der Hintergrund dafür ist die
Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums. Ein Prozent der Bevölkerung
besitzt ein Drittel des Vermögens, neun Prozent ein weiteres Drittel und
90 Prozent müssen sich das letzte Drittel teilen. Es ist also genug für
alle da! Die Frage ist, ob der Politik zugestanden wird, dass sie ungehindert
als Umverteilungsmaschine im Interesse der Spitze der Gesellschaft funktionert,
oder ob sich jene gesellschaftlichen Kräfte durchsetzen, die für soziale
und demokratische Politik stehen. Denn eine andere Politik ist nicht nur möglich,
sondern nötig:
> > Existenzsichernde Einkommen
Die Prekarisierung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse ist in den letzten
Jahren deutlich gestiegen. Trotz Vollzeitarbeit langt für viele das Einkommen
nicht für ein menschenwürdiges Leben.
Wir fordern eine aktive Lohnpolitik, die Inflation und Produktivitätswachstum
abgilt. Einen gesetzlichen Mindestlohn - zehn Euro pro Stunde sind notwendig
und auch finanzierbar. Mitarbeiterbeteiligungen dürfen eine aktive Lohnpolitik
für alle nicht ersetzen. Das Arbeitslosengeld muss erhöht und verlängert,
Restriktionen gegen Arbeitslose müssen beseitigt werden. Es gilt, Arbeitslosigkeit
statt Arbeitslose zu bekämpfen. Unter dem Kollektivvertrag bezahlte oder
minderqualifizierende Jobs sind unzumutbar, da unregelmäßige, schlecht
bezahlte und sozial ungeschützte Beschäftigung in Armut zu münden
droht.
> > Arbeitslosigkeit bekämpfen
Der ÖGB hat sich auf die Flexibilisierung eingelassen. Das hat Österreich
die längste reale Wochen-Arbeitszeit der EU beschert.
Wir fordern die generelle Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden bei vollem
Lohnausgleich. Arbeitszeitverkürzung kann die vorhandene Arbeit besser
verteilen und ist durch die enorm gestiegene Produktivität gerechtfertigt
und realisierbar. Wir fordern öffentliche Beschäftigungsprojekte
und aktive Arbeitsmarktpolitik. Ausufernde Leiharbeit und Scheinselbständigkeit
bedeuten Prekarisierung und sinkende Löhne, daher fordern wir ihre Begrenzung
anstelle der Förderung durch Gesetzgebung oder AMS.
> > Sozialstaat erhalten, ausbauen, umgestalten
Soziale Sicherheit ist eine Voraussetzung für Freiheit und ist durch
Umverteilung von oben nach unten auch künftig finanzierbar. Die Politik
der ständigen Kürzungen und der Zwang zur Eigenvorsorge für Gesundheit
und Pension öffnet privaten Interessenten einen lukrativen Markt.
Hinzu kommt, dass die seit den 90er Jahren drastisch gestiegene Arbeitslosigkeit
und vor allem die prekarisierten Arbeitsverhältnisse sowie die Billigjobs
das Wachstum des Beitragsvolumens zur Sozialversicherung schmälern.
Diesem strukturellen Defizit kann nur durch die Umstellung der Arbeitgeberbeiträge
zur Sozial- und Pensionsversicherung auf eine Wertschöpfungsabgabe entgegengewirkt
werden. Das würde kaptalintensive Unternehmen wie Banken, Versicherungen
oder große Konzerne stärker in die soziale Pflicht nehmen. Kleine
und mittlere Unternehmen, Gewerbetreibende aber auch so genannte Ich-AGs mit
arbeitsintensiver Orientierung würden dadurch deutlich entlastet.
Wir fordern Sozialversicherungspflicht für alle Beschäftigungsverhältnisse
und die Abschaffung der Selbstbehalte im Gesundheitswesen. Gegen die Preistreiberei
fordern wir eine amtliche Preisregelung für Mieten und Energie. Gegen die
wachsende Armut sind eine existenzsichernde Grundeinkommen ohne Restriktionen
bzw. ein von Erwerbsarbeit unabhängiges bedingungsloses und existenzsicherndes
Grundeinkommen notwendig.
> > Sichere Pensionen
Mit der Pensionsreform 2005 wurde die Altersvorsorge aus dem ASVG ausgegliedert
und ein eigenes Pensionsgesetz geschaffen, dessen Inhalt darauf abzielt, dass
für zukünftige PensionistInnen ein Leben in sozialer Sicherheit
und Würde im Alter nicht mehr gewährleistet sind. Wesentliche Bestandteile
der Altersvorsorge im ASVG waren die Finanzierung von je einem Drittel seitens
der Arbeitnehmer, der Arbeitgeber und des Bundes sowie die solidarische Umlagefinanzierung.
Wir fordern daher die Verteidigung der Selbstverwaltung, sowie die Rückführung
der Altersvorsorge in das ASVG. Vor allem auf Grund der prekären Arbeitsverhältnisse
darf es zu keinen weiteren Ausdehnungen des Berechnungszeitraumes kommen, sondern
es müssen wieder höchstens die besten 15 Jahreseinkommen als Berechnungsbasis
für die Pension herangezogen werden.
Zeiten der Bildung, Aus- und Weiterbildung müssen als Beitragszeiten ohne
Nachkauf anerkannt werden.
Zur Sicherung der Kaufkraft ist eine jährlich Abgeltung der Teuerung plus
ein Anteil am Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums notwendig.
Damit verbunden sollen die Bestimmungen über den Familienrichtsatz ersatzlos
aus dem Ausgleichszulagenrecht gestrichen werden, dies wäre ein erster
Schritt zu einer echten Mindestpension, von dem vor allem viele verheiratete
Frauen profitieren würden.
Die Höhe der Mindestpension soll unter den heutigen Bedingungen zur Lebenssicherung
1.000 Euro betragen.
Wir fordern daher, dass auch beim Pflegegeld eine jährliche Valorisierung
analog der jährlichen Pensionsanpassung im Gesetz verankert wird.
Da immer mehr Menschen im Alter professioneller Pflege und Betreuung bedürfen,
ist vor allem von der öffentlichen Hand dafür zu sorgen, dass genügend
Pflege- und Betreuungspersonal ausgebildet und eingesetzt wird, und auch weitere
zeitgemäße stationäre Pflegeeinrichtungen geschaffen werden
sowie für deren Finanzierung Vorsorge getroffen wird.
> > Gerechte Steuern
Die öffentlichen Kassen werden zunehmend leer, weil Konzerne und MillionärInnen
immer weniger Steuern zahlen. Wir wollen die progressive Besteuerung von Vermögen,
Gewinnen und Zinserträgen. Die Steuerschlupflöcher für Kapital
und Vermögen können geschlossen werden. Wir treten für die
Aufhebung der steuerschonenden Privatstiftungen ein. Ebenso lehnen wir eine
Flat-Tax ab, die nur den Reichen nützt. Wir fordern die Anhebung der
Körperschaftssteuer, eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes, die
Wiedereinführung der Vermögens- und statt der Abschaffung eine Anhebung
der Erbschaftssteuer bei entsprechenden Freigrenzen. Wir fordern eine sofortige
soziale Lohnsteuerreform, die kleine und mittlere Einkommen entlastet. Wir
fordern die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Mieten, Betriebskosten, kommunale
Gebühren und Medikamente.
> > Kapitalmacht begrenzen
Ein anderes Wirtschaften ist möglich! Eine Wirtschaftsordnung, die den
Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht, den Frieden
bewahrt und die Umwelt schützt. Vergesellschaftung und die Stärkung
des Gemeinwohls bedeuten Schlüsselbereiche der Wirtschaft gesellschaftlicher
Kontrolle zu unterwerfen. Wir bekämpfen das Dogma der grenzenlosen Kapitalflüsse
und der Deregulierung. Finanzmärkte können und müssen reguliert
werden.
Wir fordern gemeinsam mit globalisierungskritischen Bewegungen die Besteuerung
von Kapitalspekulationen und Devisentransaktionen, ein Verbot von Aktienoptionen
für Manager. Eine demokratisierte Weltwirtschaftsordnung könnte
internationale Währungsverhältnisse und Kapitalströme kontrollieren,
Steueroasen ausgetrocknen.
Mitbestimmung von Beschäftigten sowie genossenschaftliches und solidarisches
Wirtschaften - als mögliche Formen gesellschaftlichen Eigentums - können
Modelle eines solidarischen Wirtschaftens sein.
Thema 2:
Wohnen, Grundversorgung, Kommunales, natürliche Ressourcen
> > Leistbares Wohnen
Wohnen ist ein Menschenrecht, Wohnen muss leistbar sein. Seit Jahren treiben
weit über der allgemeinen Inflationsrate steigende Wohnkosten immer mehr
Menschen in die Armutsfalle. Daher fordern wir nach Ausstattungsgrad gestaffelte
Kategoriemietzinse für alle Wohnungen. Wir setzen uns für soziale
Wohnungspolitik ein, fordern z. B. Zuzahlungsmodelle, die sicherstellen, dass
niemand mehr als ein Drittel des Haushaltseinkommens für Wohnen ausgeben
muss, bundesweit einheitliche Heizkosten- und andere Zuschüsse.
> > Grundversorgung sichern
Mit dem Schlagwort “weniger Staat – mehr Privat” erfasst
die neoliberale Hegemonie alle Bereiche des menschlichen Lebens. Dahinter steht
eine wachsende Dominanz der Finanzmärkte. Der Rückzug des Staates
erfolgt freilich nur, wo es um gesellschaftliche und soziale Ansprüche
geht. Manipulation, Repression, Überwachung und autoritäre Züge
nehmen hingegen zu.
Die Versorgung der Menschen mit Wasser, Strom, Gesundheitsversorgung, Bildung
und öffentlichen Transportmitteln ist eine gesellschaftliche Aufgabe,
die nicht vom Geldbeutel abhängen darf. Daher kämpfen wir gegen
die Privatisierung der öffentlichen Daseinsvorsorge. Wir lehnen die Dienstleistungsrichtlinie
der EU ebenso ab wie das GATS-Abkommen der Welthandelsorganisation. Wir fordern
ein Zukunftsinvestitionsprogramm zur Stärkung der öffentlichen Daseinsvorsorge.
anstelle von Privatisierungsholdings ehemals verstaatlichter Industrie und
Zerschlagung öffentlicher Dienste und Dienstleistungen in Bereichen wie
Verkehr, Gesundheit usw. Die alten Begriffe von Verstaatlichung und Vergesellschaftung
können mit neuen Inhalten gefüllt werden.
> > Ressourcen bewahren
Ein System, das nur auf mehr Verbrauch, mehr Umsatz und mehr Gewinn orientiert,
kann die ökologische Frage nicht lösen. Die Formel einer ökologischen
Marktwirtschaft ist ein Placebo. Die Systemfrage wird neben der sozialen auch
durch die Umweltfrage gestellt. Wir brauchen eine sozial und ökologisch
gesteuerte Wirtschaft. Dazu sind ein öffentliches Zukunftsinvestitionsprogramm,
der Ausbau des Bildungswesens und sozialer Dienstleistungen notwendig. Notwendig
ist ein Umdenken in der Energiepolitik, eine klare Absage an das Atomprogramm
der EU und der Ausstieg aus dem Euratom-Vertrag. Statt des Handels mit Emissionszertifikaten
im Rahmen des Kioto-Abkommens sind wirksame Maßnahmen zur Senkung der
CO2-Belastung erforderlich.
Die Versorgung mit Trinkwasser für alle Menschen weltweit muß zum
Menschenrecht werden, statt die Ressource Wasser der Liberalisierung und Privatisierung
preiszugeben.
> > Sinnvolle Mobilität
Immer mehr Mobilität und Flexibilität sind Wesensmerkmale des neoliberalen
Kapitalismus. Schranken- und grenzenlos werden immer mehr Güter - vor allem
auf der Strasse - transportiert. Auch die Menschen, insbesondere die Berufstätigen
sind von der steigenden Mobilität und Flexiblität betroffen. Meist
nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen. Sie müssen die steigende
Gesundheitsbelastung durch den rapide steigenden Straßenverkehr und immer
weitere Strecken zu ihrer Arbeitsstelle in Kauf nehmen.
Widersprüchlich spiegelt sich in der Bevölkerung die Haltung zum Straßenverkehr.
Gegen das steigenden Transitverkehr wird oft protestiert, im individuellen Berufs-
und Freizeit-Verkehr wird auf meist das Auto gesetzt. Im Bewusstsein vieler
werden mit dem Auto entgegen der Realität die Klischees “Freiheit”,
“Individualität” und flexible Mobilität verbunden, während
die Öffis generell als teuer, schmutzig und verspätet abgewertet werden.
Wir schlagen daher vor, die derzeitige Verkehrserziehung an den Kindergärten
und Grundschulen zu einer „Mobilitätserziehung“ auszubauen
und den Jugend-lichen von klein auf den positiven Umgang mit öffentlichen
Verkehrsmitteln (Fahrplan, Takte, Tarife lesen und verstehen) näher zu
bringen.
Wir verlangen eine gesetzlich verordnete Verlagerung des unnötigen Straßenverkehrs
auf die Schiene: Mit sektoralen Fahrverboten und Transitverkehrsbeschränkungen.
Im täglichen Berufsverkehr verlangen wir eine Ausweitung der Öffentlichen
Verkehrsmittel verbunden mit einem Nulltarif für PendlerInnen. Dazu verlangen
wir eine Nahverkehrsabgabe der Unternehmen zur Finanzierung des öffentlichen
Berufsverkehrs.
Thema 3:
Bildung, Kultur, Wissenschaft, Lebensweise
> > Bildungsprivilegien abschaffen
Freier und gleicher Bildungszugang brauchen ein öffentliches, demokratisches,
emanzipatorisches und partizipatives Bildungswesen statt Millionen für
Eliteschulen. Wir fordern die Gesamtschule für alle 6- bis 16jährigen
und die Ganztagsschule. Weiterführend kann mit einfachen Mitteln neben
den höheren Schulen eine qualifizierte Berufsausbildung ermöglicht
werden: Wer nicht ausbildet, muss zahlen, nämlich eine Berufsausbildungsabgabe
in einen Fonds zur Finanzierung von öffentlichen Lehrwerkstätten.
> > Fortschrittliche Wissenschaft
Die Unterordnung der Wissenschaft und Forschung unter Kapitalinteressen hat
enorme Ausmaße angenommen. Wir wollen den Ausbau der Hochschulen und
die Gebührenfreiheit für Schulen und Hochschulen. Daher fordern
wir die Abschaffung der unsozialen Studiengebühren und der Studienplatzbeschränkungen
durch Aufnahme- und Knock-out-Prüfungen, die Rücknahme der Hochschulreform
und freien Studienzugang unabhängig von der staatlichen Herkunft. Das
Diktat der Konzerne mit Patenten unter Berufung auf „geistige Eigentumsrechte“
muss angegriffen werden. Wir fordern den schrittweisen Abbau von Patenten
und Urheberrechten und deren Ersatz durch freie Lizenzen.
> > Demokratische Kultur
Leben und arbeiten im Kultursektor ist immer mehr durch Prekarisierung geprägt,
weil es sich mit enormer Selbstausbeutung vermischt. Immer mehr Geld fließt
in die Hochkultur, alternative Kulturvereine werden hingegen ausgehungert.
Kultur wird zunehmend zum Standortfaktor des modernen Kapitalismus. Weil die
öffentlichen Haushalte ausgehungert werden, treten Unternehmen durch
Sponsoring als Mäzene auf. Kunstproduktion darf aber nicht vom kapitalistischen
Markt abhängig sein. Daher verlangen wir eine öffentliche demokratische
und transparente Förderung von Kunst und Kultur.
> > Mehr Lebensqualität
Das kapitalistische Wirtschaftssystem bemisst die Menschen nur in Hinblick
auf wirtschaftliche Nützlichkeit als Arbeitskräfte und KonsumentInnen.
Zwischenmenschliche Beziehungen werden immer mehr kommerzialisiert. Etablierte
PolitikerInnen sprechen die Leistungsgesellschaft heilig, sie ignorieren,
dass dabei immer mehr Menschen auf der Strecke bleiben. Wachsender Leistungs-
und Perfektionsdruck und Stress durch Unterordnung unter Profitinteressen
bestimmen unser Leben. Mobbing, Burning-Out, Allergien, Konsumdenken, mediale
Manipulation und Werbung, Alkohol- und Drogenkonsum und Spielsucht sind Ausdruck
davon. Ein selbstbestimmtes Leben und eine zeitgemäße Lebensqualität
bedeuten daher eine Absage an das kapitalistische System.
Thema 4:
Demokratie, Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, Antifaschismus
Der neoliberale Umbau der österreichischen Gesellschaft stellt alte soziale
Errungenschaften allseitig in Frage und verunsichert existenziell große
Teile der Bevölkerung. Dies begünstigt Rassismus, Fremden- und Frauenfeindlichkeit
sowie Antisemitismus, die nicht nur von rechtsextremen Parteien, Bewegungen
und Medien bewusst als Machtmittel eingesetzt werden, sondern immer tiefer in
die Mitte der Gesellschaft eindringen bzw. aus der Mitte der Gesellschaft entspringen
und zur Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsteile führen. Entsolidarisierung
gehört zur Kultur der neoliberalen Herrschaft. Sie schafft neue soziale
und kulturelle gesellschaftliche Bruchlinien und bereitet den Boden für
einen Polizei- und Überwachungsstaat. Dieser Ausgrenzung kann politisch
nur mit der völligen rechtlichen, sozialen und politischen Gleichstellung
aller in Österreich lebenden Menschen begegnet werden.
Das repräsentative parlamentarische System versagt zunehmend. PolitikerInnen
agieren immer öfter wie SchauspielerInnen. Aktionistische Auftritte in
den Medien ersetzen Politik im Interesse der Mehrheit der Menschen. Moralische
Ansprüche und Glaubwürdigkeit bleiben auf der Strecke. Hohe Politbezüge
haben Entfremdung vom realen Leben der angeblich vertretenen Bevölkerung
zur Folge. Viele Menschen wollen mit einer solchen Politik nicht belastet und
belästigt werden. Eine Legitimationskrise der bürgerlichen Demokratie,
der Auszug vieler Menschen aus der Politik findet statt.
Während sich das politische Establishment seine Privilegien absichert,
wird eine Belastung nach der anderen beschlossen. Eine Mehrheit im Parlament
entscheidet immer öfter gegen die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung.
Der Wechsel zwischen Politik und Wirtschaft wird intensiviert, PolitikerInnen
agieren immer öfter als Lobbyisten der Konzerne. Noch undemokratischer
als die Politik ist freilich die Wirtschaft. Dort entscheidet eine winzige
Minderheit von EigentümerInnen über das Schicksal einer großen
Mehrheit ohne sich demokratischen Entscheidungen zu stellen.
> > Frauenrechte durchsetzen
Frauen leisten Zweidrittel der gesamtgesellschaftlich notwendigen Arbeit,
verdienen aber um ein Drittel weniger. Die nach wie vor in vielen Bereichen
wirkende strukturelle Diskriminierung ist eine Verletzung grundlegender Menschenrechte.
Ein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz mit kollektiven Klagerecht ist notwendig
bzw. Förderungsmassnahmen, wo immer überkommene Rollenbilder eine
gleichwertige Teilhabe an Beruf und Gesellschaft verhindern. Dem Ausbau statt
der Kürzung unabhängiger feministischer Frauen- und Mädchenberatungseinrichtungen,
der Interventionsstellen gegen die Gewalt und Frauenhäuser kommt dabei
eine besondere Bedeutung zu. Wir fordern die Einrichtung eines unabhängigen
Frauenrates durch die Frauenministerin, der aus Vertreterinnen dieser Frauen-
und Mädcheneinrichtungen besteht.
Erforderlich sind ein flächendeckendes Netz kostenloser Kinderbetreuungseinrichtungen
von der Krippe bis zum Hort, eine Verdoppelung der Familienbeihilfe.
Es ist dafür zu sorgen, dass Frauen in allen Lebenssituationen einen
eigenen Pensionsanspruch erwerben können.
Die fortwährenden Angriffe auf die Fristenlösung sind ungeheuerlich.
Wir fordern die Verankerung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch im Gesundheitsrecht
und die ersatzlose Streichung der entsprechenden Paragrafen im Strafgesetzbuch.
Schwangerschaftsabbrüche sollen kostenlos in allen öffentlichen Spitälern
mit gynäkologischen Abteilungen durchgeführt werden können. Schutz
vor radikalen AbtreibunsggenerInnen muss durch entsprechende Schutzzonen rund
um Ambulatorien gewährt werden.
> > Mehr Demokratie
Der Kapitalismus hat ein gestörtes Verhältnis zur Demokratie. Gegen
die Übermacht seiner Anforderungen an den Staat, die mit einer Aushöhlung
und letztlich Eliminierung demokratierelevanter staatlicher Funktionen verbunden
sind, halten wir die Stärkung zivilgesellschaftlicher Mit- und Selbstbestimmungsmöglichkeiten
sowie den Ausbau öffentlicher Kontrollfunktionen für notwendig.
Wir fordern die Abschaffung der Sperrklauseln im Wahlrecht: Gleiches Recht
für jede Stimme, jede Stimme zählt, Vielfalt statt Einfalt. Alle
wichtigen Fragen, insbesondere Verfassungsänderungen, sind einer Volksabstimmung
zu unterziehen. BürgerInnenversammlungen in Gemeinden oder Stadtteilen
müssen über die direkten Anliegen der BewohnerInnen entscheiden
können. Demokratie braucht Selbstverwaltung, Mitsprache und Teilhabe!
Wir stehen für einen entschiedenen Kampf gegen alle Formen offener und
verdeckter politischer Korruption und Bereicherung. Wir fordern die gesetzliche
Begrenzung von PolitikerInnenbezügen auf das maximal Zehnfache eines gesetzlichen
Mindestlohnes.
Die Entwicklung zum Überwachungsstaat muss gestoppt werden. Wir fordern
die Rücknahme des Sicherheitspolizeigesetzes und Militärbefugnisgesetzes.
> > Minderheiten schützen, Interkulturalität fördern
Der Minderheitenschutz in Österreich wird durch die Bereitschaft der
herrschenden Parteien, rechten Stimmungen, Bewegungen, Flügeln und Parteien
entgegenzukommen, auf ein erbärmliches Niveau gedrückt. Wir fordern
die konsequente Erfüllung der Bestimmungen des Artikels 7 des Österreichischen
Staatsvertrags, z. B. die zweisprachige Ausgestaltung der Topographie im gesamten
zweisprachigen Gebiet Kärntens. Wir setzen uns gemeinsam mit anderen
nicht-nationalistischen Kräften für soziale, politische und kulturelle
Maßnahmen - wie z. B. gegenseitigen Sprachenerwerb in sprachlich gemischten
Umgebungen - ein, die das gegenseitige Verständnis der Menschen aus unterschiedlichen
sprachlichen und kulturellen Zusammenhängen erleichtern und nationalistischen
sowie rassistischen Strömungen das Wasser abgraben.
> > Demokratische Medienpolitik
Österreich hat im internationalen Vergleich eine ungeheure Medienkonzentration.
Das formale Recht auf freie Meinungsäußerung ist faktisch das Recht
einiger Medienkonzerne. Quote und Auflage sind bestimmende Größen.
Die Förderung kleiner und unabhängiger Medien durch Besteuerung
der Monopolmedien ist notwendig. Die großen Medienmonopole müssen
zerschlagen werden.
> > Betriebliche Demokratie
Jene Menschen, die eigentlich alle Werte schaffen, haben am wenigsten über
wirtschaftliche Entscheidungen mitzureden. Wir treten daher für eine
starke Ausweitung der Mitspracherechte der Belegschaftsvertretungen ein. Wir
fordern: Die Hälfte der Aufsichtsräte der Kapitalgesellschaften
müssen von den Beschäftigten gewählt werden. Wir fordern eine
konsequente Verfolgung von Wirtschaftskriminalität und der Missachtung
von Gesetzen und Schutzbestimmungen für die Beschäftigten.
Öffentliche Förderungen von Betrieben sind an das Vorhandensein
eines Betriebsrats bzw. an die kontrollierte Einhaltung aller Arbeitsrechtlichen
Bestimmungen zu knüpfen.
> > Kämpferische Gewerkschaften
Jahrzehntelange sozialpartnerschaftliche Unterordnung haben den ÖGB kraftlos
gemacht. Wir wollen aktive und kämpferische Gewerkschaften, die nur den
Interessen der Lohnabhängigen verpflichtet und in der Lage sind, breiten
Widerstand gegen die Offensive des neoliberalen Kapitalismus zu entwicklen.
Dies verlangt auch die breiteste Einbindung der Gewerkschaftsmitglieder und
der Lohnabhängigen, aber auch der Arbeitslosen sowie aller, die vom Sozialabbau
unter die Räder kommen, in die Entscheidungsfindung. Der ÖGB muss
zu einer Gewerkschaft der Mitglieder statt der FunktionärInnen werden.
Dazu ist auch die Zusammenarbeit von Gewerkschaften, sozialen Bewegungen und
linken Parteien notwendig. Die Erneuerung und Stärkung der Gewerkschaften
ist eine Voraussetzung für gesellschaftliche Veränderung.
> > Gleiche Rechte für alle
Die Beseitigung von Diskriminierungen ist ein wichtiger Beitrag zum sozialen
Fortschritt. MigrantInnen leiden als erste unter einer nationalistischen, chauvinistischen
Politik. Wir sagen: Wer hier lebt und arbeitet, Steuern und Abgaben zahlt, muss
auch alle Rechte und Leistungen in Anspruch nehmen und wählen können.
Daher sind wir für Residenzbürgerschaft statt Staatsbürgerschaft.
Wir verteidigen das Menschenrecht auf Asyl: Anstelle des rigiden Fremdenrechts
muss ein Einwanderungsrecht treten. Flucht ist kein Verbrechen: Daher fordern
wir die Abschaffung der unmenschlichen Schubhaft. Der Arbeitsmarkt muss für
AsylwerberInnen geöffnet werden. Offene Grenzen für die Menschen
statt freier Verkehr für das Kapital!
> > Rechtsextremismus bekämpfen
Rechtsextreme und populistische Gruppen und Parteien versuchen soziale Unsicherheit
zu nutzen. Wir sagen: Gib Nazis keine Chance. Faschismus ist keine Meinung,
sondern ein Verbrechen. Wir fordern die strikte Anwendung des NS-Verbotsgesetzes.
Die offene und selbstkritische Aufarbeitung der österreichischen Mitschuld
an den Verbrechen des Nazifaschismus ist unabdingbar. Die Verpflichtungen
des Artikels 9 des Staatsvertrages sind auf Punkt und Beistrich einzuhalten.
Wir fordern die Beseitigung von “braunen Flecken” in Form nach
NS-Apologeten benannter Straßen und öffentlicher Einrichtungen.
Thema 4:
Europa, Frieden, Solidarität
Die globalen und europäischen Integrationsprozesse unter neoliberalen
Vorzeichen führen zu transnationalen Regulationssystemen, die den Alltag
der Menschen in sämtlichen Nationalstaaten unmittelbar beeinflussen und
dominieren. Die Verwobenheit internationaler ökonomischer, sozialer, umwelt-
und gesundheitspolitischer, kultureller und anderer Interessen wird zunehmend
enger. Viele daraus sich ergebende Fragen können im nationalstaatlichen
Rahmen nicht mehr gelöst werden. Eingeschränkt und eingeengt werden
dadurch auf allen Ebenen Demokratie und Partizipation der BürgerInnen.
Immer mehr Entscheidungen werden von nicht legitimierten, anonymen Gremien fernab
jeder Möglichkeit demokratischer Kontrolle getroffen.
Der transnationalen Vernetzung des Kapitals und seiner Jagd nach Profitmaximierung,
die nicht nur staatliche, sondern auch gesellschaftliche, naturbedingte, moralische
und kulturelle Grenzen niederreißt, kann die wirksame Zusammenarbeit
von Gewerkschaften, sozialen Bewegungen und Linksparteien entgegengesetzt
werden.
Die KPÖ ist deshalb Mitglied der Europäischen Linkspartei. Wir engagieren
uns für eine möglichst enge, konkrete Zusammenarbeit der Linksparteien
innerhalb der EU sowie im gesamten europäischen Raum mit dem Ziel, das
Europa der Konzerne und Generäle durch ein soziales und friedliches Europa
zu ersetzen.
>> Europa verändern
Die EU produziert zehntausende Seiten an Regeln an den Menschen vorbei. Wir
sind für ein soziales, demokratisches, ökologisches und friedliches
Europa und lehnen daher den Reformvertrag als Ersatz-Verfassung ab. Dieser zementiert
das neoliberale Gesellschaftsmodell und verankert den Zwang zur Aufrüstung
zu einer Supermacht. Wir fordern die Rücknahme von Deregulierung und Privatisierung.
Wir sind gegen eine Militärmacht Europa. Wir sind für EU-weite Angleichung
der Sozialstandards auf dem jeweils höchsten Niveau, setzen uns für
ein europäisches öffentliches Infrastrukturprogramm und steuerliche
Mindestsätze ein. Wir fordern die Aufhebung des EU-Stabilitätspaktes
und des restriktiven Maastricht-Regimes für die Budgetgestaltung, die zu
Tariferhöhungen, Sozialabbau, Ausgliederungen und Privatisierung öffentlichen
Eigentums zwingen.
Europäische Integration soll auf den Grundlagen des Friedens, der Entmilitarisierung,
sozialer Gerechtigkeit, der gleichen Rechte seiner BewohnerInnen auf eine neue
Basis gestellt werden. Die Rolle Europas muss neu definiert werden. Seine Beziehungen
zu andern Teilen der Welt sollen von den Prinzipien der Solidarität, der
Gleichberechtigung und der Gewaltfreiheit geleitet werden.
>> Frieden schaffen
Österreichs Neutralität ist kein Auslaufmodell, sondern eine Alternative
zur Militarisierung der EU. Wir wollen keine Supermacht EU in Konkurrenz zu
den USA, sondern Initiativen für vollständige Abrüstung, Auflösung
der Militärblöcke, Frieden und Entspannung. Österreich kann dabei,
gestützt auf die Neutralität, eine wichtige Rolle als Vermittler spielen.
Wir lehnen eine Aufrüstung zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen
oder für einen “Krieg gegen den Terrorismus” ab. Krieg und
Terror sind nur die zwei Seiten einer Medaille. Wir treten für die Auflösung
des Bundesheeres ein, ein Katastrophenhilfsdienst genügt vollauf. Wir lehnen
den Eurofighter-Kauf ab und fordern die Rücknahme des Kriegsermächtigungsartikels
in der Verfassung. Wir lehnen die Unterstützung von Kriegseinsätzen
der USA, NATO oder EU grundsätzlich ab und sagen daher auch Nein zur Beteiligung
an der Euro-Armee und den Battle Groups. Völkerrecht und Genfer Konvention
müssen beachtet, die UNO gestärkt werden. Wir setzten uns für
die weltweite Abschaffung der Atomwaffen und Entwicklung von Sicherheitspartnerschaften
ein.