Kaltenegger, Herr über den Gemeindebau

Der 53-jährige KPÖ-Stadtrat hat sich als "Retter der Armen" in Graz einen Namen gemacht.

Ein absolutes Unikum in der österreichischen Parteienlandschaft ist Graz hinsichtlich der Stärke der KPÖ: In der Landeshauptstadt findet sich mit Ernst Kaltenegger der einzige KPÖ-Stadtrat. Der 53-Jährige ist sozusagen "Herr" über die rund 11.000 städtischen Gemeindebauten, die er unter erheblichem persönlichen Einsatz verwaltet: Kaltenegger spendet seit Jahren einen nicht geringen Teil seines Stadtrats-Bezugs für die sozial Schwachen in der Stadt. Dennoch wird er diesmal auch auf die Stimmen aus anderen Lagern angewiesen sein - sein Stadtratssitz ist nur hauchdünn abgesichert.

Der verheiratete Familienvater genießt zwar in der Bevölkerung und auch in der medialen Berichterstattung konstant hohes Ansehen, dennoch ist die Ausgangslage für den Wahlgang am 26. Jänner haarig: Wenn die Umfragen stimmen, wonach die FPÖ stark verlieren wird, rittern drei annähernd gleich starke Parteien (FPÖ, Grüne und KPÖ) um Platz drei hinter ÖVP und SPÖ. Da der KPÖ-Stadtratssitz nur mit knapp 300 Stimmen Überhang abgesichert ist, braucht die Partei dringend Zustimmung über ihr eigentliches Klientel hinaus.

1998 erreichte die KPÖ 8.555 Stimmen (7,9 Prozent), sie müsste diesmal in die Nähe der 10-Prozent-Marke kommen, um vom Unbill der Wahlarithmetik verschont zu bleiben. Zum Größenvergleich: Österreichweit ist die KPÖ eine 0,55 Prozent-Partei, in der Steiermark pendelt sie um die Ein-Prozent-Marke. Bei den Nationalratswahlen im November 2002 hat die KP in Graz 2,1 Prozent der Stimmen erreicht.

(Kleine-Zeitung, Online 13. 1. 03)