Als hemmungslosen Ausverkauf öffentlichen Eigentums interpretiert die
KPÖ-Oberösterreich die Entscheidung des ÖIAG-Privatisierungsausschusses,
den staatlichen Restanteil von 34,7 Prozent an der voestalpine noch im
September über die Börse zu privatisieren, 10 Prozent davon als eine
nach drei bis fünf Jahren in private Aktien umgewandelte Wandelanleihe.
"Damit wird nicht nur dem schwarzblauen Regierungsprogramm sondern auch
den ständigen Forderungen des Noch-Generaldirektors Franz Struzl und
seines Nachfolgers Wolfgang Eder (beide der SPÖ zuzurechnen) nach einer
vollständigen Privatisierung Rechnung getragen", meint
KPÖ-Landesvorsitzender Leo Mikesch.
Angesichts hoher Gewinne ist der Verkauf nur dem Bestreben des
Finanzministers mit dem Verkaufserlös Budgetlöcher zu stopfen und der
Grundorientierung die nach der bereits in der Ära der rotschwarzen
Regierung von 1986 bis 2000 erfolgten Privatisierung verbliebenen Reste
staatlichen Eigentums so rasch als möglich zu privatisieren geschuldet.
Ein Verkauf über die Börse ermöglicht es sowohl "strategischen
Investoren" vom Schlage Frank Stronachs Magna-Konzern als auch dem
bereits jetzt an der voestalpine beteiligten Finanzkapital (Raiffeisen,
Oberbank, Allianz, Wiener Städtische, BAWAG, Volksbanken) zuzugreifen.
Damit wird aber nicht nur die per Landtagsbeschluss von SPÖ, Grünen, FPÖ
geforderte und von ÖGB und AK unterstützte Erhaltung eines
25-prozentigen ÖIAG-Kernaktionärsanteils, sondern auch die von
ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer propagierte
"österreichisch-oberösterreichische Lösung" Makulatur, weil es keinerlei
Auflagen für potentielle Käufer gibt und eine "feindliche Übernahme"
durch kapitalkräftige Investoren jederzeit möglich ist.
In diesem Zusammenhang gilt es daran zu erinnern, dass durch die bereits
unter SPÖ-Regierungsverantwortung bis 2000 erfolgten Börsengänge der
voestalpine heute 65,3 Prozent des Unternehmens im in- und ausländischen
Privatbesitz stehen. Wenn die SPÖ also heute lautstark gegen einen
Ausverkauf wettert, muss sie daran erinnert werden, dass sie selbst
diesen Ausverkauf eingeleitet und betrieben hat.
Ex-Verstaatlichtenminister und Ex-ÖIAG-Chef Rudolf Streicher hatte dies
mit dem Ausspruch "Unser Katechismus ist das Aktienrecht" auf den
neoliberalen Punkt gebracht. Unterlaufen wird die Landes-SPÖ auch vom
SPÖ-Wirtschaftssprecher Hans Moser, der beklagt, dass durch die jetzige
Vorgangsweise dem Bund 110 Mio. ¦ Einnahmen entgehen.
Mit der jetzt festgelegten Orientierung zum Abverkauf der ÖIAG-Anteile
an der Voest wird somit ein Weg abgeschlossen, der 1986 von SPÖ und ÖVP
mit der Zerschlagung und Umstrukturierung des einstigen
Voest-Alpine-Konzerns als Aushängeschild der verstaatlichten Industrie
als Vorleistung für den EU-Beitritt eingeschlagen wurde. Die KPÖ hatte
sich im Gegensatz dazu immer gegen die Zerschlagung der Verstaatlichten
als Grundlage einer eigenständigen österreichischen Wirtschaftspolitik
ausgesprochen und eine Privatisierung vehement abgelehnt.