KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Eine Region macht mobil

Das Bundesheer braucht die Abfangjäger, um auf dem globalen Krisen- und Kriegsmarkt mitmischen zu können.

Publiziert in der Wochenzeitung Volksstimme Nr. 16/2002. Diese kann zum Preis von 29,-- Euro/ Jahr abonniert werden. E-Mail: redaktion@volksstimme.at


Samstag, 9 Uhr, Kundenparkplatz vor einem Knittelfelder Einkaufstempel, der mit Billigmode lockt. Der Andrang ist massiv, sodass der Parkplatz förmlich aus den Nähten zu platzen droht. Die ganze Region scheint auf den Beinen, um sich mit der neuen Sommermode einzudecken. Es dauert eine Weile, bis sich der erste Passant bereit erklärt, meine Fragen zu beantworten. Es ist ein junger Mann, der gerade aus dem Geschäft tritt. Was er denn vom geplanten Ankauf neuer Abfangjäger und von ihrer Stationierung im Aichfeld halte, frage ich ihn. Ein sicherheits- und wirtschaftpolitischer Wahnsinn sei das, erwidert er, außerdem würde die Lärmbelastung massiv steigen. Wie zum Beweis donnert gerade eine Transportmaschine des Bundesheeres im Landeanflug auf Zeltweg über uns hinweg. "Können sie sich vorstellen, wie groß die Lärmbelastung durch die neuen Abfangjäger sein wird", fragt mich der junge Mann. "Schon heute erreicht die alte Draken-Generation ein unerträgliches Dezibel-Ausmaß.. Die neuen werden kaum um eine Spur leiser sein. Dafür wird es viel mehr Start- und Landevorgänge geben. Besonders, wenn sich auch die NATO in Zeltweg einnistet." Dies sei völlig unerheblich, mischt sich ein weiterer Besucher des Einkaufstempels ein, der in unserer unmittelbarer Nähe sein Auto belädt: "Hier geht´s schließlich um Arbeitsplätze." Den Einwand einer neben ihm stehenden Studentin, dass der drohende Verlust von Arbeitsplätzen nichts anderes sei als Panikmache der lokalen Militärs und der PolitikerInnen von FPÖVP, läßt er nicht gelten. Mir kommt das Arbeitsplatz-Argument bekannt vor. Schon gestern hat sich beim Abendessen in einem Gasthaus im Zentrum Knittelfelds gezeigt, dass das Heer in dieser Frage die Lufthoheit über einige lokale Stammtische erobert hat.

Mittlerweile haben sich andere Gäste des Einkaufszentrums zu uns gesellt und innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich eine kontroversielle Diskussion. Etwa die Hälfte der Diskutanten argumentiert gegen den Ankauf der Abfangjäger, die andere Hälfte versucht mehr lautstark als überzeugend ihre Anschaffung zu unterstützen. Die Einschätzung, dass die Frage der neuen Abfangjäger das obersteirische Drakenland polarisiert, teilt auch Renate Pacher, KP-Gemeinderätin in Knittelfeld. Pacher ist Mitglied der Plattform gegen Abfangjäger, dem regionalen Widerstandsprojekt, das Unterschriften für die Einleitung einer Volksabstimmung sammelt. Das Bundesheer sei jetzt schon der größte Arbeitgeber in der Region, so Pacher, und je stärker die Militarisierung der Region mit der Frage der Arbeitplätze verbunden werde, desto größer sei die Gefahr, dass die Fürsprecher Zulauf erhalten. Ein Kampf gegen die Abfangjäger sei letztlich auch ein Kampf gegen die NATO. Es gäbe ausreichend Indizien für einen NATO-Stützpunkt Zeltweg, die überdimensioniert gebaute Flugzeugwerft sei nur eines davon.

Die massive Militarisierung der Region zeige sich auch in der regionalen Ausbreitung des Bundesheeres, erklärt Erich Wilding aus der Anrainergemeinde Spielberg. Wildling ist in der ehemaligen Voest-Tochter VAEE angestellt, die im Weichenbau tätig ist und hat die Entwicklung etwa bei den Lehrlingsarbeitsplätzen mitverfolgt. "Zig Lehrwerkstätten wurden bereits in der Region geschlossen, auch die Lehrwerkstätte der VAEE. Nur kurze Zeit später wurde sie vom Bundesheer übernommen, das heute dort seine Geräte wartet." Das Bundesheer ginge immer ungenierter vor, kritisiert er: "Kürzlich haben Soldaten in Uniform für die Abfangjäger demonstriert. Gendarmerie habe ich dabei keine gesehen. Als die Arbeiter zuletzt demonstrierten, war sofort die Exekutive zur Stelle, so, als seien demonstrierende Arbeiter Pöbel und bewaffnete Soldaten wahre Weisenknaben." Der langjährige Knittelfelder Gemeinderat Leopold Pacher bringt die panische und Panik schaffende Inszenierung des Militärs auf den Punkt: "Das Bundesheer braucht die Abfangjäger. Denn sie garantieren ihm, dass es auf dem globalen Markt, auch auf dem der NATO, mitmischen kann. Und der Markt für das Militär sind Krisen. Und Kriege".


Manfred Bauer

"Abflug! Plattfom gegen Abfangjäger": Die Plattform trifft sich jeden zweiten Montag im Gemeinderatssitzungssaal des Rathauses der Gemeinde Fohnsdorf. Im Internet ist die Plattform unter www.abflug.co.at zu finden, die E-Mail-Adresse lautet: info@abflug.co.at. Die Plattform bittet um Spenden zur Finanzierung ihrer zahlreichen Aktivitäten: Die Kontonummer lautet: Abflug-Plattform gegen Abfangjäger. Sparkasse Knittelfeld, Kto.Nr. 0510-052053, BLZ 20823.

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