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Margarete Schütte-Lihotzky,
Architektin,
Widerstandskämpferin und Kommunistin
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Frankfurter Küche machte sie weltberühmt
Am 18. Jänner 2000 ist die bekannte Architektin Margarete Schütte-Lihotzky
in Wien gestorben. Mit der "Frankfurter Küche" schaffte Margarete
Schütte-Lihotzky schon in der 20er Jahren ein imposantes Meisterwerk.
KPÖ-Vorsitzender Walter Baier unterstrich das "bewundernswerte
soziale Engagement der großen Architektin" und bezeichnete das Ableben
von Schütte-Lihotzky "als schweren Verlust für die KPÖ".
An Politik war Schütte-Lihotzky - trotz des hohen Alters - auch
in den letzten Lebensjahren interessiert. Und auch politisches Engagement
lies sich Schütte-Lihotzky nicht nehmen: 1995 klagte Schütte-Lihotzky
- gemeinsam mit anderen Widerstandskämpferinnen, die unter der Nazi-Herrschaft
in Gefängnissen und Konzentrationslagern eingekerkert waren - Jörg
Haider beim Handelsgericht Wien wegen verharmlosender Äußerungen
zu den NS-Konzentrationslagern, die er als "Straflager " bezeichnet
hatte. 1996 gehörte sie zu den Unterstützerinnen des Frauenvolksbegehren.
Schütte-Lihotzky wurde am 23. Jänner 1897 geboren. 1919 schloß
die damals 22jährige ihr Studium mit dem "Lobmayr-Preis" ab. Seit
1920 engagierte sich die junge Architektin in der Siedlerbewegung,
wo sie u.a. Alfred Loos kennenlernte. Die Siedlerbewegung brachte
Schütte-Lihotzky schon früh in Kontakt mit den Problemen und Lebensbedingungen
der Wiener Arbeiterschaft. Schütte-Lihotzky nahm das Elend der Menschen,
das mit der ungelösten Wohnfrage zusammenhing, wahr und entwickelte
in der Folge gerade in Auseinandersetzung mit dieser Frage ihr gesamtes
Lebenswerk.
Schütte-Lihotzky sah ihre Herausforderung darin, unter Ausnützung
neuer Technologien, standardisierter Massenfertigung, neuer Organisationsformen
Wohnraum zu schaffen, den sich diese Menschen auch leisten konnten.
Ein Prinzip, das die junge Architektin auch auf ihr wohl prominentestes
Projekt, die sogenannte "Frankfurter Küche" anwandte.
1926 war Schütte-Lihotzky nach Frankfurt/Main gegangen, wo sie
sich als Architektin einen Namen machte. Die Planung der "Frankfurter
Küche" bedeutete für Schütte-Lihotzky den endgültigen Durchbruch
als Architektin. Die Frankfurter Küche sollte durch die Berücksichtigung
wissenschaftlicher Prinzipien eine arbeitssparende Haushaltsführung
ermöglichen, womit berufstätigen Frauen eine wesentliche Arbeitserleichterung
zuteil wurde. Rund zehntausendmal wurde "ihre" Küche vom Frankfurter
Hochbauamt im kommunalen Wohnungsbau ausgeführt.
1930 ging Schütte-Lihotzky als Architektin nach Moskau, wo sie
gemeinsam mit Ernst May und seinem Team Industriestädte und soziale
Einrichtungen, insbesondere für Kinder, plante.
1937 verließen Schütte-Lihotzky und ihr Mann die Sowjetunion, beide
entschlossen, sich dem Widerstand gegen die Nazis anzuschließen.
Um internationale Kontakte zu knüpfen, lebten sie in Paris, London
und Istanbul.
1939 trat Grete Schütte-Lihotzky der KPÖ bei. 1940 kehrte sie als
"KPÖ-Kurier " nach Österreich zurück. Nur wenige Wochen nach ihrer
Rückkehr wurde sie gemeinsam mit Erwin Puschmann, dem damaligen
Kopf des kommunistischen Widerstandes in Österreich, von der Gestapo
verhaftet. 20 Monate nach ihrer Verhaftung stand Schütte-Lihotzky
gemeinsam mit Puschmann und vier weiteren Angeklagten vor dem zweiten
Senat des Berliner Volksgerichtshofes . Grete Schütte-Lihotzky
kam mit dem Leben davon: fünfzehn Jahre Zuchthaus lautete ihr Urteil
- für sie damals - "ein Wunder".
Ihre Befreiung durch amerikanische Truppen erlebte Schütte-Lihotzky
am 29. April im Zuchthaus Aichach in Bayern. Nach dem Krieg nimmt
Schütte-Lihotzky sowohl ihre Tätigkeit als Architektin als auch
ihr politisches Engagement wieder auf. Unter anderem arbeitet sie
in Bulgarien, in Cuba und in der DDR.
Ihr politisches Engagement setzt sie in der KPÖ und als langjährige
Vorsitzende des Bundes Demokratischer Frauen Österreichs fort. Dies
war wohl auch der wesentliche Grund, warum Bauaufträge von öffentlichen
Institutionen ausblieben.
Gemeinsam mit ihrem Mann und Professor Weber zeichnet sie für den
Bau des Globus-Hauses in Wien verantwortlich, das für viele Jahre
Sitz der KPÖ war.
Spät erfuhr ihre Arbeit schließlich doch noch - auch von seiten
des offiziellen Österreich - entsprechende Würdigung. 1980 wurde
ihr der Preis für Architektur der Stadt Wien verliehen; 1985 die
Prechtl Medaille der TU-Wien. In der Folge wurde Schütte-Lihotzky
mit der Ehrendoktorwürde mehrerer Universitäten ausgezeichnet. 1988
wurde ihr das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen.
Sie weigerte sich allerdings, das Ehrenzeichen aus den Händen des
damaligen Bundespräsidenten Waldheim entgegenzunehmen. Erst Jahre
später stimmt sie der Verleihung durch Bundespräsident Klestil und
Minister Scholten zu.
1993 ehrte das Museum für Angewandte Kunst (MAK) in Wien die erste
Architektin Österreichs mit einer großen Ausstellung. 1997 wurde
- auf Initiative des MAK - Schütte-Lihotzky-Projektstipendien eingerichtet.
Ziel der Stipendien ist es, Margarete Schütte-Lihotzkys persönliche
und engagierte Bemühungen auch in Zukunft weiterzuführen und junge
ambitionierte Architekten/Innen zu unterstützen und projektbezogen
zu fördern.
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