Langsam
aber sicher entsteht eine lateinamerikanische Alternative zum Internationalen
Währungsfonds (IWF) und der Weltbank. Im kommenden Jahr soll die »Bank
des Südens« mit Sitz in Caracas ihre Arbeit aufnehmen. Dies teilte
der venezolanische Finanzminister Rodrigo Cabezas Ende vergangener Woche in
der venezolanischen Hauptstadt mit. Venezuelas Regierung arbeitet seit Wochen
intensiv an einer baldigen Umsetzung des Projektes, das im Februar dieses
Jahres von den Präsidenten Venezuelas und Argentiniens, Hugo Chávez
und Néstor Kirchner, ins Leben gerufen worden war. Inzwischen haben
sich dem Vorhaben auch Bolivien, Brasilien, Ecuador und Paraguay angeschlossen.
In Uruguay laufen noch die parlamentarischen Beratungen zu einem Beitritt.
Die regionale Entwicklungsbank solle Ende des Jahres eingerichtet werden,
um ihre Arbeit Anfang 2008 aufnehmen zu können, sagte Cabezas nun. Anfang
Oktober sollen dafür die Finanzminister der designierten Gründungsmitglieder
in Río de Janeiro zusammenkommen, schrieb die venezolanische Tageszeitung
Panorama zu Wochenbeginn unter Berufung auf eine Aussage des Ministers vom
Wochenende. Chile werde als Beobachter teilnehmen.
In den letzten Tagen war wieder in Bewegung in den stockenden Gründungsprozeß
gekommen. Der bisherige Wackelkandidat Brasilien gehöre nun zu den Gründungsmitgliedern
der Bank, gab Venezuelas Präsident Hugo Chávez nach einem Treffen
mit seinem brasilianischen Amtskollegen Luiz Inacio »Lula« da
Silva am Donnerstag letzter Woche bekannt.
In Brasilien signalisierte auch der ecuadorianische Präsident Rafael
Correa seine Unterstützung. Correa war mit seinen beiden Amtskollegen
in der nordbrasilianischen Stadt Manaus zusammengekommen. Der ecuadorianische
Staatschef befand sich auf der Rückreise von einem Besuch bei Präsident
Néstor Kirchner in Argentinien, wo ebenfalls über das Projekt
gesprochen worden war. Der intensive Austausch zwischen den Staatschefs der
Region spricht für ein Voranschreiten der kontinentalen Integration,
besonders im Finanz- und Energiesektor. Das Gründungskapital der »Bank
des Südens« beläuft sich auf umgerechnet sieben Milliarden
US-Dollar, die von den Mitgliedsstaaten eingezahlt werden.
Die Gründung der regionalen Entwicklungsbank ist der erste Versuch seit
dem Zusammenbruch des Sozialismus 1990, der Allmacht von IWF und Weltbank
etwas entgegenzusetzen. Die Organisation soll langfristig auch den Staaten
Asiens und Afrikas offen stehen, wo es ähnliche Bestrebungen gibt.
Quelle: Junge Welt, 26.9., Maxim Graubner, amerika21.de
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