KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS
Nachruf auf Gladys Marin, langjährige Generalsekretärin der KP-Chile


An die Kommunistische Partei Chiles

Werte Genossinnen und Genossen!

Erschüttert und mit tiefer Trauer haben wir die Nachricht vom Tod der Genossin Gladys Marin aufgenommen. Sie bleibt das Symbol des unbeugsamen Widerstands gegen die faschistische Diktatur, eine Persönlichkeit, die in unserer Erinnerung und in den Herzen der kommunistischen Bewegung bewahrt werden wird.

Auch in Österreich haben Kommunistinnen und Kommunisten wie auch viele andere Freunde des chilenischen Volkes, die in der Chilesolidaritätsfront zusammengearbeitet haben, ihren Mut und ihre Tatkraft vor, während und nach der Diktatur Pinochets bewundert. Ihr Beispiel war mit prägend für eine ganze Generation von Mitgliedern unserer Partei.

Gladys Marin steht in einer Reihe mit Salvador Allende, Victor Jara, Pablo Neruda und anderen Mitkämpfer und Mitkämpferinnen für die Freiheit, gegen Unterdrückung und Ausbeutung ihres Landes und Lateinamerikas.

Trotz ihrer bereits schweren Erkrankung knüpfte sie noch für die jüngsten Wahlen ein Bündnis der Linken und hinterließ uns die für uns alle gültige Losung: Juntos Podemos !

Liebe Genossinnen und Genossen, nehmt bitte die tiefe Anteilnahme und Solidarität der Kommunistischen Partei Österreichs entgegen.

Walter Baier Irene Filip

Vorsitzender Verantwortliche für internationale Parteibeziehungen

Wien, 8. März 2005

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Aus der Erklärung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chiles

zum Ableben von Genossin Gladys Marín Millie, Präsidentin der Kommunistischen Partei Chiles

Mit großem Schmerz müssen wir bekanntgeben, daß am 6. März 2005 um 1 Uhr morgens, wenige Stunden nachdem sie ins Koma gefallen war, unsere geliebte Genossin Gladys Marín Millie verstorben ist. Nahezu eineinhalb Jahre lang führte sie einen harten Kampf gegen ihre Krebserkrankung. Mit großer Beharrlichkeit, beeindruckte uns Gladys in ihrem beispiellosen Kampf und ließ uns an ihrer Zuversicht, ihrer Hoffnung und Überzeugung teilhaben, daß das politische und soziale Ideal, das sie am Leben hielt, in näherer Zukunft, getragen von den Werktätigen, den Frauen und jungen Menschen realisierbar werde.

Gladys wurde in Curepto, einem ländlichen Dorf in der Region Maule als Tochter der Lehrerin Adriana und des Bauern Heraclio geboren. Sie schloß eine Ausbildung als Grundschullehrerin ab und war mit dem Ingenieur Jorge Muñoz verheiratet, mit dem sie zwei Söhne, Rodrigo und Alvaro hatte.

Die ihr eigene Widerständigkeit ließ sie schon in ihrer Jugend für die Armen Partei ergreifen, sie beteiligte sich aktiv an Alpabetisierungskampagnen in den Armenvierteiln von Santiago. Sie war führend in der Lehrervereinigung Chiles tätig.

Mit 16 Jahren trat sie in die Kommunistische Jugend Chiles ein, deren Generalsekretärin sie später wurde. In dieser Funktion war sie in die Leitung des Jugendwahlkommandos während des Präsidentschaftswahlkampfes von Salvadro Allende im Jahr 1964 integriert, eine Kampagne, in der sie bedeutende Impulse für kulturelle Aktivitäten der Bevölkerung setzte, aus der die Jugendbewegung der Wandmalereien, das Neue Chilenische Lied und die Kampagnen der Freiwilligen-Arbeit im ganzen Land hervorgingen. Diese Aktivitäten erreichten ihren Höhepunkt während der Volksregierung von Salvador Allende.

1965 wurde sie erstmals und bei den Parlamentswahlen 1969 und 1973 erneut zur Abgeordneten gewählt.

Als Generalsekretärin der Kommunistischen Jugend spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Organisierung großer Märsche für die Solidarität mit Vietnam.Einen bedeutenden Beitrag leistete Gladys im Wahlkampf 1970, der in der Wahl Salvador Allendes zum Präsidenten gipfelte.

Im August 1973 nahm Gladys am Weltjugendfestival in Berlin/DDR teil, wo sie unermüdlich die Einmischung der USA anprangerte, die zum Militärputsch am 11. September 1973 führte. Gladys kehrte nur wenige Tage zuvor nach Chile zurück.

Gladys stand auf der Liste der 100 von der Militärjunta am meisten gesuchten Personen. Im Jahr 1974 suchte sie auf Anweisung der Parteiführung in der Botschaft der Niederlande um Asyl an und ging ins Exil, wo sie die Verbrechen der Diktatur anprangerte und am Aufbau einer breiten, weltweiten Solidaritätsbewegung mitarbeitete.

Im Exil erreichte sie im Mai 1976 die Nachricht von der Verhaftung ihres Gatten durch die Geheimpolizei. Sein weiteres Schicksal ist, wie das weiterer Mitglieder der illegalen Parteiführung bis heute nicht bekannt.

1978 kehrte Gladys illegal nach Chile zurück, wo ihr die schwierige Aufgabe zufiel die illegale Inlandsleitung der Partei zu übernehmen und zu reorganisieren. Ab 1984 spielte sie in der unter streng konspirativen Bedingungen wieder funktionierenden Politischen Kommission eine entscheidende Rolle. 1994 wurde sie zur Generalsekretärin der Partei gewählt.

Einen entscheidenden Schritt im Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit in der Frage der Menschenrechte stellt die von unserer Genossin angeführte erste Klage vom 12. Jänner 1998 gegen Pinochet dar.

Ende 1998 wurde Gladys zur Präsidentschaftskandidatin der Linken proklamiert, mit dem Ziel, so dem Prozeß einer Alternative zum Neoliberalismus einen Impuls zu geben und sie aufzubauen. Es war dies eine wichtige Voraussetzung für das, was unter neuen Bedingungen, heute mit dem Bündnis PODEMOS (Demokratische und Soziale Kraft) und der breiten Einheit mit anderen politischen Organisationen als Alternative zum Neoliberalismus entstanden ist.

Im November 2002 wurde Gladys Marín zur Präsidentin der Kommunistischen Partei Chiles gewählt.

Zum 30. Jahrestag des Militärputsches, am 11. September 2003, hielt Gladys bei den Gendenkfeiern für Salvador Allende vor tausenden eine sehr bedeutende Ansprache. Zu diesem Anlaß erhielt sie auch die ihr gebührende Anerkennung für ihren Mut und ihre Konsequenz als unermüdliche Kämpferin für Demokratie und soziale Gerechtigkeit, die stets ihren aktiven Beitrag für den Aufbau einer neuen Alternative zum neoliberalen System leistete.

Im September 2003 wurde bei Gladys ein bösartiger Gehirntumor entdeckt. Nach Operationen und Behandlungen in Schweden und Kuba kehrte sie immer wieder in ihr Land zurück.

Gladys Marín lebte ihr Leben in und mit dem Volk. Die Bewunderung für sie lag in ihrem Agieren, das auf der ständigen Identifaktion mit den Kämpfen, Hoffnungen, Notwendigkeiten und Leiden der Werktätigen, der Frauen, den jungen Menschen, den indigenen Völkerung und der sexuellen Diversität beruhte.

Der Beitrag von Gladys Marín für die Einheit der Linken, die prinzipielle Rolle der Werktätigen im gesellschaftlichen Leben wie auch die Bildung einer breitesten antineoliberalen Einheit sind das Erbe, das wir Kommunistinnen und Kommunisten bewahren werden, ohne uns jemals von dem durch ihr Beispiel vorgegebenen Weg abbringen zu lassen.

Mit Gladys: "Mil Veces Venceremos"

(Übersetzung bzw. Zusammenfassung: Irene Filip)

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