KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Jürgen Enser,
Telekom Kunden Informationscenter Linz,
VPA-Mitglied Telekom Dienste/Vertrieb OÖ
GLB-Telekomsprecher
Mail juergen.enser@telekom.at

Dem neoliberalen Börsenwahn verfallen

Gezielt auf die Zerstörung einer geordneten Betriebskultur und die völlige Demotivierung der Beschäftigten arbeitet der völlig dem neoliberalen Börsenwahn verfallene Vorstand der Telekom Austria (TA) mit seinen Plänen zum Börsengang und der damit verbundenen Umstrukturierung des Unternehmens hin. Nur so und nicht anders läßt sich die Entwicklung der letzten Monate und die für die Zukunft bekannten Pläne interpretieren. Wir beschäftigte Kolleginnen und Kollegen müssen für die Dividende der Aktionäre bluten, lautet die Devise von Vorstand, Aufsichtsrat und Regierung.

Allen Bedenken zum Trotz sollen bereits im November 25 Prozent der TA an die Börse gebracht werden, entschied der Aufsichtsrat am 25. Juli 2000, neun Monate später ist ein weiterer Börsengang geplant. Der erwartete Erlös von 30 Mrd. S soll zur Abtragung des der Telekom bei der gemeinsam mit der Post erfolgten Ausgliederung aus dem Bundesbudget von der Regierung aufgebürdeten Schuldenrucksackes von 80 Mrd. S verwendet werden.

Uns will man nun mit einer Mitarbeiterbeteiligung ködern. Ziel dieser, auch von den ÖVP-Gewerkschaftern unterstützten, Transaktion ist es, daß wir unseren eigenen Arbeitsplatz „mitvernichten“.

Nicht weit her ist es zudem mit den Plänen von Finanzminister Grasser (FPÖ) die TA-Aktie zu einer „Volksaktie“ zu machen. Laut Gallup-Chef Karmasin würden nur Besserverdiener Aktien erwerben, nur 28 Prozent der Befragten erklärten eine TA-Aktie kaufen zu wollen.

Bedenken gegen den Börsengang gibt es mehrfach: Der Wettbewerb im Telekombereich hat sich enorm verschärft, sodaß ein Kursverfall nicht ausgeschlossen werden kann. Zudem hat sich die Telecom Italia im Vertrag ihrer 25-Prozent-Beteiligung an der TA eine saftige Abschlagszahlung vorbehalten, sollte der Ausgabekurs der künftigen TA-Aktien unter 75 Prozent des Kurses der von der Telecom Italia erworbenen Aktien liegen. Und die erwarteten 30 Mrd. S werden vielfach als überhöht eingeschätzt.

Um unser Unternehmen für die künftigen Aktionäre attraktiv zu machen, soll die TA „kostenmäßig abgespeckt“ werden, wie der dem neoliberalen Börsenwahn verfallene Vorstand in einem Rundschreiben verkündet. Für eine sogernannte „Personalrestrukturierung“ soll das TA-Personal in eine eigene Personalgesellschaft, also einer konzerneigenen Leasingfirma, ausgliedert werden. Ein Vorhaben, das von den Personalvertretern im Aufsichtsrat abgelehnt wurde, liegt die dahinter stehende Absicht doch zu deutlich auf der Hand.

Wie der Vorstand scheinheilig beteuert sollen die Kolleginnen und Kollegen „weiterhin die ihnen übertragenen Aufgaben“ für die TA wahrnehmen. In einem „weiteren Schritt“ sollen jedoch Mitarbeiter in die TA „zurückgeholt“ und für die verbleibenden „neue Aufgaben“ gefunden werden. Im Klartext geht es dabei die pragmatisierten Beschäftigten, die man mit dieser Ausgliederung weichklopfen und zum Verzicht auf die Pragmatisierung erpressen will.

Bekanntlich plant der Vorstand schon seit längerem 5.000 Arbeitsplätze, das sind rund ein Drittel der derzeit 15.400 TA-Beschäftigten, bis 2005 zu vernichten. Dazu wird entgegen allen von Politik und Medien verkündeten Wehklagen über Frühpensionierungen auch das Modell des „Vorruhestands“ bemüht, wobei für die bereits davon betroffenen Beschäftigten durch die Pensionsreform der Regierung nach Ablaufen des Vorruhestandes vor dem künftigen Pensionsantrittsalter ein Loch entsteht. Die Kosten für diesen Personalabbau betragen 5 Mrd. S und werden bereits in die Bilanz 2000 übernommen, sodaß diese nach einem Überschuß von 3.5 Mrd. S 1999 heuer ein minus von 5 Mrd. S aufweisen wird.

Für uns Mitarbeiter erhöht sich der Arbeitsdruck in einer unvorstellbaren Art und Weise, muß doch von immer weniger Personal ein immer größeres Arbeitsvolumen geleistet werden. Und für die Zukunft drohen weitere negative Überraschungen, denn so die Mitteilung, „die Abstimmung zwischen den Aktionären und dem Vorstand wird intensiver und findet in kürzeren Intervallen statt“. Im Klartext fordert der Vorstand noch rigidere Aufträge der TA-Aktionäre um noch mehr Druck zum Herausschinden größerer Dividenden machen zu können!

Die Entwicklung der Telekom Austria ist aber letztlich vor dem Hintergrund der neoliberalen Deregulierung zu sehen, die sich seit dem gerade von Gewerkschaft und SPÖ gegen alle Bedenken massivst betriebenen EU-Beitritt Österreichs zunehmend verschärft und die Beschäftigten zum Spielball der Profitinteressen macht.

Gewerkschaft und Personalvertretung haben mit ihrer Zustimmung zu den bisherigen Maßnahmen, angefangen von der Ausgliederung aus dem Budget über die Beteiligung der Telecom Italia bis zum geplanten Börsengang den heutigen Zustand mitzuverantworten. Notwendig ist daher eine klare Gegenposition, welche sich von den „Sachzwängen“ befreit und ausschließlich auf die Vertretung der Interessen der Beschäftigten mit einer klaren Absage an jede Arbeitsplatzvernichtung und den zunehmenden Arbeitsdruck konzentriert, wie wir vom Gewerkschaftlichen Linksblock sie vertreten.

  • Wir verlangen eine klare und unmißverständliche „Sprache“ von Gewerkschaft und Personalvertretung!

  • Der starrköpfige Verzicht auf jegliche Mitteln des Widerstandes zerstört die Durchsetzungskraft der Gewerkschaft!



Aktuelles:


KPÖ Oberösterreich: Jetzt Unterstützungserklärung unterschreiben!
(14.7.2021)

...mehr


Die Europäische Linke fordert einmal mehr das Ende der Blockade gegen Kuba
(13.7.2021)

...mehr


Die neue Juli Volksstimme 2021 ist da!
(13.7.2021)

...mehr


KPÖ Graz: Unsere Kandidatinnen und Kandidaten für Graz
(10.7.2021)

...mehr


38. Parteitag der KPÖ: In der ältesten Partei Österreichs übernehmen Junge das Ruder
(21.6.2021)

...mehr

Volksstimme - Politik & Kultur - Zwischenrufe links