KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Claudia Krieglsteiner,
Landessekretärin der KPÖ-Wien
Mail wien@kpoe.at 

Kosmos-Frauen-Widerstand

Vor ziemlich genau zwei Jahren haben wir – noch nicht wissend, daß wir Kosmos-Frauen werden würden – nach langen Verhandlungen und Hingehaltenwerden das ehemalige Pornokino Rondell besetzt. An diesem Ort, der jahrzehntelang einer ganz anderen – gegensätzlichen – Bestimmung diente, entstand kulturelles und politisches Leben von Frauen für Frauen, an dem auch Männer solidarischen Anteil hatten. Es entstand Auseinandersetzung über unsere Ansprüche, über politische Strategien und Vorstellungen über Kulturschaffen, die ohne Ausgrenzung auskam, in die sich einbrachte, wer mit dem allgemeinsten Ziel einverstanden war: "Die nackte Wahrheit, Frauen brauchen Raum." Für die Wochen der langen Tage und Nächte im Rondell hatten wir uns Raum erobert, "Link" wurde vom Begriff zum real existierenden Netz von Verbindungen.

Doch es kam anders: Nun ist, nun wird Frauenraum im Kosmos, in welchem für mich zwei wesentliche Erfahrungen aufgehoben sind. Die eine Erfahrung: Daß wir, wenn wir gemeinsam kämpfen, siegen können; daß wir mit dem nötigen Selbstbewußtsein und der erforderlichen Radikalität, mit Schläue und Solidarität erreichen können, was wir uns als Ziel gesetzt haben. Aber auch die andere Erfahrung: Daß unsere Erfolge prekär sind – und bleiben, weil unser Leben prekär ist und bleibt, solange die herrschenden gesellschaftlichen Strukturen bleiben wie sie sind. Bei aller Polarisierung in der aktuellen politischen Situation: Wer am neoliberalen Grundkonsens, an der heiligen Dreifaltigkeit von Markt, Macht und Mobilität auch nur kratzt, geschweige denn zu rütteln wagt, wird mit Ausgrenzung, mit „Nicht dazu gehören”, mit „Nicht gehört werden” bestraft. Denn obwohl wir Kosmos Frauenraum nun haben und nutzen können, finden wir uns unter der Hand wieder in der Position der Wartenden. Als sei Warten eine natürliche Eigenschaft von Frauen. Warten auf Entscheidungen von Männern – oder von Frauen in Männerfunktionen, bei denen dann bereits die Bezeichnungen Mühe machen: Frau Bundesparteiobmann, Frau Landeshauptmann, Frau Vizekanzler ... Und weil wir dieses Warten mit den bildlich dazugehörenden Händen im Schoß verweigern und statt dessen Tun, werden wir von Frauen zu lästigen Personen, mit denen man in den Institutionen der Entscheidungen nichts zu tun haben möchte ...

Ich wünsche mir, daß Kosmos der Raum wird, in dem wir diese beiden Erfahrungen hüten, an ihnen arbeiten, mit künstlerischen und politischen, feministischen und sozialen Mitteln, historischen und aktuellen Bezügen, listig und widerständig. Gerade in der Konfrontation mit der Lumpheit, der Dumpheit der jetzigen Regierung, die nicht aus dem Nichts über das Land hereingebrochen ist, entsteht die Notwendigkeit, die österreichische Gesellschaft neu zu denken.

Rede bei der Eröffnung von Kosmos Frauenraum

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