KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Mag. Dietmar Zach,
Öffentlichkeitsarbeitsreferent der KPÖ
Mail zach@kpoe.at 

Internet – Revolution der Kommunikation

In den letzten Jahren hat sich die zwischenmenschliche Kommunikation radikal verändert - E-Mails sind vielfach an die Stelle des handgeschriebenen Briefes oder des Fax getreten. Telefonnummern über das Internet abzurufen oder Streckenpläne der ÖBB ausfindig zu machen, gehört zum Alltag. Telefonieren, ohne dabei seine GesprächspartnerInnen am Bildschirm zu sehen, wird vielleicht schon bald undenkbar sein. Tatsache ist, daß sich die Medien- und Kommunikationsindustrie in einem Umbruchsprozeß befindet, welcher in seiner Bedeutung wahrscheinlich weit über die Erfindung des Buchdrucks hinausgeht. WissenschaftlerInnen, VerkaufsstrategInnen der Hard- und Softwareindustrie sowie Computer-Freaks prophezeien, daß die neue Technik unser Leben vollständig verändern wird.

Militärische Interessen und neue Technik

Der Ursprung des Internets liegt in der Mitte der 60er Jahre als das amerikanische Militär das Problem lösen wollte, die Kommunikation auch in einem Atomkrieg, bei Zerstörung großer Teile des Telefon- und Kommunikationsnetzes, aufrecht zu erhalten. Es wurde eine Technologie entwickelt, die elektronische Nachrichten in kleine Pakete zerlegt und über Netzwerke mit vielen Knoten verschickt. In den 70er und 80er Jahren wurde das Internet nur in militärischen und akademischen Bereichen genutzt. Durch die weite Verbreitung von PCs, leistungsfähigere Netze und einfach zu bedienende Software ist seit Anfang der 90er Jahre ein explosionsartiges Wachstum festzustellen. 1993 wurden 3 Mio, Ende 1997 mehr als 100 Mio. Internet BenutzerInnen gezählt, für Juni 1999 schätzt man 179 Mio weltweite Internet-BenutzerInnen. Technisch betrachtet ist das Internet das weltweite Netzwerk unterschiedlichster Computer, die über ein bestimmtes Kommunikations-Protokoll (TCP/IP) miteinander verbunden sind. Auf dieses Protokoll bauen verschiedene Dienste auf – das World Wide Web (WWW), E-Mail und Newsgroups bzw. Diskussionslisten.

Mehrweg – statt Einbahnkommunikation

Das Internet hat sowohl den Charakter eines Massenmediums als auch Funktionen, die zur individuellen Kommunikation genutzt werden können. Anders als bei traditionellen Kommunikationsnetzen ist das Internet dezentral organisiert und hat keinen Eigentümer. Das Internet ist insofern als demokratieförderliches Medium anzusehen, da es POTENTIELL jeden Menschen in noch nie dagewesener Weise an der Informationsfülle der Welt partizipieren läßt. Die Beschaffung von Informationen ist von jedem Ort aus, an dem sich ein ans Netz angeschlossener PC befindet, durchführbar.

Via Netz findet man Zugang zu Literatur, zu wissenschaftlichen Arbeiten aus aller Welt und zu Schriften, die normalerweise nie oder nur in sehr kleinen Auflagen bei unbekannten Verlagen publiziert worden wären. Alle bisherigen technischen Medien, wie TV oder Radio, ließen zwischen ProduzentIn und KonsumentIn keine Wechselwirkung zu. Das Internet ist demgegenüber das erste Medium, das den BenutzerInnen nicht nur die Möglichkeit bietet, Information zu konsumieren, sondern auch selbst – absolut unbürokratisch – Informationen einzubringen und zu verbreiten.

Im Internet kann potentiell jedeR nach Belieben publizieren und eine große LeserInnenschaft erreichen, ohne erst einen Verleger suchen, hohe Kosten für den Druck auf sich nehmen zu müssen oder darauf zu hoffen, daß der LeserInnenbrief, den man veröffentlichen möchte, von der Redaktion genehmigt wird. Im Internet haben alle die Möglichkeit, ihre Meinung frei zu äußern. Für eine optimistische Einschätzung ergibt sich durch das Wegfallen der Kontrollinstanzen, daß sich auch soziale Unterschiede nivellieren: Texte von Laien stehen gleichberechtigt neben den Produkten sogenannter „ExpertInnen“. Der/die LeserIn selbst entscheidet darüber, welche Beiträge ihm/ihr wichtig sind und welche nicht. Neben der Chance, sich zu einzelnen Themen äußern zu können, bietet das Internet auch die Möglichkeit, selbst ein Diskussionsforum zu einem speziellen Thema zu initiieren.

Politik im Internet – Möglichkeiten und Grenzen

Zu erwarten und zu befürchten ist, daß eine Kommerzialisierung des Netzangebotes stattfindet. Was politische Information und Diskussion betrifft, lassen sich zwei Angebotsgruppen ausmachen. Es dominieren Angebote und Projekte des „politischen Marketings“, es geht vorwiegend um Meinungsbildung, nicht um Partizipation. So sind nun zwar der Kanzler und die Ministerien über E-Mail erreichbar, Diskussionsforen und Newsgroups existieren jedoch nicht. Aber auch sogenannte „Gegenöffentlichkeiten“, wie beispielsweise Nicht-Regierungsorganisationen aus dem Umweltschutz- und Menschenrechtsbereich, artikulieren ihre Interessen immer stärker im Netz.

Die Frage, ob das Internet emanzipatorische Möglichkeiten eröffnet, wird umstritten bleiben. Die KritikerInnen des Internets weisen auf die weiterhin bestehende Kluft zwischen „Info-Rich“ und „Info-Poor“ hin. National und staatenübergreifend zeigt sich nämlich ein Gefälle hinsichtlich der Verfügbarkeit über Informations- und Kommunikationssysteme zwischen den Geschlechtern einerseits und Armen und Reichen andererseits. In den Industrieländern wird das Internet hauptsächlich von Schichten mit höherem Einkommen und besserer Bildung - vorwiegend Männern – genutzt, während die Bevölkerung in vielen Entwicklungsländern gänzlich vom Zugang zum Internet ausgeschlossen ist. KritikerInnen weisen auch auf die staatlichen Überwachungsmöglichkeiten durch die zunehmende Vernetzung personenbezogener Daten und elektronischer Kommunikation hin.

Zusammenfassend läßt sich festhalten: Das Internet birgt sowohl demokratische und emanzipatorische Potentiale als auch Risken in sich. Seine Gestalt und zukünftige Entwicklung ist nicht durch seine Technologie determiniert, sondern wird in einem bestimmten kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Umfeld entwickelt. Damit das Internet nicht ein Medium der Eliten bleibt, ist der Zugang zu elektronischen Medien für alle Bevölkerungsschichten zu sichern, z.B. durch günstige On-Line-Tarife, den Ausbau von Public Access Points und der Förderung der notwendigen technischen und kommunikativen Kompetenzen. Vom Internet sind keine demokratischen Revolutionen im Selbstlauf zu erwarten. Politische Initiativen und Parteien werden aber auf das Potential, welches das Medium für die Diskussion und Durchsetzung von Interessen bietet, nicht verzichten können.



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