KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

Blutige Bananen

Bananenplantagen-ArbeiterInnen in Ecuador sehen sich einer Welle von Gewalt, Einschüchterung und illegalen Kündigungen gegenüber, seitdem sie versuchen, ihr Recht auf gewerkschaftlichen Zusammenschluss und Streik durchzusetzen.

Ecuador, das lateinamerikanische Land am Äquator, auch für die Schildkröten auf den Galápagos-Inseln bekannt, ist der weltweit größte Bananen-Exporteur. Über 220.000 Menschen arbeiten dort auf den Plantagen. Nicht wenige dieser ArbeiterInnen wollten sich mit den miserablen Zuständen nicht mehr abfinden und beschlossen, sich zur Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen gewerkschaftlich zu organisieren. Erster wichtiger Schritt in dieser Richtung war der seit über 20 Jahren größte Streik in der Branche, welcher Ende Februar auf den Plantagen "Los Álamos" des Noboa-Konzerns stattfand und von Gewerkschaften in ganz Lateinamerika mit höchstem Interesse verfolgt wurde. Der Noboa-Konzern, nach Chiquita, Dole und Del Monte viertgrößter Bananen-Produzent der Welt, dessen Geschäftstätigkeit 7 % des ecuadorianischen Bruttoinlandsprodukts ausmacht, verkauft seine Früchte unter dem Markennamen "Bonita". Eigentümer ist Herr Álvaro Noboa Pontón, reichster Mann Lateinamerikas, Vetter des amtierenden Präsidenten von Ecuador Gustavo Noboa Bejarano und selbst Kandidat bei den Präsidentenwahlen im kommenden Oktober.

Die Streikforderungen lauteten auf Bezahlung der Überstunden, Sozialversicherung, faire Löhne, Arbeitsplatzsicherung und Anerkennung der neu gegründeten Gewerkschaften. All diese Punkte sind übrigens im ekuadorianischen Recht durchaus vorgesehen. Noboa reagierte zunächst mit illegalen Massenentlassungen und ließ die Plantagen von einem privaten Sicherheitsdienst überwachen, der noch dazu von der Polizei unterstützt wurde. Einige ArbeiterInnen mussten zwar wieder eingestellt werden, andere aber - unter ihnen viele GewerkschafterInnen - bleiben weiterhin ohne Arbeit.
Ziemlich zeitgleich mit der Veröffentlichung eines 114-Seiten-starken Berichts von Human Rights Watch, der sich mit der massiven Behinderung von gewerkschaftlichen Aktivitäten und mit Kinderarbeit auf Bananenplantagen in Ecuador unter gefährlichen Bedingungen auseinandersetzt, erfolgte die Anerkennung von drei Gewerkschaften von "Los Álamos" durch das Arbeitsministerium. Es sind diese die ersten unabhängigen Zusammenschlüsse von Bananenplantagen-ArbeiterInnen in Ecuador seit den siebziger Jahren.

Die Lage auf "Los Álamos" spitzte sich jedoch zu. Anfang Mai wurden drei Gewerkschaftsaktivisten ohne Rechtsgrundlage gefeuert, woraufhin ein Solidaritätsstreik ausgerufen wurde. Die Streikenden ersuchten dabei um Polizeischutz für ihre Aktionen, weil das kommende Unheil wohl vorauszuahnen war. Im Morgengrauen des 16.Mai stürmten schließlich über 200 vermummte und bewaffnete Männer (manche schätzten ihre Zahl sogar auf 400) die Schlafräume der Streikenden auf den Plantagen, schlugen mit ihren Gewehrkolben auf sie ein, beschimpften sie, plünderten die Unterkünfte und drohten die ArbeiterInnen zu töten und anschließend in den Fluss zu werfen. Die Banditen blieben in der Folge auf "Los Álamos". Erst zu Mittag traf die Polizei mit ganzen sechs Mann ein, natürlich ohne etwas auszurichten. Am Nachmittag wurden die Streikenden von ihren Peinigern aufgefordert, das Gelände bis 18:30 Uhr zu verlassen. Andernfalls würden sie mit Gewalt vertrieben. Als kurz nach 18:00 Uhr kein Anzeichen eines Aufbruchs zu sehen war, eröffneten die Vermummten das Feuer. Glücklicherweise kam niemand im Kugelhagel um, doch zahlreiche Menschen wurden verletzt, darunter ein Polizist, was vielleicht der einzige Grund war, dass von Seiten der Polizei nun Verstärkung entsandt wurde. Diese war gegen 20:00 Uhr zur Stelle und nahm zwanzig Männer aus der schießwütigen Bande fest.
Ein Arbeiter hatte indessen durch einen Beinschuss sehr viel Blut verloren und benötigte dringend eine Transfusion. Diese wurde ihm zunächst mit dem Hinweis verwehrt, dass der Dienstgeber verabsäumt habe, die Sozialversicherungsbeiträge einzuzahlen. Erst als eine ArbeiterInnenorganisation als Bürge auftrat, erhielt der arme Mann die nötige medizinische Betreuung. Das verwundete Bein musste ihm aber schließlich abgenommen werden.

Günther Wersching

www.hrw.org
www.amnesty.at/gruppe/gew
www.waronwant.org
www.summersault.com

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