KOMMUNISTISCHE PARTEI ÖSTERREICHS

An Zynismus nicht zu überbieten

Von Roland Steixner (28.7.2011)

oder: von der Beißwut eines Königstigers

Über die Anschläge in Norwegen ist schon einiges geschrieben worden. Man möchte meinen, dass es nun zu einer kritischen Reflexion über die Wirkung so mancher Sprüche wie „Abendland in Christenhand“ oder „Dahaam statt Islam“ kommen würde. Aber weit gefehlt. Die hartgesottenen „Islamkritiker“ gehen vielmehr zum Gegenangriff über und attestieren denjenigen, die nun an den Hasspredigern Kritik üben, „Scheinheiligkeit“.

Ein besonderes Kunstwerk in dieser Hinsicht ist ein Kommentar von Werner Königshofer. Der FPÖ-Abgeordnete zum Nationalrat schafft es in einer rhetorischen Meisterleistung, alle -ismen in einen Topf zu werfen. Dass die von ihm genannten „nationalen und sozial eingestellten Menschen“ eigentlich unter der Kategorie „Faschismus, Nazismus und Rechtsextremismus“ zu zählen sind, verschweigt uns der Autor geflissentlich.

Schließlich sei es ja ein himmelweiter Unterschied, ob ich jetzt wirklich „national“ bin, sodass mir „mein Volk“ nun näher steht als z.B. die türkische Kollegin, mit der ich tagtäglich zu tun habe, oder ein Rechtsextremist, der ja genau das gleiche denkt und vielleicht seinem Denken Taten folgen lässt.

Das wahre Geschick des Herrn Dr. Königshofer erschließt sich dem/der LeserIn erst, wenn er/sie sich die Mühe macht, das Konvolut weiter zu lesen. Es sei schließlich „perfide, die Opfer dieser wahnsinnigen Bluttat für politische Zwecke zu instrumentali­sieren“, heißt es da. Und dann kommt´s:

„Im Angesicht dieser schrecklichen Ereignisse in Norwegen sollte man in ganz Europa einmal tiefgehender über den Wert des menschlichen Lebens nachdenken. Auch darüber, dass in Europa jedes Jahr Millionen ungeborener Kinder schon im Mutterleib getötet werden. Dieser millionenfache Kindesmord scheint für uns und unsere Gesellschaft schon zum täglichen Alltag zu gehören. Man weiß es, aber man spricht nicht mehr darüber. Die veröffentlichte Meinung hat auch in Österreich die Fristenlösung zum Tabu erklärt. Wer daran rüttelt, wird zur gesellschaftlichen persona non grata erklärt.“

Jetzt ist die Katze aus dem Sack (oder sollen wir besser Tiger sagen?). Die weitaus schlimmeren Mörder seien also diejenigen, die Menschen töten, die noch gar nicht auf der Welt sind. Wenn das nicht ein Bodycount der grauslichen Art ist!

Herr Dr. Königshofer, Sie instrumentalisieren den Mord an den Jugendlichen in Norwegen in schamlosester Weise, aber vielleicht merken Sie das nicht mal? Wer aber im Glashaus sitzt, sollte nun wahrlich nicht mit Steinen werfen!

Link: Zitatenquelle

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